Anthony Lee: "Verbotspolitik und ausufernde Bürokratie zerstören das Bauerntum.“

von Michael Freiherr von Lüttwitz (Kommentare: 0)

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  • Über 1.000 Besucher ließen sich von “Biberach” nicht abschrecken.
  • Vortrag in der Viehversteigerungshalle Bad Waldsee wurde zum Publikumsmagneten.
  • Anthony Lee rechnete schonungslos mit der links-grünen Agrarpolitik ab.
  • Abgewanderte Tier- und Pflanzenproduktion kommt mit verminderten Standards als Import zurück.
  • Täglich nehmen sich zwei Landwirte in Frankreich das Leben, klagt Anthony Lee an.

Am vergangenen Aschermittwoch kam es im Vorfeld der geplanten "Grünen-Kundgebung“ in der Biberacher Stadthalle zu Gewaltszenen der Polizei, gegen Bauern und Bürger. In nicht wenigen Leitmedien wurden diese Gegebenheiten verfälschend dargestellt – die demonstrierenden Bürger wurden im Stile einer staatlichen Propaganda als Täter stigmatisiert und die Polizei als Opfer heroisiert.

Dieses Ereignis war Anlass für die Organisatoren, die Durchführung des Vortrags "Aus Fehlern nichts gelernt, jetzt ist Schluss“ von Anthony Lee, Bundessprecher des "Landwirtschaft verbindet Deutschland e.V.", in der Biberacher Nachbargemeinde Bad Waldsee zu überdenken. Da das Organisationsteam die realitätsfremde Darstellung der Leitmedien zum Biberacher Aschermittwoch kannte, befürchtete man für die eigene Veranstaltung Gleiches. Letztlich rang man sich durch, so der Moderator Alfred Heinzler vom Braunviehforum, den bereits im Oktober 2023 fixierten Vortrag, getragen vom Braunviehforum Baden-Württemberg, der Rinderunion Baden-Württemberg und Raiffeisen Bezug und Absatz eG (BAG) Allgäu-Oberschwaben eG, am 21. Februar 2024 wie geplant durchzuführen. Und das war gut so, denn die Viehversteigerungshalle als Austragungsort war bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz voll. Weit über 1.000 Besucher hörten sich die Ausführungen von Lee zum Agrarstandort Deutschland mit seiner Lebensmittelproduktion und -vermarktung unter globalen und regionalen Aspekten an.

Hauptanliegen von Lee war die Offenlegung von staatlich verschuldeten Problemen und das Aufzeigen von Lösungsansätzen. Schnell wurde deutlich, dass die Bürokratie des Landwirtschaftsministeriums und die links-grüne Ideologie der Regierung den Bauern die Luft zum Atmen nimmt, sprich Probleme bereitet, wo eigentlich gar keine wären. Diese inakzeptable Bevormundungs- und Verbotspolitik aus dem grünen Landwirtschaftsministerium in Verbindung mit der EU wird dazu führen, dass sich bis zum Jahr 2040 laut einer Studie die Höfe um 60 Prozent von 256.000 auf 100.000 in Deutschland reduzieren. Weiter führte Lee aus, dass sich wegen einer düsteren und aktuell desolaten EU-Landwirtschaftspolitik in Frankreich täglich zwei Landwirte das Leben nehmen. Nach seinen Worten fehlt in Deutschland eine entsprechende Statistik.

Wussten Sie, dass die Autarkie in der deutschen Lebensmittelerzeugung, die um 1990 noch bestand, sich inzwischen derart reduziert hat, dass deutsche Bauern, auf ein Jahr bezogen, nur bis zum 20. Februar die Selbstversorgung sicherstellen können. Danach, also bis zum 31. Dezember, übernimmt der Import aus dem Ausland eine oftmals nicht nachhaltige Versorgung der Bürger. Mit solchen plastischen Darstellungen weckte Lee die Zuhörer auf und vertiefte mit zahlreichen Fakten, Daten und Zahlen das Dilemma der deutschen Ampel-Agrarpolitik.

Ein Schwerpunkt seiner Rede war die Flächenstilllegung von vier Prozent je Hof und Jahr. Laut Lee hat das für Deutschland die Größendimension des Saarlandes - und das bei nicht mehr gegebener Autarkie, bei erhöhtem Flächenbedarf für Bio-Landwirtschaft (nur 40 Prozent des Ertrags gegenüber konventionellem Anbau auf gleicher Fläche) und dem katastrophalen Flächenverlust durch nicht ergiebige Sonnen- und Windenergieanlagen, die zudem zu einer immensen Stromverteuerung führen. Vorschläge zur Lösung dieses Problems scheitern in Berlin nach seinen Worten an einer grünen Ideologie. Weniger Flächen zum Anbau in Deutschland bedeuten verstärkten Anbau im Ausland und in dessen Folge kommt es unter anderem zur Regenwaldzerstörung für den Agrarsektor. Das kann es wohl nicht sein, echauffierte sich Lee.

