HEIMAT BRAUCHT BAUERN. Das Agrarsymposium der AfD.
von Stef Manzini (Kommentare: 0)
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- Agrarpolitisches Symposium im Deutschen Bundestag.
- ”Eine echte Alternative für die Landwirtschaft”, am 8. und 9. November 2024.
- Auch die Obstbauern vom Bodensee waren in Berlin.
Direkt in den Bundestag brachten Bauern aus ganz Deutschland am 8. und 9. November 2024 ihre Anliegen. Die AfD hatte eingeladen und Peter Felser erklärte zu Beginn, Alice Weidel habe die Landwirtschaft zur ”Chefsache” erklärt- und löse auch mit dieser Veranstaltung ihr gegebenes Versprechen ein. ”Neuwahlen, das ist eine gute Nachricht für Deutschland. Uns geht es um Ihre sichere Zukunft. Darum, dass Sie einen Betrieb bewirtschaften, der sich auch wirklich rechnet”, sagte die Co-Vorsitzende der AfD in ihrem Grußwort. Das kam gut an, und die Obstbauern vom Bodensee freuten sich über Weidels Extra-Grüße an sie. Ernährung ist Souveränität, erklärte die Spitzenpolitikerin vom Bildschirm zugeschaltet vor dem vollbesetzten Plenum, und traf damit sie den Nerv der Anwesenden. Die Probleme kämen überwiegend von den ”Schwarzen”, adressierte Stephan Protschka, der agrarpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion und Vorsitzende der bayerischen AfD, selbst Landwirt, genau an die CDU, und erntete damit großen Beifall. Die anwesenden Landwirte haben die Schuldigen an ihrer Misere längst ausgemacht. Es sind dies die langen Regierungsjahre der Union, da ist man sich sicher. Protschka, Landwirt aus Bayern, dankte allen Anwesenden dafür, dass sie gekommen wären, und ihr Gesicht zeigten. Vom deutschen Bauernverband und Joachim Ruckwied, seit 2006 Präsident, fühlten sich die Anwesenden komplett im Stich gelassen, zu groß die Nähe und die ”Verbandelungen” mit der Politik, so die einhellige Meinung. stattzeitung.org war in Berlin eingeladen und mit dabei. Lesen Sie hier Teil 1 unserer Reportage, dem ein zweiter Teil und Einzelbeiträge folgen werden.
Obstbauer Hans-Jörg Willmann war mit vier Kollegen vom Bodensee nach Berlin gereist. Er zog eine insgesamt sehr positive Bilanz des ”Agrargipfels”. Um die Eindrücke der Bauern vom Bodensee wird es in einem Extra-Artikel noch sehr detailliert gehen, den wir im Anschluss an diese Reportage veröffentlichen.
Peter Felser, Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft der Alternative für Deutschland (AfD), kommt aus dem Allgäu. Er war bereits im April zusammen mit Alice Weidel bei einer Veranstaltung in Ittendorf, und auch im vergangenen Sommer bei einem Obstbaubetrieb am Bodensee. Felser weiß, wo den Landwirten der Schuh drückt, und moderierte mit viel Engagement und Sachverstand das zweitägige ”Agrarsymposium” der AfD im Bundestag.
Die Folgen einer völlig verfehlten Landwirtschaftspolitik und die immensen ”Gängelungen” aus Brüssel (EU), wurden schnell begreifbar, als Praktiker dem Plenum ihren Berufs- und Lebensalltag schilderten. ”Aldi kassiert die Prämien aus Brüssel”, so ein Landwirt aus Schleswig-Holstein. Das viele der anwesenden Landwirte ihre teilweise seit Generationen in Familienbesitz befindlichen Betriebe nicht mehr an die nachfolgende Generation weitergeben können, spricht eine deutliche Sprache- und mach gleichsam klar, wie groß die Misere ist.
Agrargenossenschaften, wie der Großbetrieb von Elard von Gottberg, er bewirtschaftet in Mecklenburg-Vorpommern rund 3.000 Hektar, schmelzen im Osten wie der Schnee in der Sonne, so von Gottberg. ”Pflanzen scheinen umso besser zu gedeihen, wenn man sie mit Ideologie düngt, sagte der Betriebsleiter zu den hohen Summen, die von der EU derzeit dafür ausgeschüttet würden Unkraut zu züchten.
2,56 Euro Stundenlohn verdient ein Landwirt, er hält rund 500 Schafe, im Landkreis Maien in Sachsen.
