Die Klagen der Bauern. Alice Weidel bei den "Restgeldempfängern“.

von Redaktionsteam (Kommentare: 1)

Redaktionsteam: Stef Manzini und Michael von Lüttwitz

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  • Aus Angst vor Übergriffen müssen sich Bauern und Politikerin in einer “Wagenburg” aus Obstkisten verstecken.
  • Offenes Gespräch zwischen Dr. Alice Weidel (AfD) und Landwirten von der Bodenseeregion.
  • AfD-Agrargipfel “Heimat braucht Bauern – Eine echte Alternative für die Landwirtschaft” am 8. und 9. November 2024 im Deutschen Bundestag.
  • Obstbauern sind nicht mehr konkurrenzfähig mit vielen EU-Ländern im Agrarbereich.
  • Die Bauern in Baden-Württemberg haben viel Kritik an der Landwirtschaftspolitik.
  • Videodokumentation direkt aus der Obstplantage am Ende des Artikels.

Die Bauerndemonstrationen Anfang 2024 sind jedermann noch gegenwärtig. Die Landwirte streikten aus vielerlei Gründen. Ein Grund war die "krakenartige“ Ausdehnung der Bürokratie, ein anderer, dass sich die Arbeit schlichtweg nicht mehr lohnt. Hinzu kamen massive Streichungen von Subventionen, welche die Bauern benötigen (Agrardiesel), um mehr schlecht als recht mit den Preisen der Landwirtschaftsprodukte des Auslands mithalten zu können. Durch massives "Rechts-Framing“, man erinnere sich an Habeck auf der Fähre, an die "Potsdam-Konferenz“, an den Grünen-Aschermittwoch in Biberach und so weiter, wurden die Bauernproteste im Grunde total platt gemacht. Die Landwirte wurden mit Trostpflastern vom grünen Minister Özdemir abgespeist.

Die Ampelregierung, allen voran der Bundeslandwirtschaftsminister, lassen großen Worten k(l)eine Taten folgen. Die CDU, die Partei der Bauernverbände hinter dem Agrarlobbyisten Rukwied, brachte außer markigen Sprüchen nur Spärliches zustande. Alice Weidel, die Co-Vorsitzende der AfD, versprach im April in Ittendorf in Südbaden den Bauern zu helfen. Der erste Schritt war nun ein Ortstermin bei den Obstbauern am Bodensee. Dass die Spitzenpolitikerin sich dabei hinter Obstkisten verstecken musste, und sogar der einladende Landwirt verständlicherweise Angst davor hat, seinen Namen zu nennen und sein Gesicht zu zeigen, spricht von einer dramatischen Schieflage im ganzen Land.

Die AfD-Chefin war von der vielschichtigen Arbeit der Obstbauern beeindruckt, zugleich aber auch schockiert, denn es wurde deutlich, die deutsche Politik der Ampel und der CDU wirft ihnen ständig politische Knüppel zwischen die Beine, mehr noch: Sie können von ihrer eigenen Hände Arbeit kaum mehr leben, und jetzt kommt durch die "Katastrophenpolitik“ des (Ab)Wirtschaftsministers auch noch eine Energiekostensituation (zum Beispiel Kühlhäuser) hinzu, die für viele Bauern geradezu zur Sabotage ihrer Arbeit wird.

Alice Weidel war wie versprochen in die Bodensee-Obstplantagen gekommen, und brachte mit Peter Felser, einem Kollegen aus dem Bundestag und Landwirt aus dem Allgäu, einen Sachverständigen mit. Christoph Högel, der dritte AfD Politiker an diesem Samstagnachmittag, ist Vorsitzender der Kreistagsfraktion der AfD im Bodenseekreis. Felser weiß, wo den Landwirten der Schuh drückt, Högel engagiert sich für die Belange der Bürger am See.

Zur Sprache kam im Detail eine Vielfalt an Aspekten. Egal ob es sich um Pflanzenschutzmittel, Bodenkultur, Umweltschutz, Sortenwahl, Energiepreise oder Vermarktung handelt, alles ist nicht nur übermäßig reguliert, sondern oftmals auch noch ideologisch belastet. Einige Beispiele gefällig: Der Handel schreibt vor, welche Sorten zu pflanzen sind und welche Obstgröße genehm ist, und welche nicht. Größen außerhalb der vorgegebenen Norm bringen zuweilen weniger als die Mostverarbeitung zahlt. Generell nimmt der Handel keine Rücksicht auf die Erzeuger, sie werden regelrecht zu Restgeldempfängern im großen Zyklus vom Erzeuger bis zum Verkauf im Ladenregal. Dabei werden die Kosten für die Erzeugung immer höher, wobei das Wetter obendrein eine unkalkulierbare Rolle spielt. Nicht zuletzt darf man auch das Finanzamt nicht vergessen, welches zuweilen nur bedient werden kann, weil ein Puffer aus besonders guten Jahren ein schlechtes Jahr überbrücken kann.

