Araucanas haben zu Ostern Hochkonjunktur

von Michael Freiherr von Lüttwitz (Kommentare: 0)

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Nein, die grünen Eier hat nicht der Osterhase gebracht. Araucana lautet der Name derjenigen Hühnerrasse, welche die grünen Eier produziert. Die grünschaligen, offiziell türkisfarbigen Eier sind das ganze Jahr über begehrt, vor allem aber an Ostern. Und sie sind selten, denn Massenhaltung ist für diese außergewöhnliche Rasse nichts. Es sind Individualisten, die diese Hühnerrasse mit Hingabe züchten – eine Rasse mit vielen Besonderheiten.

Hubert Langenwalder aus Eberhardzell ist ein Vertreter dieser Züchtergilde. Er schwört auf die türkisfarbigen Eier, was vor allem an seiner naturnahen Fütterung mit viel Grünzeug liegt. Das Lebensmittel soll eure Medizin sein, ist ein altes Sprichwort.  Langenwalders-Araucana-Eier kann man getrost als ein solches Lebensmittel bezeichnen, denn die zahlreichen Mineralstoffe, Vitamine und vor allem sekundären Pflanzenstoffen seiner Fütterung machen das grüne Ei zu einem Gesundheitsbrunnen.

Züchter Langenwalder muss häufig erklären, dass die Eierschalenfarbe nichts mit dem Eierinhalt zu tun hat, wie immer wieder einige Zeitgenossen vermeintlich meinen. Wenn rote Blutkörperchen mit ihrer geringen Lebenserwartung abgebaut werden, entsteht der grüne Farbstoff Billiverdin. Er wird in die gesamte Kalkschale integriert, welche sich am Ende der Eibildung um das Eiweiß und den Dotter legt. Wird Billiverdin weiter zu Billirubin abgebaut, entstehen braune Eier. Diese Eier haben aber nur auf der Oberfläche eine braune Auflagerung, während die grüne Eierschale durch und durch grün ist. Bei weißen Eiern wird kein Blutabbauprodukt der Eierschale beigefügt.

Die Araucana-Hühner sind aber nicht nur der Eier wegen etwas Außergewöhnliches  ̶  auch wegen ihrer Erscheinungsmerkmale stechen sie aus dem großen Hühnerrassen-Reigen heraus. Vor allem die Schwanzlosigkeit hat es Langenwalder angetan. Das macht die Rasse erst so richtig interessant, weiß er zu berichten. Gerade dieses Merkmal macht die Rasse zu einem Robusthuhn, weil Wind und Regen keine Angriffsfläche haben wie bei Hühnern mit Schwanz, bei denen der Übergang des Körpers zum Schwanz in dieser Hinsicht eine Schwachstelle ist.

Dazu kommt der Bart im Gesicht, der aus Haarfedern besteht, welcher vor kalter Witterung schützt. Ein besonderer Schutz sind sogenannte Bommeln oder Tuffs. Dabei handelt es sich um Federn, die an der Gehöröffnung auf einer gut durchbluteten Hautausstülpung wachsen. Bei diesen Federn handelt es sich um ganz normale Konturfedern, die den gesamten Körper bei fast allen Hühnerrassen abdecken. Sie fördern die Robustheit nochmals zusätzlich. Dabei unterscheidet man bei der Araucana-Rasse drei Kopf-Varianten: Bart und Bommeln, nur Bart oder nur Bommeln. Vertreter ohne Bart und ohne Bommeln sind keine Araucana-Hühner, sondern Kreuzungen oder Relikte früherer Einkreuzungen. Als weitere Besonderheit weisen die Araucanas weidengrüne Füße auf, die je nach Farbschlag auch ins Schwärzliche gehen oder ins Gelbe. Das hängt mit der Genetik zusammen, denn manche Gefiederfarben verstärken Pigmente in den Füßen, andere hemmen sie. Langenwalder ist ein alter Hase in der Araucana-Zucht, die er schon mehr als 20 Jahre betreibt. Bei 14 Farbschlägen findet jeder Hühnerliebhaber seine Farbe meint der Eberhardzeller Züchter.

