Zum Problem des Islams in Deutschland

von Uwe Jochum (Kommentare: 1)

Bild: wikipedia.org

In den vergangenen Wochen haben die Medien von zunehmender Gewalt in den Freibädern berichtet, einer Gewalt, die von jungen Männern aus "Clangesellschaften" und dem muslimisch-arabischen Kulturkreis ausging. Beinahe unbemerkt hat parallel dazu der "Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit" die Muslimfeindlichkeit der deutschen Gesellschaft kritisiert. Höchste Zeit, die Ursachen des offenbar gestörten Verhältnisses von islamischer Kultur und deutscher Gesellschaft zu beleuchten.

In Deutschland, so meldet Statista, leben derzeit (Stand 2023) und offiziell gezählt um die 5,5 Millionen Muslime. Dass das Zusammenleben zwischen Muslimen und Deutschen keine unproblematische Sache ist, kann man der Wikipedia, entnehmen: Im Jahre 2016 fürchtete sich fast die Hälfte der Deutschen, nämlich 46 Prozent, vor einer Islamisierung Deutschlands, und 2018 meinten ebenfalls 46 Prozent, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Umgehend meldete sich die Politik und kritisierte die "Muslimfeindlichkeit" der deutschen Gesellschaft, die früher auf das Christentum hin zentriert gewesen sei, nun aber "die religiöse und weltanschauliche Heterogenität im Sinne gleichberechtigter Teilhabe" umsetzen müsse, wie die Bundesinnenministerin den "Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit" in einer Bilanz aus dem Jahr 2023 auf Seite 6 feststellen lässt. Als Grund für diese Feindlichkeit gegen Muslime machen die Innenministerin Faeser und ihr Expertenkreis "unbewusste Vorverständnisse, Fehlinformationen und pauschale Ängste" aus (ebd.), die dann zu Ausgrenzungen der Muslime führen würden (ebd., S. 7).

Man wundert sich. Denn der Expertenkreis verliert kein einziges Wort zu der Frage, ob die Muslimfeindlichkeit, die er diagnostiziert, im Verhalten von Muslimen eine Ursache haben könnte. Man wundert sich noch mehr. Denn kaum ein Tag vergeht, da nicht darüber berichtet wird - in den freien Medien, aber auch in den staatlich administrierten Kartellmedien -, was sich nachts und in den Freibädern tut, wenn Gruppen junger Muslime auf weitgehend nackthäutige deutsche Frauen treffen: Dann ist es schlagartig aus mit der "gleichberechtigten Teilhabe", und es tobt sich vor aller Augen etwas aus, was das Wort "Deutschenfeindlichkeit" noch viel zu höflich umschreibt. Was wir sehen und hören, ist das Verhalten enthemmt-aggressiver Jungmännerhorden, die das Stückchen Deutschland, auf dem sie sich befinden, als ihr Land betrachten, auf dem nach ihren Regeln gespielt wird. Wie wir wissen, heißt das im Minimum: Deutsche Frauen haben dort nichts zu melden, sind höchstens Objekte der sexuellen Triebabfuhr, und deutsche Männer werden ob ihrer körperlichen Schwäche und kulturell antrainierten Aggressionshemmung bestenfalls beiseite geschoben, schlimmstenfalls abgemessert.

Natürlich meldet sich spätestens an dieser Stelle der gemeindeutsche Gutmensch und erklärt, das alles habe mit "dem Islam" gar nichts zu tun. Denn was wir in unserem Umfeld mit Muslimen erleben, sei nicht dem Islam geschuldet, sondern sei Folge rückständiger Gesellschaften im Nahen Osten und in Afrika, deren Rückständigkeit sich ein islamisches Kostüm anziehe. Unter dem Kostüm müsse man, sozusagen, nur die Rückständigkeit beseitigen, und dann werde auch der Islam eine Religion sein, die wie die beiden anderen "abrahamitischen Religionen" unseren Respekt verdiene. Wobei wir uns natürlich auch darüber zu freuen hätten, wie kulturell vielfältig "der Islam" sei, mit all seinen Schiiten und Sunniten und den freundlichen Derwischen, die sich immerzu im Kreise drehen, um Gott näherzukommen. Die Rede von "dem Islam" sei daher die Beschwörung eines Phantoms, das eine Einheit und Identität "des Islams" suggeriere, die es real so gar nicht gebe.

Doch das, so fürchte ich, ist eine bequeme Ausflucht. Denn natürlich ist jede Kultur, jedes Volk, jede Religionsgemeinschaft, jede Stadt und jede Familie eine bunte Truppe, die ihren Alltag auf vielfältige Weise lebt. Aber so vielfältig das auch jeweils sein mag, überall, von der kleinen Familie bis zur großen Kultur, finden wir im Kopf der Menschen nicht nur Ansichten von dem, was gut und richtig oder schlecht und falsch ist, sondern wir finden, dass im Alltag der Menschen auch informelle Regeln greifen, mit denen die Ansichten vom Guten und Richtigen durchgesetzt werden. Solche Regeln liegen nicht immer in Form von Gesetzen vor, zunächst und zumeist haben sie vielmehr die Gestalt von Benimmregeln und gesellschaftlichen Konventionen, die der Einzelne im Laufe der Zeit beachten lernt und durch die er ein Teil der Familie, der Stadt, der Religionsgemeinschaft, des Volkes und der Kultur wird. Ein geachteter Teil, wenn er sich an diese Regeln hält; ein verworfener Teil, wenn er sie missachtet.