Das Hauptmanko beziehungsweise der Kostentreiber für die Bauern ist der Arbeitslohn, der sich am Mindestlohn orientiert. Besonders schlägt er beim arbeitsintensiven Beerenobst zu Buche. Das findet dann im Preis seinen Ausdruck, weshalb Bäckereien kein deutsches Obst mehr verwenden, sondern nur noch welches aus dem Ausland. Letzten Endes kann der deutsche Obstbauer mit den Lohndumpingpreisen der ausländischen Konkurrenz nicht mehr konkurrieren. Obst wird einfach vom billiger produzierenden Ausland importiert, wobei der viel gepriesene und hochgejubelte CO₂-Fußabdruck hierbei scheinbar keine Rolle zu spielen scheint.

Die sich ständig ausweitende Bürokratie (Dokumentationsvorschriften), die neben der alltäglichen Arbeit anfällt, schwebt als ein weiteres Damoklesschwert über den Obstbauern. Allein für die Einstellung eines Mitarbeiters bedarf es nicht nur eines Arbeitsvertrags, sondern es gilt auch einen Fragebogen zur Sozialversicherungspflicht auszufüllen, eine Erntehelfer-Krankenversicherung abzuschließen, eine Hygiene- und Arbeitssicherheitsschulung durchzuführen, eine Führerscheinkontrolle abzuwickeln, die Wohnungsreinigung zu dokumentieren, ebenso die Arbeitszeiten der einzelnen Helfer. Dabei kommt es dann wieder zu unterschiedlichen Einstufungen, je nachdem, ob jemand bis zu 70 Tage oder über 70 Tage mitarbeitet. Häufig steht dann eine Sozialversicherungsprüfung nach vier Jahren ins Haus, welche die Einstufungen anders beurteilt als der Arbeitgeber, wodurch es zu einer Nachzahlung kommt – der Staat bedient sich eben immer, das Einzelschicksal ist für ihn ohne Belang.

Es ist nicht so, dass die Politiker das Problem nicht erkannt hätten, sagt einer der rund 20 anwesenden Bauern, doch die Lösung über einen teureren Verkaufspreis ist nicht praktikabel, denn dann kauft kaum noch jemand das Obst. In diesem Zusammenhang erinnerte Stef Manzini von der stattzeitung.org an eine Veranstaltung vor vier Jahren in den Bodensee-Obstplantagen mit Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) und Martin Hahn, MdL von den Grünen, bei der sie auch dabei gewesen war. Es wurde dabei von den Politikern versprochen, dass sich alles bessern wird. Manzini fragte: Hat sich die versprochene Verbesserung eingestellt? Die Bauern waren sich einig, sie könnten großteils ihre oft in langen Familientraditionen stehenden Betriebe nicht an ihre Kinder weitergeben. Diesen Zustand bezeichneten sie einhellig als sehr frustrierend.

In dieser Hinsicht monierten die Bauern, dass man auf allen Ebenen von der Gemeinde bis zum Land und Bund kompetente Ansprechpartner benötige, die Ahnung von der Sache hätten. In aller Regel, so die Teilnehmer der Veranstaltung, ist jedoch das Gegenteil der Fall. Und letzten Endes muss alles vereinfacht werden, damit die Bürokratie, die oftmals einen halben Arbeitstag verschlingt, und das Überwachungsgebaren in Form von Dokumentationspflichten nicht die eigentliche Arbeit mit der Obstkultur auffrisst.

Weidel hörte sich die vielfältigen Gesichtspunkte der Obstbauern genau an, klärte mit Zwischenfragen Unklarheiten und zeigte sich einigermaßen schockiert über die dramatische Lage der Bauernschaft. Sie zeigte auf, dass ein erster Schritt die Veröffentlichung der Probleme ist. Die Bundespolitikerin bedauerte, dass sie ad hoc keine Lösung parat habe, aber versprach wiederum sich um Lösungen zu kümmern. Der nächste Schritt ist der Agrargipfel im Deutschen Bundestag im November. Alice Weidel ruft mutige Landwirte auf, in Berlin dabei zu sein. Mit großem Bedauern stellte sie fest, dass die Landes- und Bundespolitik auch vor der Bauernschaft nicht Halt macht. Was mit den Bauern gerade geschieht, durchziehe die gesamten Industriezweige war ihr Credo und endete mit der Prognose: "Wir müssen uns warm anziehen bei der Ampel-Politik“.

