Alles dicht machen. Überlingen am Bodensee.

von Stef Manzini (Kommentare: 4)

Meinung

Wenn die grünen Weltverbesserer nach einer Möglichkeit suchen, das ganze Land final vom Autoverkehr zu befreien, dann sollten sie Anschauungsunterricht in Überlingen nehmen. “Alles dicht machen” heißt hier das Motto, das dem geplagten Autofahrer abwechselnd die Schweißperlen auf die Stirn und die Zornesröte ins Gesicht treibt. Übrigens dem Radfahrer auch. Kreisel schließen, Straßen sperren überall und natürlich überall zugleich. Rien ne va plus- nichts geht mehr, von West nach Ost, im Osten selber- und machen wir das Maß voll, auch gleich nach Norden.

Der bevorstehende verkaufsoffene Sonntag des Einzelhandels könnte so eine echte Insiderveranstaltung werden, wer drin ist, kommt nicht wieder raus- wer hinein will, kommt erst gar nicht rein. Die monatelange "Verkehrsberuhigung" auf "Überlingerisch" geht natürlich mit einer Sperrung des wichtigsten Parkhauses in der Innenstadt einher. Wer hat, der kann.

Sagt mal, liebe Bürohengste in den städtischen Schreibstuben, geht's noch?

Und nein, bitte erspart uns lahme Ausreden und Kompetenzgeschiebe in Richtung andere Behörden. Einer hat hier den Hut auf, und der heißt Jan Zeitler, und der ist seines Zeichens Oberbürgermeister von Schilda- pardon von Überlingen. "Mach was Jan", möchte man ihm zurufen, oder mittlerweile möchten manche ihn sicherlich auch anschreien, denn der mobile Bürger verliert langsam die Nerven.

Der Traum so manch grünen Stadtrats vom verkehrsberuhigten großen Wohnzimmer in der Innenstadt ist schon längst zum Alptraum des größten Schlafzimmers mutiert. Freunde, wann stellt ihr eigentlich eure Betten auf? Der gebeutelte Einzelhandel und die geschwächte Gastronomie legen sich dann vielleicht mit euch schlafen. Was soll's? Hauptsache Amazon kommt noch durch und kann liefern. Wozu brauchen wir noch Geschäfte und Lokale? Wir haben doch Netflix und Lieferando.

Zu was ist denn der uneinsichtige Erwachsene mit seiner Umweltvernichtungsmaschine eigentlich noch gut? Schnelle Antwort: Zum Abkassieren. Das zumindest weiß diese Stadtverwaltung, und klebt fleißig Knöllchen an die Karossen jener, die schon lange nicht mehr wissen, wo sie ihr "Heiligs Blechle" abstellen sollen. Parkflächen Mangelware, kostenlos gleich aussichtslos- emsig wurden die noch vorhandenen sogar erheblich verteuert. Die Backpfeife für den Autofahrer beim "Überziehen" auf ausgewiesenen Parkplätzen in der Jahnstraße kostet 30 Euro, in der Lindenstraße am Straßenrand sind es nur 10 Euro. Hä? Das muss man nicht verstehen, oder?

Die aktuelle Verkehrs(beruhigungs)situtation in Überlingen ist eine Zumutung, ja ein Skandal- und an Unvermögen der verantwortlichen Akteure nicht mehr zu übertreffen. Wer sich die Frage nach der Fortbewegung im ländlichen Raum stellt, kommt am Individualverkehr nicht vorbei. So einfach ist das.

Liebe Überlinger, wie wäre es denn einmal mit einem Autokorso durch die zwei Straßen der Innenstadt, wo das noch möglich ist. Alle die sich aufregen, sind dazu herzlich eingeladen. Kostenloses Hupkonzert inklusive!



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Kommentare

Kommentar von David Hoeffer |

Überlingen autofrei wäre tatsächlich traumhaft. Mit etwas besserem öffentlichen Verkehr sehr gut machbar. Gute Idee!

Kommentar von Manfred Jäger |

Weder "grün" noch "Weltverbesserer", allenfalls verlogen/ pseudogrün oder LGS-neongrün; sonst stimmt der Text!

Kommentar von Lang Petra |

Überlingen war mein Heimatstädtle. Da ich aus dem Hinterland komme, Überlingen für Autos schon lange angefangen hat dichtzumachen, gehe ich einfach nicht mehr hin. Sollen die unter sich bleiben, die Überlinger. Dumm auch fürs Geschäft.

