"Und der zweite Streich folgt sogleich“. Zweiter Termin zur Bürgerbeteiligung für die Entwicklung des Kramer Areals.

von Diana Benisch (Kommentare: 0)

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  • Öffentliche Begehung des Kramer Areals am 3. März mit anschließendem Bürgerforum.
  • Noch mehr Teilnehmer als am 1. März bei der Einwohnerversammlung im Kursaal.
  • Gigantische Ausmaße des Geländes beeindrucken.

Die Stadt Überlingen plant das Gelände an der Nußdorferstraße 50, das Kramer Areal, zusammen mit der Besitzerin, der Wacker Neuson Group, städtebaulich zu erschließen. Das Kramer-Areal, das östlich von der Überlinger Innenstadt liegt, umfasst circa 6 Hektar und eignet sich, besonders aufgrund der Nähe zum Bodenseeufer, ideal für die Entwicklung „eines lebens- und liebenswerten Quartiers für das urbane Miteinander“, so auf der Homepage (www.kramer-areal.de) des Vorhabenträgers die Wacker Neuson Group, zu lesen. Die Bürger Überlingens sollen und können sich an der Planungsphase beteiligen.

Dazu gab es einen ersten informellen Termin am 1. März und einen zweiten am 3. März direkt auf dem Gelände der ehemaligen Kramer Werke. War der Kursaal am 1. März bei der Einwohnerversammlung zur Erschließung des Kramer Areals schon gut gefüllt, so kamen am Freitag, dem 3. März noch mehr Interessierte zur öffentlichen Ortsbegehung mit anschließendem Workshop. Um 16 Uhr strömten die Bürger Überlingens auf das Gelände und wurden in einem ersten Teil, moderiert von Thomas Sorg, Projektleiter der Wacker Neuson Group, über das gesamte Areal, einschließlich der Gebäude geführt. Der überwiegende Teil der Besucher war das erste Mal auf dem Gelände, aber auch ehemalige Angestellte waren gekommen. Die schiere Größe des Areals schien zu beeindrucken, aber auch die Hallen und Gebäude, einige marode, andere vielleicht erhaltenswert, wurden als besonders empfunden. In der ehemaligen Kantine, ein eher maroder Teil der Gebäude, wurden bis zu 500 Essen am Tag auch für Angestellte der umliegenden Firmen gereicht, wusste Thomas Sorg zu berichten.

Die Menschen heute waren mit vielen Erwartungen und Ideen gekommen, hatten aber nicht immer die Hoffnung, dass diese auch Erfüllung finden würden. Gerade das Thema Jugend, vor allem auch der fehlende Platz für die Jugendlichen in Überlingen, wurde sehr skeptisch betrachtet. Jugendliche seien oft nicht willkommen, dringend müsste es Begegnungs-, Probenräume und dergleichen mehr geben. Kritisiert wurde auch die mangelnde Einbindung der Jugendlichen in das Geschehen und die in Kürze einberufenen Termine. Vertreter der Jugend, zum Beispiel Schulsprecher, hätten direkt angesprochen werden können, damit ein Einbringen möglich gewesen wäre, der Altersdurchschnitt der Interessierten war entsprechend hoch. Dennoch war der Wunsch groß, dass auch der dringend benötigte Platz und die entsprechenden Möglichkeiten für die Jugendlichen in Überlingen bei der Planung berücksichtigt werden.

Während des Rundganges wurde immer wieder auch auf die großen Herausforderungen, die das Gelände mit sich bringt, hingewiesen. So gibt es zum Beispiel einen Höhenunterschied von 11 Metern, innerhalb des Geländes, vor der Bahnlinie hat man keinen direkten Seeblick, es gelte Bebauungsgrenzen zu beachten. Auf die Frage, ob der Eisenbahnlärm störend sei, lautetet die Antwort, dass ein Gutachten dies als nicht störend im Rahmen der vorgeschriebenen Richtlinien für Wohnen befunden habe. Ob denn eine Nutzung, zum Beispiel für Veranstaltungen, bis zum Abriss möglich sei, lautete eine andere Frage. Dies sei nicht gänzlich ausgeschlossen, alles eine Frage des Preises, so die Antwort.

Jan Zeitler betonte in diesem Zusammenhang, dass die Kosten des Abrisses vom Vorhabenträger übernommen werden. Wie auf der Einwohnerversammlung kam auch hier die Frage der Problematik der Zweitwohnungen, verbunden mit der Wohnungsnot in Überlingen auf, mit der gleichen Antwort, dass es rechtlich kaum Möglichkeiten gäbe dies zu verhindern. Auch auf die Frage, ob denn Überlinger bevorzugt Wohnungen mieten könnten, gab es keine direkte Antwort. Nach welchen Kriterien vermietet werden wird, "stünde in den Sternen", so der stellvertretende Bürgermeister Thomas Kölschbach.

Den zweiten Teil der Veranstaltung, das Bürgerforum, eröffnete Florian Lamp, Vertreter der Eigentümer, mit einem kurzen Überblick über die Wacker Neuson Group, die in Hand der Eigentümerfamilien läge, weiterhin im Baumaschinenbereich tätig sei und ihren Sitz in München habe.

Wie geht es weiter mit der Erschließung und Planung? Darüber referierte Gerd Grohe, Leiter des Architekturwettbewerbs. Die Protokolle der Ergebnisse des folgenden Workshops, aufgeteilt in vier Bereiche, Städtebau, Nutzungen, Grün- und Freiflächen, Erschließung/Mobilität, würden auf der Homepage www.kramer-areal.de veröffentlicht und gingen dann in die Aufgabenstellung für die Wettbewerbsbüros, die in einem nicht offenen Verfahren ausgewählt werden, mit ein. Ein nicht offenes Verfahren bedeutet, dass die Planer die Architekturbüros aussuchen, alles Büros mit viel städtebaulicher Erfahrung, so Gerd Grohe. Nach dreimonatiger Planungsphase, werden dann die Ergebnisse vorgestellt und unter anderem nach folgenden Kriterien beurteilt, Qualität, Einbindung in die Umgebung, Nutzungszuweisung, Nachhaltigkeit. Um der Wohnungsnot in Überlingen Herr zu werden, könnten bis zu 5 Geschosse gebaut werden, wie und ob das geschehen wird ist noch offen. Fest steht aber, dass die Stadt auf dem von ihr zu erwerbenden Teilgebiet, alle Fördermöglichkeiten für den sozialen Wohnungsbau ausschöpfen möchte. Für das ganze Areal sind 10 Prozent hochwertige Wohnungen angedacht, für die restlichen 90 Prozent ist folgende Aufteilung geplant, 20 Prozent davon Vier-Zimmer-Wohnungen, 50 Prozent Drei-Zimmer-Wohnungen und 30 Prozent Zwei-Zimmer-Wohnungen.

Ob das den Bedürfnissen der Einwohner entspricht, bleibt abzuwarten. Mit Spannung darf die weitere Entwicklung erwartet werden. Alle Prozesse werden öffentlich dokumentiert und sowohl auf der Homepage der Wacker Neuson Group unter www.kramer-areal.de als auch auf der Internetseite der Gemeinde Überlingen, zu finden sein.



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