Drei Fragen an Daniele Ganser.

von Redaktionsteam (Kommentare: 0)

Cornelia Morche und Stef Manzini

Bild: s!!z-Team
s!!z-Interview

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  • Der Historiker und Friedensforscher zu Medien und den Vorgängen in Russland.
  • Am Rande des Vortrags in Bregenz war Zeit für ein sehr kurzes Interview.
  • Dr. Daniele Ganser zu "Umwälzungen" in der Geschichte.

Daniele Ganser zu treffen ist immer wieder inspirierend, und eine große Freude. Ja, es ist wohltuend, wie der smarte Schweizer ernste Inhalte vermittelt und dabei immer ganz bei sich selbst bleibt, ohne andere zu diffamieren oder zu beleidigen. Das ist selten geworden im aktuellen "Polit-Zirkus", unter Wissenschaftlern, die mit ihren Meinungen konkurrieren- oder zwischen Medienschaffenden, die ganz offensichtlich mittlerweile auf verschiedenen Seiten stehen. Dass der Historiker und Friedensforscher mit seinen Vorträgen ordentlich Geld verdient, geht in Ordnung- es ist sein Lebensunterhalt. Immer wieder überraschend für "Mainstream-Menschen" und "Mainstream-Medien" ist seine große Zuhörerschaft. Dr. Daniele Ganser, selbst schwer diffamiert und oft angegriffen, ist äußerst beliebt. Das zeigen Monat für Monat die vielen Menschen, die zu seinen Vorträgen "Warum ist in der Ukraine ein Krieg ausgebrochen?", oder "Kann man den Medien vertrauen?" kommen, und die seine Bücher kaufen. stattzeitung.org durfte Daniele bereits 2022 zu einer Veranstaltung begrüßen, und freut sich auf sein gegebenes Versprechen 2024 wieder an den westlichen Bodensee zu uns zu kommen.

Chapeau, lieber Daniele und PEACE! Wie Du stets Deine freundlichen Antworten auf unsere Fragen beendest.  

Am Rande seines Vortrags "Kann man den Medien vertrauen?" bei Leo Simma und seinem Garten-Eden-Projekt am 29. Juni 2023 in Lauterach bei Bregenz nutzte die stattzeitung.org (s!!z) die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit Dr. Daniele Ganser (DG) zu aktuellen Themen.

s!!z: Die erste Frage bezieht sich auf die aktuelle Situation in der Ukraine. Was ist da passiert?

DG: Es war halt sehr gefährlich, weil Prigoschin sich gegen Schoigu gewendet hat. Schoigu ist der Verteidigungsminister und Prigoschin ist der Chef der Wagner-Truppe. Die Wagner-Truppe hat etwa 50.000 Mann. Und es ging darum, dass die Wagner-Truppe mit dem Verteidigungsministerium hätte Verträge abschließen sollen, damit die Wagner-Truppe in das Verteidigungsministerium eingegliedert wird. Es ist vielleicht noch zu früh Bilanz zu ziehen, aber nach den vorliegenden Informationen, wollten die das nicht. Und sind dann gegen Moskau gezogen und das hätte zu einem Bürgerkrieg werden können, wenn dann die russischen Truppen und die Wagner-Truppen sich dann gegenseitig erschießen. Dann wäre das Bürgerkrieg! Darum ist Lukaschenko zu danken, der Präsident von Weißrussland, der hat das deeskaliert und gesagt Herr Prigoschin möge doch nach Weißrussland kommen. Und so wie es aussieht, hat das funktioniert. Es ist aber noch zu früh, die Hintergründe wissen wir noch nicht.

s!!z: Zum einen wurde ja gesagt, dass die Wagner-Truppe vom russischen Staat bezahlt wurde und zum zweiten wurde ja gesagt, dass kaum Blut vergossen wurde und es nicht zu wirklichen Kämpfen kam.

DG: Nein, es ist abgewendet worden. In Rostow am Don gab es wohl ein paar Tote, aber insgesamt hätte es total eskalieren können. Es zeigt sich einfach, dass Kriege immer chaotisch sind und dass in jedem Staat die Strukturen auch erschüttert werden können.

s!!z: Die zweite Frage bezieht sich jetzt hier auf Medien und unsere Arbeit in der stattzeitung.org. Haben solche alternativen Medien für die Zukunft eine gute Aussicht?

DG: Ja, alternative Medien sind sehr, sehr wichtig. Weil strukturell ist es so, dass die Publikationskosten im Internet stark gesunken sind. Früher, sagen wir in den 1960er Jahren oder auch in den 1980er Jahren, wenn man eine Zeitung drucken wollte, war das eben sehr teuer. Und die Zeitung dann noch in jeden Haushalt bringen, das war auch sehr teuer. Die Medienrevolution basiert eigentlich auf gesunkenen Kosten und das ist eigentlich, ich sag mal seit 1996 möglich. 1996 war ich das erste Mal im Internet und da war es aber noch sehr, sehr langsam. Man kann sagen, wir haben jetzt 25 Jahre Internet und diese Möglichkeit jetzt zu nutzen, zu sehr tiefen Kosten zu produzieren, ist eine der großen Hoffnungen der Friedensbewegung. Ich bin sehr froh, dass es die stattzeitung.org gibt und ich glaube, die Leute, die sich dort informieren, und dann vergleichen, was auf ARD gesendet wird, die sehen schon, dass es verschiedene Perspektiven gibt.

s!!z: Die dritte Frage geht dann noch an den Historiker. Diese ganzen Umwälzungen, die wir da jetzt erleben, gibt es da einen Vergleich zu früheren, großen Ereignissen?

DG: Es hat natürlich immer wieder Umwälzungen in der Geschichte gegeben. Da würde ich sagen, die Französische Revolution war auch kein ruhiges Jahr 1789 oder als die Russen im 1. Weltkrieg den Frieden von Brest-Litowsk geschürt haben. 1917, da gab es den 1. Weltkrieg und gleichzeitig die Russische Revolution. Also da gab es eigentlich schon immer große Umwälzungen. Man kann auch zum Berliner Mauerfall gehen, wie die Leute erst noch gedacht haben, die DDR, die ist für immer und die Stasi ist allmächtig und dann ist die DDR zusammengebrochen.

s!!z: Wobei das ja eher regionale Beispiele waren, aber was wir ja zurzeit erleben ist ja total global.

DG: Es ist global, das stimmt, aber die Situation stellt sich in Indien natürlich anders dar als in Brasilien und in Deutschland anders dar als in den USA und in China wiederum anders als in Italien. Das heißt, die nationalen Befindlichkeiten und Herausforderungen für die Menschen in den verschiedenen Ländern sind sehr unterschiedlich. Was man sicher merkt ist, dass diese Corona-Diskussion in den Jahren 2020 und 2021 alle Menschen erfasst hat und was mir da fehlt ist eine Aufarbeitung.  Was ist alles falsch gelaufen? Trauen wir uns darüber zu sprechen, was alles falsch gelaufen ist? Können wir daraus Lehren ziehen? Im Moment sträubt man sich dagegen überhaupt das Thema anzuschauen.

s!!z: Vielen Dank!

DG: Danke!

Zum Vortrag selbst können Sie gerne den s!!z-Bericht "Daniele Ganser: "Können wir den Medien vertrauen?"" lesen.



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