Der Frust der Teilnehmer war greifbar. Frust über mangelnden Respekt vor der Erfahrung der Bauern, ihrer Lebensleistung und Verantwortung für den ländlichen Raum. Frust über geringes Einkommen und mangelnde Konkurrenzfähigkeit mit beispielsweise Produkten aus Osteuropa. Frust über zu viel zweckfremde Arbeit, sprich das riesige Bürokratie-Monster, in der Landwirtschaft. Und last but not least: Frust über das ”Gelaber” und die leeren Worthülsen und Versprechungen der regierenden Politiker, auch nach den großen ”Bauernprotesten” im Herbst/Winter 2023/2024. Die einzelnen Vorträge der Redner wurden immer wieder aufgelockert durch Fragerunden und Diskussionen. Das tat der Veranstaltung gut, denn es galt einmal Dampf abzulassen- aber auch Verständnis für die unterschiedlichen Betriebsgrößen, Fachrichtungen und damit einhergehenden spezifischen Problemstellungen zu erzeugen.
Eine Publikumsfrage lautete beispielsweise, wie man die jungen Menschen wieder für die Landwirtschaft begeistern könnte. Die Stadtbevölkerung sieht in Bauern eher ”Umweltvernichter”, die den Boden überdüngen, und in Kühen ”CO2-Schleudern” die das Klima versauen, schilderte eine Teilnehmerin, und erntete damit viel verständnisvolles Kopfnicken. Ein Bild, das hauptsächlich in den Mainstream-Medien gezeichnet würde, und insbesondere bei der Stadtbevölkerung verfange. Bauernhof-Romantik ist weltfremd, dennoch verteidigten die Landwirte ihren Berufsstand als eine elementare Säule einer funktionierenden Wertegemeinschaft.
Dr. Hartwig Kurth, von der AfD in Mecklenburg antwortete darauf mit einem drastischen Beispiel: ”Manche Landwirte sind so verzweifelt, sie sagen mir, sie wünschen sich eine Hungersnot, damit die Menschen die Bedeutung der Bauern wieder anerkennen.” Zuvor hatte Kurth in einem sehr bewegenden Beitrag aus der landwirtschaftlichen Historie der DDR berichtet. Es war sehr still im Raum, angesichts der Dramatik der Lebensgeschichte des Landwirts. ”Es war einer der emotionalsten Momente meines Lebens als der Trakehner-Hengst abgeholt wurde, mit dem ich aufgewachsen war”, erinnerte Hartwig Kurth. ”Ich bin ein Bauer aus Mecklenburg, 74 Jahre alt, habe viele Kinder und Enkelkinder. Die Bauern gestalten im hohen Maße das Leben auf dem Lande. In der DDR-Geschichte, vom ich zum wir. Volksaufstand 1953, Hungersnot, die Bauern setzten SED-Funktionäre ab. Die Versorger des Volkes waren damals die Einzelbauern. 111.000 Bauern verließen bis zur Schließung der Grenze die DDR.” Dr. Kurth bewirtschaftet aktuell circa 150 Hektar mit alternativen Agrarstrukturen und einer Angus-Rinderzucht in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Neurologin und ”Corona-Aktivistin” Dr. Margareta Griesz-Brisson war zum ”Agrargipfel” aus London angereist: ”Nur, wenn wir alle am gemeinsamen Strick ziehen, können wir auch was bewegen. Wo waren die Bauern während Corona, und wo waren die Corona-Demonstranten bei den Bauern-Protesten, stellte sie als Frage in den Raum. Allgemein herrschte Einigkeit darüber, dass man sich nicht mehr spalten lassen dürfe. Zum Thema Bauernproteste sagte Elard von Gottberg: ”Wir bringen mehr PS auf die Straße wie die Bundeswehr und arbeiten bestens mit der Polizei zusammen. Wir können was bewegen. Man hat ja versucht uns in eine Ecke zu drücken, aber wir sind die Mitte der Bevölkerung.” Unvergessen waren in der Diskussion die ”Bauernproteste” im Herbst/Winter 2023/2024, und das ”Framing” der Bauern zu ”Rechtsextremen”.
Die Anwesenden des Symposiums waren sich darin einig, dass die Proteste keine gravierende Wirkung bei den handelnden Akteuren der aktuellen politischen Landschaft in Deutschland erzeugt hätten. Bauern aus Biberach, der politische Aschermittwoch der grünen Partei in Biberach lässt schön grüßen, sind des Landfriedensbruchs angeklagt, weil sie sich im Protest vor der Stadthalle versammelt hatten. stattzeitung.org berichtete, hier geht es zum Artikel. Die Prozesse gegen die Landwirte soll jetzt im November beginnen. stattzeitung.org ist im Gerichtssaal in Biberach mit dabei, und wird über den Prozess berichten. ”Es ist für mich unfassbar, wie an dem Gericht gearbeitet wird. Man könnte fast meinen, das Urteil stehe schon zu Prozessbeginn fest. Die Polizei, als Zeuge, sieht die ganze Sache harmloser als die Richterin”, so ein erster Eindruck vom Prozessauftakt am 12. November des anwesenden Journalisten von der stattzeitung.org.
