Biosphärenprojekt Oberschwaben-Allgäu vor dem Aus?

von Michael Freiherr von Lüttwitz (Kommentare: 0)

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  • Der Ausstieg aus dem Prüfprozess ”Biosphärengebiet” stand auf der Tagesordnung des Bad Wurzacher Stadtrats.
  • Bad Wurzach als Kerngebiet des Projekts ”Biosphärenreservat” hat Strahlkraft nach außen.
  • Viele Menschen wollen keine ”Indianer” im “Biospärenreservat” sein.
  • Ein Meer von Bedenken stand den vermeintlich wenigen Vorzügen des Projekts gegenüber.
  • Nach ausführlicher Diskussion im Bad Wurzacher Stadtrat fiel eine klare Entscheidung.

Im Koalitionsvertrag der Landesregierung von Baden-Württemberg wurde die Entwicklung des Biosphärenreservats Allgäu-Oberschwaben am 11. Mai 2021 festgeschrieben. Manfred Lucha, (Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg), und Petra Krebs von ”Bündnis 90/Die Grünen” waren die Initiatoren des Biosphärenschutzprojektes. Die CDU schloss sich unter der Federführung von Manuel Hailfinger (MdL) dem Projekt an. Er argumentierte damals: ”Wenn wir alle Beteiligten vor Ort miteinbeziehen und sie es auch wollen, dann wird das Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben, wie auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald, ein großer Erfolg werden.”

Nach über vier Jahren, in welchen ein Prüfprozess seitens der maßgebenden Behörde stattfand, sollte im Herbst 2025 eine Entscheidung durch die betroffenen Gemeinden per Abstimmung herbeigeführt werden. Dieser Termin wurde jedoch von Verwaltungsseite auf das Frühjahr 2026 verlegt. Um aus Behördensicht das Projekt zu einem Erfolg zu führen, tingelten die Befürworter des Biosphärenreservats landauf, landab durch die Gemeinden und versuchten die Betroffenen von den scheinbaren Vorteilen zu überzeugen. Der Schuss ging in Bad Wurzach nach hinten los, denn die Bürger haben längst erkannt, dass sie von der Politik über den Tisch gezogen werden. Das Establishment hat zwischenzeitlich mehr und mehr von seiner Deutungshoheit verloren. Der aufgeklärte Bürger fällt auf die Lügen der Politik nicht mehr herein.

Eine Gegenorganisation zum Biosphärenprojekt, ”Die Allianz für Oberschwaben-Allgäu”, zeigte unter dem Motto ”Vernunft statt Bürokratie, Vernunft statt Fremdbestimmung - nein zum Biosphärengebiet!” die gewaltigen Nachteile für die Bevölkerung, das Gewerbe, die Industrie, die Infrastruktur usw. auf. Auch stattzeitung.org berichtete darüber in “Wie “Indianer” im Biosphärenreservat: Ein ökosoziales Experiment?”.

Zum Showdown kam es am 13. Oktober 2025 im Stadtrat Bad Wurzach. Diese Gemeinde liegt im zentralen Fokus des Projekts, denn sie stellt mit ihrem zusammenhängenden Moorgebiet den Mittel- und Ausgangspunkt des Biosphärenreservats. Wenn die zentrale Gemeinde nicht mitmachen sollte, würde im Grunde das ganze Projekt keinen Sinn mehr machen. Dann dürften auch die umliegenden Gemeinden, welche das Projekt sowieso großteils kritisch betrachten, wie Dominosteine fallen.

Weil die Vorstellung des Projekts nach über vier Jahren immer noch vor sich hin dümpelt, und die Menschen in Bad Wurzach Klarheit über ihre Zukunft haben wollen, beantragte die CDU einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Prüfprozess, was einer Absage an das Biosphärenreservat gleichkommt. Nachdem der grüne Flügel des Stadtrats die Abstimmung erfolglos zu verhindern versucht hatte, wurde das Projekt nochmals von einem Befürworter und einem Widersacher ausgeleuchtet.

Die Darstellung des Projektbefürworters wirkte alles andere als professionell. Der Vertreter der Gegenseite fuhr nicht mit irrealen Vorstellungen wie sein Vorredner auf, sondern mit knallharten Fakten. Er brachte zum Ausdruck, dass von offizieller Seite vieles verschweigen wird, die staatliche Förderung unterirdisch ist, wodurch die Gemeinden massiv finanziell belastet werden, die Bürokratie eine Aufblähung erfährt und eine Fremdsteuerung die Eigeninitiative der Gemeinden ersetzt. Alles, was unter zentraler Steuerung des Biosphärenprojekts stattfinden soll, können die Gemeinden in Eigenregie selbst nach ihrem Gusto umsetzen, resümierte der Gegner des Projekts.

In seinem Sinne äußerten zahlreiche Vertreter des Stadtrats gleiche und ähnliche Bedenken gegen das Projekt, da es nach deren Ansicht überall zu Einschränkungen führt. Selbst die bei einem Biosphärenprojekt erstmals eingebaute Ausstiegsklausel wurde als problematisch dargestellt, weil sie intransparent ist und sogar zu Regressansprüchen führen könnte. Es war deutlich zu spüren, die Menschen wollen Selbstbestimmung und keine Fremdbestimmung. Vor allem wollen sie auch keine ausufernde Bürokratie, die unweigerlich mit dem Projekt gekommen wäre. Die finanzielle Langzeitbelastung steht in keinem Verhältnis zu den angeblichen Vorzügen des Projekts, die bei näherer Betrachtung gar keine sind.

Die Bürgermeisterin Alexandra Scherer, führte aus, dass sie einen ganzen Berg an Unterschriftlisten von Landwirten, Unternehmern, Gewerbetreibenden usw. vorliegen habe, die sich massiv gegen das Biosphärengebiet ausgesprochen haben. Letztlich resümierte sie: ”Wenn ein Projekt nach vier Jahren nicht überzeugen kann, ändert sich an diesem Zustand auch in Zukunft nichts mehr.”

Mit Spannung wurde dann im proppenvollen Kurhaus, welches aufgrund des sich abzeichnenden öffentlichen Interesses wegen seines großen Fassungskontingents gewählt wurde, die Abstimmung erwartet. Mit 17 zu 4 Stimmen wurde das Biosphärenprojekt der Landesregierung für den Kreis Bad Wurzach abgelehnt und damit politisch beerdigt. Tosender Applaus von den Zuschauerplätzen zeigte den Verantwortlichen im Stadtrat, dass sie richtig abgestimmt hatten, nämlich für die Bürger und gegen ein Establishment, das mit dem Projekt eine zentrale Steuerung einer ganzen Region angestrebt hatte. Letztlich ist das Biosphärenprojekt kein Naturschutzprojekt, sondern ein knallhartes ökosozialistisches Experiment für eine Umgestaltung der Gesellschaft – und die Gesellschaft aus Bad Wurzach hat nein dazu gesagt.

Bleibt abzuwarten, ob die Landesregierung Baden-Württemberg aufgibt, da ohne Bad Wurzach das Projekt sinnlos erscheint, oder ob sie das Projektgebiet verkleinert und auslagert, wobei auch dabei ein Flickenteppich entstehen würde, denn zahlreiche andere Gemeinden wollen ebenfalls kein zentralistisch geführtes Biosphärenreservat. Es wäre sicherlich nicht verkehrt, wenn Baden-Württemberg das ursprünglich grüne Projekt zu Grabe tragen würde, das dürfte allen Seiten zum Vorteil gereichen, denn der neue Wind der Vernunft erfasst das Bundesland Baden-Württemberg mehr und mehr.



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