Die Informationskampagne der Obstbauern endete dann an ihrem Arbeitsplatz, in der Obstplantage. Dort demonstrierten sie anschaulich die Problematik des Obstanbaus. Pfropfmethoden zur Vermeidung von Kranzfäule wurden genauso angesprochen wie die Ausbringung von Glyphosat oder Krankheitsanzeichen auf der Frucht. Die Bauern wiesen auch auf den Kostenfaktor für eine Neuanlage hin, die sich im Bereich von 50.000 Euro bewegt, und erst nach Jahren in die Obstproduktion geht. Dabei verzichten inzwischen die Bauern zum Teil auf Förderungen, weil ihnen damit Knebelverträge aufgezwungen werden.

Ausführlich gingen sie auf den sogenannten Schneewittchen-Apfel ein, der vor kurzem für Furore sorgte, und klärten über die wahren Hintergründe auf, welche die gleichgeschaltete Mainstream-Presse unterschlug. Zugleich wurde die Nachhaltigkeitsstrategie "Fairdi“ der Obstregion Bodensee angesprochen. Sie zielt darauf ab, fair zur Umwelt, fair zum Erzeuger und fair für die Gesellschaft zu sein. "Fairdi“ soll helfen, die existenzgefährdende Situation im Obstanbau zu mildern.

Sichtlich angetan von der vielfältigen und weitgehend im Einklang mit der Natur stehenden Arbeitsweise einerseits und den Problemen, verursacht durch eine inkompetente Politik, andererseits, verabschiedete sich Weidel und wies darauf hin, dass sie gerne einen Obstbauernvertreter für die AfD-Veranstaltung "Heimat braucht Bauern – Eine echte Alternative für die Landwirtschaft“ am 8. und 9. November 2024 im Deutschen Bundestag hätte, damit dort für alle die Problematik der Obstbauernschaft angesprochen, vor allem aber ersichtlich wird.


Weidel in der "Wagenburg".

Dass eine AfD-Politikerin sich zu einer Infoveranstaltung bei Landwirten hinter meterhohen Obstkisten verstecken muss, um nicht die Anwesenden und sich selbst in Gefahr zu bringen, ist leider nichts Ungewöhnliches in Deutschland 2024. Dass eine Spitzenpolitikerin erstmal rund eine Stunde lang den Mund hält und einfach nur zuhört, ist ungewöhnlich! Alice Weidel hatte den Bauern im Bodenseekreis ihre Aufmerksamkeit versprochen. Sie hat Wort gehalten, und große Ernsthaftigkeit und viel Zeit für die Anliegen der Landwirte mitgebracht. Heiß war es an diesem Samstag im August, hinter dem Kistenverhau- und in der Obstplantage. Stef Manzini, Journalistin von der stattzeitung.org, erlebte ein Déjà-vu. Schon einmal vor vier Jahren war sie in einer Obstplantage gewesen, mit Spitzenpersonal der grün-schwarzen Landesregierung. Damals versprach Minister Hauk Besserung. Auch damals war es heiß. So heiß wie die heiße Luft der Versprechungen der Politiker, die nicht gehalten wurden. Den Bauern drückt der Schuh. Wie sehr, das konnte man an den landesweiten Bauernprotesten Anfang des Jahres sehen. Zum Bauernaufstand kam es nicht, denn mit ihrer "Gute-Demokraten-Demo-Kampagne“ erstickte die Ampelregierung den Protest- und stempelte Bauern, wie üblich bei Kritikern, zu Rechtsextremen. Wieder ein Déjà-vu, denkt man an die "Corona-Maßnahmen-Gegner“ und ihre Proteste, die teilweise im Chilli-Öl getränkten Wasserwerferstrahl auf Demos in Berlin und anderswo ertränkt wurden. Kam ein feiger Bundes(ab)wirtschaftsminister Habeck im Januar in Nordfriesland nicht von der Fähre, um mit den Landwirten zu sprechen, zeigt Weidel immer wieder Courage. Die Frontfrau der AfD ging im Bauernwinter auch zum Brandenburger Tor und sprach direkt mit den Landwirten, als deren Präsident wie gewöhnlich in Lobbyismus mit Politikern kuschelte und letztlich kuschte. Die Bauern müssen aber den Mund aufmachen und Gesicht zeigen, es ist höchste Zeit dafür. Wir brauchen in Deutschland ein Meinungsklima, das eine unverstellte Debatte zulässt.

