Einen TÜV für Politiker. Alice Weidel in Heidenheim.

von Stef Manzini (Kommentare: 0)

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  • Die Kanzlerkandidatin der AfD kam in Begleitung von Tino Chrupalla.
  • Den Auftakt machten Martin Hess und Markus Frohnmaier.
  • Chopin und Mendelssohn gaben den musikalischen Rahmen.
  • 600 begeisterte ”Weidel-Fans” und draußen einige Demonstranten.
  • Eine atmosphärische Wiedergabe der Stimmung des Wahlkampf-Sonntags.

Draußen vor dem Heidenheimer Kongresszentrum Reggae-Klänge und Regenbogenfarben. Drinnen singen die ”Weidel-Fans” ”Alice für Deutschland”, denn die AfD ist mit ihrem Spitzenpersonal nach Heidenheim gekommen- und mit Chopin. Alice Weidel und Tino Chrupalla sind ins ”Schwäbische” gereist, und der Polizei ist es gelungen, die ”Gegendemonstranten” einmal auf Abstand zu halten. So konnte es sich jeder aussuchen, ob man den Worten der Kanzlerkandidatin, und den abendländischen musikalischen Impressionen des weltbekannten Cellisten Matthias Moosdorf und seiner Begleitung Pianistin Olga Gollej, lauschen- oder mit ”Heidenheim ist bunt” den Sonntagnachmittag unter blauem Himmel verbringen wollte.

Hellblau war zwar nicht der Himmel, aber das Kongresszentrum auch, denn so wollten es über 600 AfD-Fans, die gekommen waren, um sich mit ihrer Partei auf einen möglichen Wahlsieg einzustimmen. Viele von ihnen hatten die blauen Pappherzen mitgebracht, ”Alice für Deutschland” zeigten und sangen sie fröhlich. Ein Geburtstagsständchen für die gerade 46 Jahre alt gewordene Bundesvorsitzende gab es obendrauf. Alice Weidel freute sich sichtlich und bedankte sich herzlich bei ihren ”Getreuen”.

Der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Polizist Martin Hess eröffnete den Reigen der Redner, um die Sicherheit in Deutschland zu thematisieren. Der ehemalige Polizeihauptkommissar und Lehrer an der Polizeischule Baden-Württemberg hat ein Organ, das ihm in seiner Arbeit als Gruppenführer der Polizei ganz bestimmt Respekt verschaffte. Glaubhaft und eindringlich versicherte Hess seine ernste Sorge, die alltäglichen Messerattacken von überwiegend kriminellen Migranten in Deutschland nicht mehr in den Griff zu bekommen, wenn nicht bald ein entscheidender Wechsel in der Politik passiere.

Das ist was ankommt bei der AfD, denn ihre Anhänger wollen den Angstzustand auf deutschen Straßen nicht länger erdulden, und sie wollen, dass endlich etwas passiert, um dem ”Würgegriff” dieser Kriminalität entschieden Einhalt zu gebieten. Hess erhält großen Beifall.

Markus Frohnmaier, MdB und enger Vertrauter von Alice Weidel, ließ anschließend keinen Zweifel daran, wer diesen Wechsel zuwege bringen soll- und wer, nämlich Friedrich Merz von der CDU, die Wähler nur darüber hinwegtäuschen würde, konservativ zu wählen- und eine linke Regierung zu kriegen. Frohnmaier ist beliebt bei den Leuten im Saal, daran lassen die keinen Zweifel, und honorieren seine Rede entsprechend. Zu Anfang der von Diana Zimmer flott moderierten AfD-Show sah das Publikum auf einer Großleinwand nochmal Szenen der Mega-Veranstaltung zum Wahlkampfauftakt in Halle mit 4.500 Besuchern und Elon Musk via Video-Schalte. Aber auch der politische Gegner wurde in Heidenheim ins Bild gesetzt und plötzlich lugte ”Mutti Merkel” auf das AfD-Völkchen herab, aus gutem Grund, wie Tino Chrupalla in seiner Rede aufschlüsseln würde. Das Programm wurde straff präsentiert, denn die nimmermüde Kanzlerkandidatin Dr. Weidel eilt in diesen Tagen von Veranstaltung zu Interview und wieder zurück. Die AfD spult hier landauf- landab ein Programm herunter, für dessen Unterstützung sich Weidel auch in Heidenheim ganz ausdrücklich bei den vielen Helfern und ihren Mitarbeitern bedankte. Einer dieser ”Mitarbeiter” ist Michael Pfalzgraf, der Bundessprecher der blauen Partei, und in Heidenheim höchst persönlich anwesend. Freundlich begrüßte er die zahlreichen Pressevertreter, selbst France Television war anwesend, mit den Worten: ”Ich habe sehr schöne Presseplätze für Sie alle”. Dort herrschte dann große Enge, aber die Presse hatte in der Tat einen Logenplatz, über dem Geschehen schwebend auf der Empore. So konnte jede und jeder aus der Distanz Bilder und Filme machen. Für eine Nahaufnahme an die Spitzenpolitiker der AfD war jedoch kein ”Rankommen”- was absolut verständlich ist aufgrund der sehr hohen Sicherheitslage. Publikums-Selfies, zu denen Alice Weidel immer sehr gerne bereit war, fallen nun auch der Sicherheit zum Opfer- damit es keine Opfer gibt in dieser aufgeheizten Stimmung des Wahlkampfs.

