Windradprojekt im Altdorfer Wald kann die Gefahr der Grundwasserverunreinigung nicht ausschließen.

von Michael Freiherr von Lüttwitz (Kommentare: 0)

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  • Forum Energiedialog veranstaltete einen Infoabend zu Hydrologie und Windräder.
  • Zwei Geologen sahen das vorgesehene Windradprojekt kritisch, einer nicht.
  • Grundwasserverunreinigung bei einer Verseuchung ist nahezu irreparabel.
  • Bundesweit verschlucken Windräder mehr Fläche als alle Industriegebiete.
  • Windräder werden gebaut, aber über ihre Schadwirkung wird kaum geforscht.

Im Frühjahr veranstaltete das Forum Energiedialog einen live gestreamten Informationsabend zur Thematik Wasserschutz und Windenergie im Altdorfer Wald. Die Sirgensteinhalle im Veranstaltungsort Vogt war voll besetzt, denn die Kritik am Windparkprojekt im Altdorfer Wald ist immens. Aus diesem Grund hatte das Forum Energiedialog drei Geologen eingeladen, um mit ihren Impulsvorträgen und anschließender Diskussion das breite Meinungsspektrum zu diesem Thema mit Fakten zu bereichern.

Prof. Dr. Nico Goldschneider vom Karlsruher Institut für Technologie, Dr. Hermann Schad vom Zweckverband Wasserversorgung Baienfurt-Baindt und Dr. Martin Brodbeck, geschäftsführender Gesellschafter des beauftragten Gutachterbüros für Boden und Wasserschutz des Windparkprojekts waren die Referenten.

Goldschneider sah die Windräder im Altdorfer Wald sehr kritisch. Durch den Kahlschlag für die Windräder sieht er die Gefahr der Erosion, vor allem bei starken Niederschlägen. Zugleich besteht das Risiko einer Qualitätseinbuße beim Grundwasser, vor allem dann, wenn bei Bau, Betrieb oder Rückbau etwas schiefgeht, fügte der Professor an. Und es ging in der Vergangenheit anderswo des Öfteren etwas schief, betonte er in der anschließenden Diskussion, wenngleich es dadurch bislang zu keiner Grundwasserverunreinigung gekommen wäre. Sollte das passieren, wäre das der Supergau nach seinem Empfinden. Für Goldschneider gibt es kein einziges sinnvolles Argument, Windräder in Wäldern mit Wasserschutzgebieten zu errichten. Maisfelder wären seiner Meinung nach besser geeignet, da sie ökologisch tot sind.

Hinsichtlich des Rückbaus monierte er, dass es bereits jetzt zahlreiche Beispiele eines nicht vorgenommenen Rückbaus im Fundamentbereich gibt. Für den Bau und die Grundwassersicherung wies Goldschneider auf ein sehr unterschiedliches, von Gletschern geschaffenes Untergrundbild im Altdorfer Wald hin, welches eine Planungssicherheit gefährdet.

Schad schloss sich seinem Vorredner hinsichtlich des geologischen Untergrunds an und verwies darauf, dass der Altdorfer Wald ein Wasserschutzgebiet mit super Wasserqualität sei. Er gab zu bedenken, dass mit dem Bau von Windkraftanlagen eine Grundwassergefährdung verbunden sein kann und für deren Beurteilung die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen. Zugleich warnte er, dass eine Grundwasserverunreinigung durch Windradhavarien nahezu irreparabel wäre. Den vorgebrachten Vorteil Siedlungsferne und günstige Eigentumsverhältnisse als Argument für die Errichtung eines Windparks im Wald betrachtete er als nachrangig. Seiner Meinung nach ist es nicht nachvollziehbar, weshalb man Windkraftanlagen in einem intakten Waldgebiet errichten sollte.

Warum dieses dennoch geschieht, erläuterte der Verantwortliche aus der Regionalplanung für den Altdorfer Wald und Umfeld, der im Publikum saß. Er äußerte, den offenen Regionen mit Siedlungen gehen die Flächen für den Windradbau aus, da zu den Siedlungen Mindestabstände eingehalten werden müssen. Der Wald bietet in dieser Hinsicht zahlreiche Erstellungsmöglichkeiten. Goldschneider fügte an, dass der Windradbau zusammen mit Photovoltaikanlagen 2 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands schluckt und führte zum besseren Verständnis dieses riesigen Flächenverbrauchs Vergleichszahlen an: Alle Straßen in Deutschland verbrauchen 0,8 Prozent der Fläche und alle Industriegebiete 1,8 Prozent.  

Brodbeck sah als Gutachtenersteller für die Windkraftanlagen die ganze Angelegenheit unproblematisch, da der Bau der Windräder in Einklang mit dem Grundwasserschutz gebracht werden soll. Quantitative und qualitative Risiken würden vorher abgeschätzt werden. Brodbeck kam zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Schadstoffeintrags in das Grundwasser sehr gering sei, auszuschließen vermochte er es aber nicht.

In der anschließenden Diskussion kamen die sogenannten Ewigkeitschemikalien, sprich Fluorchemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS genannt) ins Spiel. Sie lösen sich beim Rotorblatt ab, bis zu 45 Kilogramm pro Jahr, nach 20 Jahren vorgesehener Laufzeit fast eine Tonne. Bislang, so Schad, wären sie noch nicht ins Grundwasser gelangt, da der Boden Filterwirkung hat. Was in 10 oder 20 Jahren passiert, wisse jedoch niemand. Er fügte an, bei den Pflanzenschutzmitteln hat man anfangs auch behauptet, sie gehen nicht ins Grundwasser, jetzt weiß man, dass die damalige Prognose falsch war. Goldschneider sah fürs Grundwasser keine akute Gefahr durch PFAS, jedoch große Probleme im gesamten restlichen Ökosystem.

Letztlich wurde jedem deutlich vor Augen geführt, dass der Altdorfer Wald mit seinen Trinkwasserschutzgebieten keinesfalls als Windradprojekt herangezogen werden sollte, denn im Falle einer Grundwasserverunreinigung leiden darunter unzählige Menschen - von der Stromerzeugung, die sich ohnehin oft nur wegen Subventionen rechnet, im Vergleich dazu nur wenige. Überdies sind die Auswirkungen der Windparks in Wäldern auf das Ökosystem, die Flora und Fauna noch gar nicht hinreichend untersucht. Es zählt nur eine aufgrund politischer Vorgaben schnelle Windraderstellung, die für einen Industriestaat keine Effizienz hat, dafür aber für mannigfaltige Schadwirkungen verantwortlich gemacht werden kann.



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