Angesprochen auf die Geschichte dieser Rasse weiß Hubert Langenwalder stolz zu berichten, dass ihre Historie etwas ganz Besonderes ist. Es gab sie schon vor der Entdeckung Amerikas durch die Spanier. Ihre Heimat ist das Andengebiet von Chile, wobei die Grenze zu Argentinien nicht so genau abzustecken ist. Gehalten wurden sie von den Araucana-Indianern dieser Region, die sich selbst Mapuche nennen. Dort lebten die Hühner halbwild, das heißt, ihren Lebensalltag verbrachten sie im Gelände und am Abend kamen sie zum Stall und zur Fütterung. Dafür legten sie in der Obhut ihrer Halter Eier: ein hochgeschätztes Nahrungsmittel, denn im Freien finden die Hühner nicht nur Grünzeug, sondern auch zahlreiche Sämereien und tierische Kost. Solche Eier sind erlesen.

Züchter Langenwalder würde seine Araucanas auch gerne so halten wie die Araucana-Indianer, aber dann wäre die Gefahr des Verlustes durch Fuchs und anderes Getier, bei dem Huhn auf der Speisekarte steht, zu hoch. Deshalb leben sie bei ihm in einer kombinierten Stall-Auslauf-Haltung, wobei letzterer raubzugsicher umzäunt ist.

Damit die Merkmale der Rasse gefestigt werden, gibt es einen Standard. In ihm ist detailliert beschrieben, wie die Hühner auszusehen haben. Um sich immer wieder Informationen zu holen, ist er in den Sonderverein zur Erhaltung des Araucana- und Zwerg-Araucana-Huhnes eingetreten. Dort steht er seit vielen Jahren bei Eierschauen immer auf dem Siegerpodest, meistens ganz oben. Aber auch mit seinen Hühnern ist er erfolgreich. Im Kreisverband Oberschwaben ist er die letzten zwei Jahre Kreismeister geworden und im Sonderverein ist er nicht minder erfolgreich. Geflügelausstellungen sind dazu da, das Urteil eines Körmeisters einzuholen, damit man weiß, ob die Zucht in die richtige Richtung läuft. Züchter Langenwalder weiß das auch ohne den Körmeister, aber er freut sich immer wieder, wenn er das schwarz auf weiß bestätigt bekommt und Besucher der Schau von der Rasse in ihren Bann gezogen werden.

Auf den Ausstellungen spricht man ihn immer wieder an, ob es stimmt, dass die grünen Araucana-Eier weniger Cholesterin aufweisen. Da verweist er auf den 1. Vorsitzenden des Sondervereins, der darüber in dem jährlichen Rundschreiben des Sondervereins und in seinem Araucana-Buch auf Untersuchungen hinweist. Bei diesen hat sich ergeben, dass das Gros der Araucana-Eier nicht mehr und nicht weniger Cholesterin hat wie Eier anderer Hühnerrassen. Es gibt aber auch ein paar Ausreißer, die weniger aufweisen, aber auch mehr. Man müsste von jeder Henne eine Untersuchung durchführen, dann hat man die Gewähr für den entsprechenden Cholesteringehalt, denn bei jeder Henne bleibt er ziemlich konstant über die Legephase. Inzwischen ist aber die Angst vor dem Cholesterin vorbei, die einige Jahre bei der Bevölkerung den Eierkonsum eingeschränkte. Es wird inzwischen empfohlen, das Hühnerei als erstklassige Eiweißquelle zu nutzen, zumal der Lecithingehalt des Eis die Cholesterinaufnahme bremst. In der biologischen Wertigkeit als Eiweißquelle hat man das Hühnerei im Vergleich zu anderen tierischen und pflanzlichen Produkten auf die Stufe 100 Prozent gestellt. Rindfleisch als Spitzenvertreter der Fleischpalette kommt dagegen nur auf 75 Prozent.

Der Frühling ist die Zeit des Nachwuchses im Tierreich. Nicht anders ist es bei Hubert Langenwalder, der wie alle Züchter dieser Rasse im Einklang mit der Natur arbeitet. Bei ihm läuft die neue Generation schon im Kükenstadium in der Stallung umher. Seinen Altbestand gibt er deshalb bis auf die Zuchttiere immer ab, weil er für den Nachwuchs entsprechenden Platz benötigt. Dementsprechend ist gerade zur Osterzeit die Eierproduktion eingeschränkt, denn die Eier landen im Brutapparat und wenn eine Henne brütig wird, darf sie ihren Nachwuchs selbst ausbrüten und führen. Dank dieser Maßnahme hat man bei der Araucana-Rasse immer wieder Glucken (brütende Hennen). Dieser Umstand ist vor allem bei Haltern beliebt, die wegen des grünen Frühstückeis und der Freude am Tier auf Araucanas zurückgreifen. Die grüne Eierschalenfarbe hat die Rasse populär gemacht – auch über Ostern hinaus.                



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