Polit-Promi Tino Chrupalla brachte seiner ”lieben Alice” drei Knöpfe vom Sakko Angela Merkels mit, symbolisch versteht sich, denn er dürfte sie ihr ja kaum am Ärmel abgedreht haben. Nicht abdrehen, aber mit dieser Art Knöpfe abschalten, könne Weidel damit den Merz, so ein gut gelaunter Co-Vorsitzender in seiner gewohnt fixen Rede. Tino Chrupalla nahm damit Bezug auf ein Merkel-Zitat, die verärgert über ihren möglichen Kanzler-Nachfolger und die denkwürdige letzte Bundestagswoche ein Machtwort sprach- und, laut Chrupalla, auch gesagt haben soll, sie könne den Friedrich Merz ”mir nichts dir nichts” stoppen. Und das so flott wie die Sprache des schnellen Sachsen Tino Chrupalla.

Der Höhepunkt einer solchen Veranstaltung ist der Auftritt der ”Kanzlerin der Herzen”, wie Alice Weidel von vielen aus ihrer Anhängerschaft fast schon liebevoll genannt wird. Die Dramaturgie des Nachmittags hatten die Organisatoren wohl gewählt, denn zwischen den kraftvollen Reden, pointiert aber durchaus mit ”starkem Tobak”, allesamt aber ohne jegliche ”Hass und Hetze”, taten Chopin und Mendelssohn gut, viele Besucher waren von diesem Programm sehr angetan.

Alice Weidel. Endlich. Minutenlange ”Standing Ovations” kündigten an, wer nun die Bühne betrat. Weidel, wie immer im blauen Blazer, hält inne, muss innehalten, so groß ist die Freude und die Begeisterung ihres Publikums. Sieht man die Kanzlerkandidatur als Personenwahl wird um die AfD-Chefin der größte Hype gemacht. Die Kanzlerkandidatin sprach alsdann ebenso wohltemperiert wie der Sound des Sonntags insgesamt in Heidenheim war. Eindringlich machte sie deutlich, was sie mit der Verpflichtung ”zum Wohle Deutschlands” auf ihrem zuvor gezeigten ”Wahlwerbespot” meint. Die Wanderung auf den Gipfel im winterlichen Wald steht dabei symbolisch für die Besinnung auf die wahren Werte des Amts eines Kanzlers, und der Aufstieg für Weidels Disziplin und ihren Willen zum Sieg. Ihre komplette Heidenheimer-Rede, sowie einige ”Video-Schnipsel”, die den Tag und seine Höhepunkte dokumentieren, sind in diese atmosphärische Betrachtung eingestreut, beziehungsweise als Videos am Textende. Ein ausführlicher Artikel zum AfD-Wahlkampfhöhepunkt in Heidenheim an der Brenz, nahe Ulm, folgt in den nächsten Tagen- da unseren nimmermüden Fotografen und Autor, Michael Freiherr von Lüttwitz, eine ”fette” Erkältung erwischt hat.

