Schuldig! Journalist!

von Stef Manzini (Kommentare: 1)

Meinung

Ich weiß gar nicht mehr genau, wie viele Aktionen ”Free Assange” ich in den letzten Jahren gemacht habe. Ganz große, wie in Wien am 1. Oktober 2023, oder zuletzt in Genf am 1. Juni 2024, oft mit dabei der ”Assange-Truck” von Markus Barth, dem Spediteur aus Laupheim. Ganz bedeutend, wie im Europaparlament in Straßburg und Brüssel, oder im Deutschen Bundestag in Berlin vor ziemlich genau einem Jahr. Ganz wichtig bei den Aktivisten am Hambacher Schloss. Ganz berührend bei der jahrelang aktiven ”Free-Assange-Gruppe” um Tina Lipps in Baden-Baden. Und natürlich immer wieder in der Heimat rund um den Bodensee.

Immer mit dabei mein Banner ”Free Assange! Free Press!”, und damit die Forderung nach Freiheit für Julian Assange und, ganz wichtig, für die Meinungs- und Pressefreiheit.

Ja, es war regelrecht eine Erlösung als Julian schließlich am 25. Juni das Gefängnis verlassen durfte, denn wir alle hatten aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands in der harten Haft mit allem gerechnet, und Angst um ihn. Sein persönliches Schicksal hat viele tausende Menschen bewegt, sie haben mit ihm gelitten, gebangt, sich für ihn eingesetzt- und letztlich für ihn gefreut. Immer im Bewusstsein, für was Julian Assange dort im Gefängnis saß. Journalismus ist kein Verbrechen!

Der ungeheuer bittere Beigeschmack dieser Freilassung ist und bleibt, dass Julian Assange keinen Freispruch bekommen hat. Das ist keine Petitesse, sondern ein eklatanter Unterschied- und ein Bruch mit dem gesetzlich verbrieften Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika.

Als Journalistin stehe ich mit meinen Kollegen aus den Freien Medien immer wieder vor der Entscheidung: Was darf man noch sagen? Wie kann man es sagen? In einem Klima, in dem die deutsche Innenministerin Nancy Faeser Meinungen unterhalb des Strafbaren verbieten möchte, und in dem schon längst Menschen, auch Kollegen, für freie Meinungsäußerung bestraft werden, ist journalistische Arbeit zur Schwerstarbeit- und oft genug zu einem wahren Spagat geworden.

Was meint ”Meinungen unterhalb des Strafbaren verbieten”? Stellen Sie sich vor, sie gehen in den Einkaufsladen an der Ecke. Sie wissen Bier zu kaufen ist für Sie verboten, aber Kirschsaft ist erlaubt. Was ist unterhalb von Bier? Müssen sie damit rechnen verhaftet zu werden, wenn Sie, sagen wir einmal, Bananensaft kaufen?

”Trusted-Flagger”, also zertifizierte Netzdenunzianten, sollen das Internet gezielt nach angeblich problematischen Inhalten wie ”Hassrede” durchforsten und schädliche Inhalte bei den Plattformen melden. Fragwürdige Aufklärer wie ausgerechnet ”Correctiv” sind ebenfalls ganz vorne dran bei solchen Machenschaften und werden dafür mit unser aller Steuergeld äußerst gut bezahlt. Gerade werden Spenden eingeworben, ”Die Demokratie braucht uns jetzt” ist auf der Webseite der Meinungsmacher zu lesen. Im Namen der ”Demokratie” ist, so sehen wir es jetzt täglich, nahezu alles erlaubt- nur die kritischen Stimmen sollen im Namen der Demokratie auf der Strecke bleiben.

Es ist die Aufgabe eines Journalisten zu sagen, was ist (der alte Spiegel-Spruch aus einem vergangenen Universum), und zwar ohne bei Faeser oder ”Correctiv” um Erlaubnis dafür zu fragen. Meinungskontrolle, Wahrheitsministerium, Denunzianten-Plattformen und das ständige Bestreben einen politischen Konkurrenten mithilfe fragwürdiger Methoden auszuschalten sind für mich keine Ingredienzien einer funktionierenden Demokratie, sondern ich meine darin viel mehr Hinweise auf totalitäre Systeme zu erkennen. Dass nun angesichts außen- und innenpolitischer Dramatik ausgerechnet der Autor eines Reports über ”AfD-Aussteiger” den (renommierten) Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für kritischen Journalismus erhält, zeigt wie viel Wert ein solcher Preis noch hat. Genau gar keinen.

Schuldig! Journalist!

Ja, ich bekenne mich schuldig, denn ich zeige, was ich sehe, und ich lasse mir den Mund nicht verbieten. Schuldig fühle ich mich aber zunehmend für genau das, was ich nicht zeigen, nicht schreiben kann. Immer wieder stelle ich mir diesbezüglich die Frage: Wohin willst du gehen? Nicht ins Gefängnis, das bekenne ich freimütig. Ich versuche dennoch auch weiterhin tagtäglich alles rauszuholen, was möglich ist, zwischen Bier und Bananensaft- in einer zusehends in vielfacher Hinsicht verkommenen Bananenrepublik.

Ich danke an dieser Stelle vielen wunderbaren und mutigen Kolleginnen und Kollegen, allen voran einem großen Vorbild: Julian Assange! die das genauso machen, fantastischen Unterstützern, denen Journalismus mit Rückgrat wirklich etwas wert ist, und Ihnen, liebe Leser, für ihre Treue.

Lassen wir es also alle gemeinsam nicht zu, dass falsche Demokraten, verlogene Politiker und schlechte Journalisten uns kleinkriegen.

PS: Ab heute versuchen die vereinten Altparteien das Bundesverfassungsgericht ”Demokratie-fest”, meint ”AfD-sicher” zu machen. Groß muss die Furcht vor einem Politikwechsel sein.

Bitte lesen Sie, liebe stattzeitungs-Leserin, lieber stattzeitungs-Leser, hierzu gerne auch den Artikel “Journalist. Schuldig! Julian Assange im Europarat.”.



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Kommentare

Kommentar von Angela Nielsch |

Liebe Frau Manzini,
ich bin Ihnen von Herzen dankbar, dass Sie eine Journalistin mit Rückgrat sind!!!
Bleiben Sie bitte so und machen Sie bitte so weiter. Herzlichen Dank!!!
Ihre Angela Nielsch

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