Diese informellen Regeln, die unseren Alltag und unser Handeln strukturieren, haben wir nicht selbst gemacht. Sie liegen uns voraus, wir übernehmen sie durch unsere Erziehung, wandeln sie in unserem Handeln ab und geben sie an unsere Kinder in veränderter Form weiter; immer aber so, dass die Veränderung und Weitergabe einem Entwicklungspfad verpflichtet bleibt, der keinen Bruch mit den Regeln der Vorväter markiert, sondern die Weitergabe einer gelebten Tradition ist. Das ist es, was man früher als "gute Sitten" bezeichnet hat und das man bildungssprachlich "Ethos" nennt: das informelle System von Praxisformen, durch die eine Familie, eine Gesellschaft, eine Religionsgemeinschaft, ein Staat oder eine Kultur das sind, was sie jeweils sind.

Es ist daher natürlich richtig, dass "der Islam" sowenig wie "das Christentum" oder "die griechische Kultur" durch eine einzige Regel oder ein einziges Konvolut von Gesetzen beschrieben werden kann. Wohl aber lässt sich in jeder Kultur und jeder Religionsgemeinschaft ein Ethos identifizieren, durch das diese Kultur und diese Religionsgemeinschaft in ihrer Identität und damit auch in ihrer Differenz zu anderen Kulturen und Religionsgemeinschaften erkennbar wird. Dieses Ethos bildet die Klammer, die unterschiedliche Lebensweisen innerhalb einer Kultur oder Religionsgemeinschaft zu Ausformungen ebendieser Kultur, dieser Religionsgemeinschaft, dieses Volkes oder dieser Familie macht. Wer daher wissen will, wie eine Familie, ein Volk oder eine völkerübergreifende Kultur "tickt", muss sich auf die Suche nach dem die gelebte Praxis formierenden Ethos machen.

Im Falle des Islam zeigt sich dieses Ethos äußerlich schon darin, dass die Vielfalt der islamischen Gemeinschaften zu der übergeordneten Gemeinschaft aller Muslime vereint ist, die den Namen "Umma" trägt. Diese übergeordnete Klammer der islamischen Umma wird von innen gehalten durch die für jeden gläubigen Muslim zentrale Überzeugung, dass Mohammed der letzte der Propheten und ihr Siegel (Sure 33:40) ist, mit dem die historische Prophetenreihe nicht nur abschließt, sondern der als Abschluss und Überbietung aller vor ihm lebenden Sendboten Gottes der Menschheit den Koran schenkte als finalgültiges Dokument des göttlichen Willens. Alle, die sich in diesem Glauben zusammenfinden, bilden daher nicht nur eine Umma, sondern erheben zugleich den Anspruch, durch Umsetzung des im Koran grundgelegten göttlichen Willens das Gebiet des Islam (Dar al-Islam) durch das islamische Ethos zu enkulturieren. Das heißt, im Dar al-Islam gelten nicht nur die koranischen Gebote und Verbote, sondern auch die auf Mohammed zurückgeführten mustergültigen Verhaltensweisen und Regelungen, die die Hadithe festhalten. Sie alle strukturieren das Ethos und damit die Alltagspraxis der Muslime und grenzen sie von der nichtislamischen Welt ab.

Dabei gilt aus der Sicht gläubiger Muslime für die nichtislamische Welt die einfache Regel, dass ein Muslim dort eigentlich nicht leben sollte oder dass er sie besser noch dem Islam zu unterwerfen habe, weshalb sie kurzerhand "Haus des Krieges" (Dar al-Harb) heißt. Konkret meint das, dass die nichtislamische Welt jederzeit angegriffen und unterworfen werden kann, ohne dass das in den Augen orthodoxer Muslime überhaupt ein kriegerischer Akt ist, für den man sich rechtfertigen muss. Es ist vielmehr eine religiöse Pflicht, das "Haus des Krieges" zu unterwerfen und zum Dar al-Islam zu machen. Mit anderen Worten: Das islamische Ethos kennt nicht nur eine klare Trennung zwischen denen, die Dazugehören, und denen, die draußen sind, sondern es strukturiert diese Differenz auch nach einem klaren hierarchischen Oben (Dar al-Islam) und unten (Dar al-Harb), die es dem Oben erlaubt, das Unten dem Ethos des Oben gewaltsam zu unterwerfen.