Auf ein Wort zur Pressearbeit: Die ist nur sehr schwer möglich, wenn Fotografen die Köpfe der Anwesenden nicht zeigen, und Autoren die Namen der Beschwerdeführer nicht nennen dürfen. Warum ist das so? Weil wir in Deutschland ein Meinungsklima haben, das einer Eiszeit gleicht. Statt kontroverser Debatte und der Suche nach Lösungsansätzen gilt Ausgrenzung und Verächtlichmachung Aller, die Kritik üben am System. Das waren gestern die "Impfgegner“, das sind heute die Bauern- und das wird morgen jeder Mittelständler sein, der sagt, was ist. Deswegen sollten Veranstaltungen wie diese in dem Rahmen nicht mehr stattfinden müssen. Bauern, Politiker und Andersdenkende haben ein verbrieftes Recht auf genau den gleichen Raum und Rahmen, wie er allen Demokraten in einer Demokratie zusteht.

Ein Bauer oder eine Bäuerin ist niemals ein freier Mann oder eine freie Frau. Zu groß ist die Abhängigkeit von der Sonne, von Regen, Spätfrösten und Sturmschäden. Von Nieten in Nadelstreifen degradiert, zum "Restgeldempfänger", sollte ein Bauer jedoch niemals sein, wenn wir Kulturlandschaften und eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse weiter in Deutschland haben wollen.

Bauern klagen immer. Bauern sind nicht immer die Hüter der Scholle, sondern auch Subventionsempfänger der EU- und damit Erschaffer unsinniger Monokulturen. Bauern kippen Unkrautgift in Böden. Aber: Bauern müssen leben können von ihren Erträgen, die uns alle ernähren und zugutekommen. Bauern plagen Zweifel, ob sie sich bei jedem Wetter noch krumm buckeln sollen für Umsätze, die sich nicht lohnen. Gegen Mindestlöhne ist erstmal nichts zu sagen, aber die bisherige Regelung ist unfair und zerstört die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Existenz unserer Bauernhöfe. Bauern sind ein Teil unserer Kultur! Ist die AfD die Lösung? Das kann man auch nach diesem intensiven Nachmittag nicht versprechen, aber der große Ernst und die Zugewandtheit von Dr. Alice Weidel ist zumindest Balsam auf die geschundene Bauernseele- und lässt Hoffnung keimen.

Sehen Sie, liebe stattzeitungs-Leser, hierzu auch das Interview mit Dr. Alice Weidel in Solingen! "Feuer unterm Dach“. Das Sommer-Interview mit Dr. Alice Weidel (AfD)..


Wo kommt mein Apfel her, und wie geht´s meinem Bauern? Video aus der Obstplantage.

Wir haben ein Zeitdokument der Sorgen und Nöte der Obstbauern am Bodensee angefertigt. Es enthält Erklärungen über Arbeitsbedingungen und Anbaumethoden, sowie Fragen der AfD-Chefin Dr. Alice Weidel, und Antworten von den Obstbauern. Entstanden ist so ein Videofilm, der auch Verbrauchern einmal zeigt, woher der Apfel kommt, und wie es seinem Erzeuger eigentlich wirklich geht.



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Kommentare

Kommentar von Dietmar |

Dass die Bauern jetzt auch Steuern auf Agrardiesel zahlen sollen, ist keine "Streichung von Subventionen", sondern ungerechtfertigte Bereicherung des Staates.
Die Steuern auf Kraftstoffe werden erhoben zur Unterhaltung der Straßen-Infrastruktur. Bauern nutzen ihre Traktoren nur zu einem sehr geringen Teil auf öffentlichen Straßen, der allermeiste Diesel wird bei der Arbeit auf dem Feld verbraucht. Deshalb kann man bei der Erhebung von Steuern auf Agrardiesel nicht von "Streichung von Subventionen" reden.
Es wäre wichtig, das Gerede von der "Subventionsstreichung" - was sich natürlich für die Bürger besser anhört als "ungerechtfertigte Erhebung von Steuern" - nicht noch zu wiederholen, sondern konsequent die Tatsachen richtig darzustellen.

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