Eindrucksvoll verwies der Referent auf die Folgen einer geplanten massiven Einschränkung des Pflanzenschutzes oder gar eines Verzichts. Dieser Verzicht wurde in Sri Lanka bereits umgesetzt, mit der Folge von Hungersnot und Vertreibung des Präsidenten aus der Regierung, so Lee. Er konnte es nicht fassen, dass ähnliche Bestrebungen in Deutschland gefordert werden.

Im Tierhaltungssektor hob er die hohen Standards in Deutschland hervor, die aber der Regierung nicht hoch genug sind. Als Konsequenz beenden deutsche Bauern die Tierproduktion, weshalb der Import aus dem Ausland mit bedeutend geringerem Tierhaltungsstandard als in Deutschland steigt. Ist das sinnvoll, war Lees berechtigte Frage.

Ein riesiges Problem ist gemäß dem referierenden Landwirt die Herkunftskennzeichnung, die oftmals alles andere als eindeutig ist. Er zeigte unter anderem auf, dass Kartoffeln aus Ägypten als regionales deutsches Produkt ausgewiesen werden. Und wegen einer Billig-Überschwemmung mit Erdbeeren aus dem Ausland ohne deutsche Pestizideinsatzstandards mussten deutsche Erdbeeranbauer ihre Ernte vernichten, weil der Lebensmittelhandel keine Zustimmung für einen höheren Preis gab. Solche Erfahrungen tragen nicht zu einem Vertrauen in die parteipolitisch geprägte Landwirtschaftssteuerung bei, resümierte der Referent.

Viele weitere desaströse Zustände im Landwirtschaftssektor, allen voran der Tierverlust durch Wölfe oder die Naturzerstörung und der Vogel- und Insektentod durch Windenergieanlagen und Sonnenkollektoren, führte Lee auf und gab Lösungsvorschläge, die allerdings nicht in das ideologisch geprägte Kostüm des links-grünen Ministeriums zu passen scheinen.  Die Politik aus Berlin zerstört nach Lees Worten die kleinbäuerlichen Strukturen und die Natur, jedoch behaupten die Politiker entgegen vorliegenden Fakten gerade das Gegenteil.

Die Lebensmittelproduktion aus Übersee ist laut Anthony Lee alles andere als nachhaltig. Um Überseeprodukten Nachhaltigkeit zu verleihen, verweist man in nicht mehr zu überbietender naiver und unkritischer Weise unter anderem darauf, dass importierte Schafe aus Neuseeland nötig sind, weil sie in ihrer Heimat Gras fressen und keinen beheizten Stall haben. Dass in Deutschland die gleichen Haltungsmodalitäten vorliegen, wird ignoriert. Und Lee fügte im Weiteren an, dass zahlreiche Steuergelder in Milliardenhöhe, die für fragwürdige Projekte im Ausland ausgewiesen werden, in Deutschland besser aufgehoben wären, weil dringend benötigt.

In seinem gut zweistündigen Streifzug durch die Wirren der deutschen und globalen Agrarpolitik, durch die unverständliche und behindernde Bürokratie im Agrarsektor und die Doppelmoral der verantwortlichen Politiker wurde deutlich, weshalb die Bauern, aber auch der gesamte Mittelstand, der ähnliche Probleme hat, aufstehen. Letztlich steht die Zukunft der Bürger Deutschlands auf dem Spiel, denn essen und trinken muss jeder. Der facettenreiche und hochwertige Anbau und Transport der Agrarwaren vom Erzeuger zum Konsumenten stehen auf dem Spiel und werden in der Politik einer links-grünen Ideologie zum Schaden der Menschen untergeordnet. Das wurde den Zuhörern schnell klar. Sie bedankten sich mit viel Beifall bei Anthony Lee für seine schonungslose Offenlegung der Probleme im Agrarsektor und Vermarktungsbereich.

Anthony Lee ist Bundessprecher von "Landwirtschaft verbindet Deutschland". Der Verein ging hervor aus der Bewegung "Land schafft Verbindung", die Abkürzung "LsV Deutschland" ist geblieben. Nach eigenen Angaben sind rund 150.000 Bauern in den WhatsApp-Gruppen der bäuerlichen Protestgemeinschaft vernetzt.



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