Kommentar von Manfred Jäger |

Seit Jahren beweist unsere Stadtverwaltung/-regierung mit allen Abteilungen, dass sie ökologisch rein Garnix im Sinn hat, besonders auffällig die Neongrünen im Gemeinderat.
Schon vor und während der LGS war die Innenstadt für privaten Verkehr teilweise oder ganz gesperrt - angeblich als Versuch, und der schon maximal ausgedehnt. Dass die Umleitungen sich als sehr belastend für Fahrer und Anlieger erwiesen und eine Verfielfachung von Abgas und Lärm sowie individueller Kosten brachten, hält die Entscheider aber nicht davon ab, es wieder zu tun und auch noch dreist abwegig zu verteidigen wie der ÜB-OB zum Verkehr durch's sog. Kurviertel. Von früher mir auch nicht erinnerlich: die üblich gewordenen einseitigen Straßensperrungen für jede private Baustelle - wahrscheinlich profitabel fürs Stadtsäckel, und die Verkehrssicherheit dem untergeordnet, Investorenbeglückung übergeordnet.
Eher falsch für Überlingen die Blockade der eh'schon zu stark eingeschränkten seenahen Durchfahrt - erst nur Ost-West, dann auch die Ausfahrt nach Osten und nun noch die Einfahrt von Westen - wo man hier doch gerade noch in Fortsetzung des Landebahn-ähnlichen (sog.) Uferparks eine überdimensionierte kombinierte Kfz- und Fahrradschnellstraße (und als Zielpunkt das Totholz-/Holztod-Parkhaus West) in den (aus dem) Boden gestampft hatte, der Zugehörigkeit zur LGS entsprechend baumlos, wie es ja auch die Promenade mit barrierefreier Hochgeschwindigkeitspflasterung hätte werden sollen, wenn nicht in einer Bürgerversammlung abgewendet.
Alles andere als altstädtisch passend wie schon am Mantelhafen auch die Pflasterung der Hafenstraße und dann leider auch so weiter.

Genauso irrsinnig der Landesstraßenbau um Überlingen, begleitet von blödem Jubel der Kommunalpolitik (wie bei LGS), die im Interesse der Bürger hätte alles tun müssen, um besser zu steuern und manches schlicht zu verhindern wie zB. die völlig unnötige Verschlechterung unterhalb Aufkirch, die schon gleich den ersten vorhersehbaren Unfall nach sich zog. Auch hier wie am Seeufer eine Pseudo-Renaturierung mit stark negativer Ökobilanz nur aus bürokratisch-finanziellen Motivationen, administrative Onanie mit Steuergeld-Ejakulation.
Ein weiteres Problem sind Kreisel an völlig ungeeigneten Stellen, und trotzdem gibt es immerwieder Kommunalpolitiker, die hier mit entpsr. Vorschlägen oder gar Forderungen auffällig werden, meist ohne Verständnis, vllt gar ohne eigene Fahrpraxis. Wo weniger als 2 annähernd gleichwertige Durchgangsrichtungen mit 4 Ein/Ausfahrten zu bewältigen sind sowie im außerörtlichen Verkehr über 50km/h sind Kreisel auch aus ökologischen Gründen grundsätzlich abzulehnen, wenn nicht aufgrund besonderer (Sicht-)Verhältnisse ein Personenschaden-Unfallschwerpunkt nachweislich vorliegt. Also bitte keine neuen Kreisel bei Owingen und Füllenwaid, und bei ÜB-Oberried ist der 'Raff'-Kreisel 50m vor/nach dem Abig-Kreisel ein sinnloes Unding. Einfache Vorfahrtsregelungen wären hier sonstwo völlig ausreichend und praktikabel, und wie ohne Kreisel fuhren wir auch ohne Parkhäuser schon besser!
Die nun praktizierte Maximierung der Behinderungen durch glzt. mehrere Baumaßnahmen erscheint als v.a. beim RP zu verortendes Sachverstands- und/oder Intelligenzproblem auf Leitungsebene und wäre vllt personell zu beheben. Wenn die nun innerstädtisch und drumherum geschaffenen langfristigen Behinderungen als für die Autofahrer und Andere tolerabel und praktikabel erachtet werden, hätte auf die Maßnahmen insgesamt verzichtet werden sollen, denn es hätte der behauptet bezweckten Verbesserung offenbar garnicht bedurft, wenn über lange Zeit auch Verschlechterungen inkauf genommen werden, geplante Verbesserungen doch quantitativ weit übertreffen.
Genauso sind übrigens die verfehlten Überlinger Schulneubaupläne (und in FN die fürs LRA) zu betrachten: wenn über die lange Zeit von Abriss und Neubau stärkste Einschränkungen für Schülerschaft und Personal angeblich tolerabel sein sollen, ist es von vornherein auch jeder Status quo, dessen vllt geringe Verbesserung nach langer Bauphase weder ökonomisch die Investition lohnt noch ökologisch zu rechtfertigen ist - keine spätere Einsparung im Betrieb (ohnehin fraglich!) macht die Emissionen von Abriss und Neubau je wieder wett! Und die Qualität der Bildung mit immer neuen Bau-/Brandschutzvorschriften und nach Ideen von Rektoren, Oberschulämtern und Landes-Schulbaukomissionen nur baulich verbessern zu wollen entbehrt jeglicher Plausibilität - geradezu absurd.

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