Einen ”Politiker-TÜV” schlägt die AfD-Frontfrau vor, um die Eignung politisch handelnder Akteure vorher zu prüfen, und erhält dafür tosenden Beifall. Still ist es im Saal, wenn die Diplom-Volkswirtin Dr. Weidel attestiert, wo das Land ihrer Meinung nach steht, kurz vor dem Wirtschaftskollaps. Ernst fordert die Mutter zweier Kinder das Land wieder sicherer zu machen. Glaubhaft versichert sie, alle Menschen aus dem Ausland, die sich hier für das Land wohlmeinend einbringen, seien herzlich willkommen, alle diese Menschen, die bereits hier sind, sollen selbstverständlich auch hier bleiben, betont Weidel, und auch dafür gibt es Applaus. Die Kanzlerkandidatin der Alternative für Deutschland möchte Deutschland wieder reich machen- und die Windmühlen der Schande abreißen, sie spricht in Bildern- aber ihre Richtung ist klar. Die Ökonomin empfindet es als zutiefst ungerecht, dass ein Arbeitnehmer in Deutschland das halbe Jahr für den Staat arbeiten würde, das kommt ganz deutlich rüber. Akzentuiert und mal leiser, dann wieder lauter, beim Thema ”Corona-Aufarbeitung” gibt die Spitzenpolitikerin ein Versprechen ab: ”Die Corona-Aufklärung wird es mit mir geben, das verspreche ich euch”, das nimmt man ihr zweifelsfrei ab, sie überzeugt mit ihrer Eindringlichkeit. Es lohnt sich diese Passage in ihrer Rede zu hören. Kein anderer Politiker wird bei diesem Thema so deutlich wie Alice Weidel. Vom regelrechten ”Wahnwitz” des Merz-Versprechens, den Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine zu liefern, spricht Weidel, und sagt, mit der AfD werde es nur Frieden und gutes Einvernehmen mit allen Mächtigen der Welt geben. Pressefreiheit und einen echten Wettbewerb das will Weidel auch durchsetzen, die Hauptrednerin des Tages spart nicht mit Seitenhieben gegen die Mainstream-Medien. Die betreffenden Kolleginnen und Kollegen auf der Pressetribüne quittieren dies mit langen Gesichtern. Es passt ihnen nicht, das sieht man ihren Mienen an.

Die Menschen, die teilweise von weit her gekommen sind, um Weidel, Chrupalla, Frohnmaier und Hess zu erleben, sind von der Aufrichtigkeit der AfD-Kanzlerkandidatin überzeugt, das teilen sie mit- die anderen draußen vor dem Kongresszentrum wettern dagegen. Das ist kein Problem im lebendigen Diskurs einer Meinungsvielfalt, solange dabei die Grenzen einer guten Erziehung nicht überschritten werden.

Die Pressekollegen aus Frankreich und England notieren fleißig in ihre Blöcke, sie nicken sich manchmal bei Weidels Worten zu- es wirkt anerkennend. Was hatten sie erwartet? Nazi-Gebrüll? Das habe ich persönlich übrigens zu keiner Zeit nie bei AfD-Veranstaltungen erlebt, das kann ich glaubhaft versichern. Entweder war ich nie dort wo es das gibt- oder das gibt es schlicht gar nicht. An diesem Sonntagnachmittag im schwäbischen Heidenheim gingen die Besucher der Veranstaltung jedenfalls beglückt nach Hause.

“Alice ist unsere Kanzlerin, und die AfD unsere Familie”, sagte eine adrette ältere Dame vor dem Kongresszentrum, “spinnen tun nur die anderen” fügte sie mit einem Blick in Richtung der “Gegendemonstranten” noch an- aber die waren um 18 Uhr bereits nach Hause gegangen. Still war es wieder in Heidenheim, und die “AfD-Karawane” zog weiter.

Hier ist die komplette Rede der Kanzlerkandidatin Dr. Alice Weidel am 9. Februar 2025 in der Kongresshalle in Heidenheim.

Hier ist ein Stimmungsbild des AfD-Wahlkampf-Sonntags in Heidenheim, mit Ausschnitten der Reden von Tino Chrupalla, Markus Frohnmaier und Martin Hess.

Hier ist der “Livestream” der gesamten Veranstaltung.



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