Stef Manzini von der stattzeitung.org sprach in ihrem Redebeitrag in Berlin von der Freiheit, um die es hier ginge, und nicht darum ob nun einer ”geimpft”, Landwirt oder Zahnärztin sei. ”Es geht um unsere Freiheit und wir müssen zusammenhalten”, so die Journalistin. Manzini fragte, wie lange die Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten in Deutschland reiche, um die Bevölkerung mit eigenen Produkten zu versorgen? 25-30 Prozent, also gerade einmal bis zum März bei Obst und Gemüse, so Peter Felser.
Dietmar Rist ist einer der Bodensee-Obstbauern und zählte den Bürokratieaufwand in seinem Betrieb auf. Pro Arbeitskraft wären dies über 20 Blätter Papier vom Toilettenplan bis hin zur Versicherungsanmeldung. ”Das muss immer auch unbedingt hieb- und stichfest ausgefüllt sein, alle vier Jahre kriegen wir eine Prüfung, erklärt Rist. Wenn ein junger fleißiger Mann zu mir kommt und ist in Polen Handwerker, dann verdient er bis zu 600 Euro weniger als seine Mutter, die bei mir einen Urlaubsjob macht. Das schafft Neid und Probleme, das muss weg. Das ist eine Forderung von uns, bei 2.500 Arbeitsstunden pro Hektar, bei der Beerenlese, können wir bei dem aktuellen Mindestlohn nicht mehr kostendeckend produzieren”, erklärte der Landwirt vom Bodensee seine Situation, die auch bei den Bauern aus dem Norden auf viel Verständnis stieß.
Durchaus kontrovers diskutierten die Teilnehmer des Plenums beim AfD-Symposium, und das war von den Veranstaltern auch so geplant. War sich Großbauer Elard von Gottberg sicher, das nur der Bauernverband Struktur in der Fläche schaffe, sah Dr. Hartwig Kurth das ganz anders. Der Bauernverband ist viel zu sehr mit den politischen Kräften verstrickt, dafür erhielt Kurth Beifall aus dem Auditorium.
Im zweiten Teil unserer Reportage werden wir uns mit den Redebeiträgen von Elard von Gottberg, Jan-Willem Mulder, mit einem europäischen Blick auf die Bauernproteste, mit dem österreichischen Nationalratsabgeordneten Peter Schmiedlechner (FPÖ) ”bei uns sperren jeden Tag sieben Betriebe zu”- und letztlich mit der Rolle der Medien in diesem ganzen Kontext beschäftigen, und Bilanz des Symposiums ziehen. Es sei an dieser Stelle schon einmal verraten, das auf einen abwechslungsreichen und kurzweiligen ersten Tag des Symposiums ”Eine echte Alternative für die Landwirtschaft” ein zweiter ebensolcher folgte.
Landwirten und interessierten Bürgern empfehlen wir an dieser Stelle das ”10 Punkte Programm Landwirtschaft” der Alternative für Deutschland, einzusehen online bei der AfD im Bundestag, und den Livestream zum Symposium, im Link im Anschluss an diesen Artikel.
Wir fordern (siehe auch hier):
- Renationalisierung und Regionalisierung der Agrarpolitik
- Stopp sämtlicher Handelsabkommen zum Schaden deutscher Landwirte
- Bürokratieabbau in der Landwirtschaft
- Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln weiterhin gewährleisten
- Landwirtschaftliche Flächen erhalten – Flächenfraß durch Zwangsstilllegungen, den Ausbau »erneuerbarer Energien« oder Wiedervernässung von Moorböden verhindern
- Traditionelle Kulturlandschaften schützen und bewahren
- Nutztierhaltung in Deutschland gewährleisten und fördern
- Leistung muss sich lohnen – Investitionssicherheit für Landwirte
- Stärkung der Marktposition landwirtschaftlicher Erzeuger gegenüber den Verarbeitungsbetrieben und dem Handel
- Einführung steuerfreien Agrardiesels für Landwirte
Der Livestream des ersten Tags des Agrarsymposiums der AfD (ab 16. November um 18:00 Uhr online):
Der Livestream des zweiten Tags des Agrarsymposiums der AfD (ab 17. November um 10:00 Uhr online):
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