Schauen wir nun von diesem islamischen Ethos aus auf die Welt und damit auch auf uns als Nichtmuslime, haben wir allerdings Anlass, uns Sorgen zu machen. Denn die manichäische Teilung der Welt in das gute Reich des Islam und die böse Welt außerhalb des Islam ist keineswegs eine islamisch-koranische Quisquilie, die sich erst nach allerlei Auslegungsmühen im heiligen Text der Muslime findet. Vielmehr liegt sie vor aller Augen und kann von jedem Nichtmuslim nachgelesen werden, der bereit ist, für die Reclam-Ausgabe des Koran in der Übersetzung von Max Henning (die als gute Übersetzung gilt) 9,80 Euro auszugeben.

Wir lesen dort in Sure 2 von den schweren Strafen, die auf die Ungläubigen warten, und davon, dass man diejenigen bekämpfen soll, die die Muslime bekämpfen: "Und erschlagt sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wannen sie euch vertrieben." (Sure 2:187) Nun gut, wird sich der Christ und Atheist hier sagen, dann bekämpfen wir sie eben nicht, und dann lassen sie uns in Ruhe.

Falsch gedacht. Denn nachdem Sure 5:37 präzisiert hat, dass man jene, die den Gesandten, also Mohammed, befehden und Verderben auf die Erde bringen - weil nur Mohammed den Frieden bringt, ist eine Ablehnung Mohammeds gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung - töten, kreuzigen, an Händen und Füßen verstümmeln oder aus dem Land treiben kann, wird die Sure 9 deutlicher: "Kämpfet wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht glauben an Allah und an den jüngsten Tag und nicht verwehren, was Allah und sein Gesandter verwehrt haben, und nicht bekennen das Bekenntnis der Wahrheit, bis sie den Tribut aus der Hand gedemütigt entrichten [und also als Juden oder Christen die Kopfsteuer zahlen]. Und es sprechen die Juden: "Esra ist Allahs Sohn." Und es sprechen die Nazarener [Christen]: "Der Messias ist Allahs Sohn." Solches ist das Wort ihres Mundes. Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Allah, schlag sie tot!" (Sure 9:29 f.) Wir wundern uns daher nicht, dass es ein wenig später heißt: "Ziehet aus, leicht und schwer, und eifert mit Gut und Blut in Allahs Weg." (Sure 9:41)

Man kann das gar nicht anders denn als Kampfansage verstehen: Diejenigen, "denen die Schrift gegeben ward", sind die Juden und Christen; sollten diese sich erdreisten, nicht nur nicht an Allah zu glauben, sondern außerdem lieber bei Jahwe oder dem Messias als Sohn Gottes bleiben wollen und obendrein noch in Zweifel ziehen, dass es mit den Geboten und Verboten Mohammeds seine Richtigkeit hat - man hat als Jude ja seine eigenen Ge- und Verbote und als Christ sein eigenes Gewissen ohne Gebots- und Verbotsfibel -, dann droht ihnen ganz unverblümt der religiös gebotene Totschlag.

Welche Relevanz diesen Suren zukommt, wird eine Schicksalsfrage der Zukunft sein, nicht nur für die betroffenen Nichtmuslime, die Juden und Christen zumal, sondern auch für die Muslime, für die diese Suren zum kulturellen Gepäck gehören, mit dem sie vom Osten und Süden in die westlichen Gesellschaften eingewandert sind und weiterhin einwandern wollen. Eine Schicksalsfrage ist das deshalb, weil die zitierten Suren zum Koran als dem von Gott diktierten heiligen Text der Muslime gehören und mithin das Ethos der Muslime geprägt haben und weiterhin prägen werden; denn sie können als heiliger Text nicht aus dem Koran gestrichen werden, ohne den Koran in seinem Status als heiliger Text zu tingieren. Dabei sollten wir uns klarmachen, dass das Problem, das sich hier stellt, keineswegs ein Problem ist, das nur für die gläubigen Muslime, die ein affirmatives Verhältnis zum Koran pflegen, relevant wäre; vielmehr stellt es sich auch für die säkular lebenden Muslime, die das muslimische Ethos als Mitgift empfangen haben und also durch die islamische Kultur geprägt wurden.

Wir dürfen sicher sein, dass der "Expertenkreis Muslimfeindlichkeit" schon alleine die Zitation dieser Koran-Stellen und ihre Herausstellung im Sinne einer antisemitischen und antichristlichen Aggressionsfreigabe, die aus dem Koran als dem Inneren des Islam kommt, als einen Akt der Muslimfeindlichkeit reinterpretieren und unverdrossen behaupten wird, es müsse darum gehen, diesem Glauben eine gleichberechtigte Teilhabe an unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Die Frage, wie das angesichts eines tiefgreifenden Unterschieds zwischen dem Ethos des Islam und dem Ethos der westlichen, christlich geprägten Gesellschaften möglich sein soll, stellt der "Expertenkreis" nicht. Wohl deshalb, weil er auf sie keine Antwort hätte.

Lesen Sie, liebe stattzeitungs-Leserinnen und stattzeitungs-Leser hierzu gerne auch den s!!z-Kommentar "Bullerbü ist abgebrannt.".



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Kommentare

Kommentar von Josef Heinze |

Wikipedia als Quelle - Bravo! Journalismus wie er im Buche steht.

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