Blumenstrauß und Kartoffelbrei. Der Internationale Frauentag.

von Stef Manzini (Kommentare: 1)

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Liebe stattzeitungs-Leserin, haben Sie heute schon einen Blumenstrauß geschenkt bekommen? Lieber stattzeitungs-Leser, haben Sie Ihrer Frau heute schon Blumen geschenkt? Blumen sind ein schönes Geschenk, besser jedoch wäre es, die Welt würde sich ändern, und Frauen endlich die Position geben- die ihrer Rolle zukommt.

Frauen verdienen in der BRD im Schnitt monatlich 400 Euro weniger als Männer, und das, obwohl die meisten von ihnen zwei Jobs machen. Beruf und Haushalt, inklusive aller "Care-Aufgaben" für Familie und Angehörige. Eine Frau ist nie "nur" Hausfrau! Sie ist Managerin, Köchin, Putzfee, Krankenschwester... Sie steht meistens morgens als Erstes auf, und geht abends als Letztes ins Bett. Sie kocht auch im Urlaub in der Ferienwohnung. Sie ist Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens. Sie hält ihrem Mann nicht nur den Rücken frei, sondern oft genug hält sie auch den Kopf hin. Beim Elternabend. Beim Streit mit Schwiegermutter...

Bis zum gestrigen "Equal-Pay-Day" haben Sie, liebe Leserin, statistisch gesehen umsonst gearbeitet. Das passt so gar nicht zu einer anderen Statistik, die aussagt, dass Mädchen und junge Frauen einen deutlich höheren Bildungsstatus als ihre männlichen Pendants haben. Eine große Rolle im ganz alltäglichen Leben spielt sie dennoch nicht. Wussten Sie, dass die Medikamente für eine Chemo-Therapie nur an männlichen Mäusen getestet werden, und haben Sie schon mal gehört, dass immer noch mehr Frauen schwere Verletzungen bei Autounfällen erleiden, weil die Unfälle mit männlichen Dummys simuliert werden? Männer machen diese Studien. Eine neue Gender-Medizin, und hier ist der Begriff "Gender" (Geschlechtsidentität) sinnvoll, erprobt neue Ansätze zum Beispiel in der Sportmedizin. Man hat herausgefunden, dass beispielsweise Hochleistungssportlerinnen ihr Training auch auf den Hormonstatus abstimmen sollten. Im Gegensatz zu den männlichen Athleten kommt es bei Frauen, bei gleichen Trainingsmethoden, mitunter bei Verletzungen zu langwierigen Knochenbruch-Erkrankungen. Tatsächlich ist das harte Training für den Hormonhaushalt abträglich, was wiederum zur Brüchigkeit der Knochenstruktur führt. Nun habe ich das äußerst laienhaft erklärt, Medizinerinnen mögen es mir nachsehen. Frauen wurden generell in jeder Beziehung von der Forschung vernachlässigt, Sinnbild für nicht vorhandene Gleichstellung. "Woman are the Nigger of the World", sang einmal in den 1970-er Jahren Janis Joplin. Vieles hat sich seitdem für uns Frauen verändert, gebessert- aber zufriedenstellend ist die Gesamtsituation noch lange nicht. Galt noch in den 1980-ern das Wort "Emanze" als Schimpfwort, könnte es heute wieder dazu werden. Merkwürdig angepasst sind viele junge Frauen, die ich erlebe, und ich wünschte mir klammheimlich eine "Frauen-Generation" zusätzlich zur "Letzten-Generation", die ähnlich massiv ihre Rechte einfordert. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit wäre ein Anfang. In dieser Erzählung landete der Kartoffelbrei, den wir hergestellt haben, dann in den Gesichtern oder auf den Schreibtischen jener Bosse, die ihrer weiblichen Belegschaft immer noch den Teil des Lohns verweigern, den ihre männlichen Kollegen erhalten. Ein Blumenstrauß ist heute am Internationalen Frauentag "nice to have", aber er sollte nicht davon ablenken, was wir noch schaffen müssen. Wir sind es die Frauen, die sich nicht mehr mit geringerem Lohn abspeisen lassen dürfen, und auch sonst einfordern müssen, was Gleichstellung wirklich bedeutet. Warten wir weiter darauf, dass die quakenden Frösche die Trockenlegung des Sumpfes veranlassen, warten wir weiter. Und warten. Und warten. Wir müssen handeln.

Vergessen wir, liebe Leserinnen, also nie den Blick auf das große Ganze: In jeder Minute werden weltweit Mädchen und Frauen gequält. Auch hier in Deutschland. Lange Wartezeiten in Frauenhäusern sind dafür ein Beleg. Die Frauen im Iran leiden unwahrscheinlich unter Männern, und sie sind mutig. Frauen werden beschnitten. Verkauft. Vergewaltigt. Erniedrigt. Kriegs-Geschändet. Gar nichts ist in Ordnung. Eine "Feministische Außenpolitik" ist erstmal nur ein Wort. Männer quälen Frauen und ganz ehrlich, sie werden dabei auch unterstützt von Frauen. Frauen, die wegsehen. Frauen, die ihre Söhne erziehen. Frauen, die anderen Frauen schaden, das gehört zur Wahrheit dazu.

Liebe stattzeitungs-Leserin schließen wir dennoch versöhnlich. Stellen wir uns also den Blumenstrauß auf unseren Tisch und freuen wir uns darüber. Dann kaufen wir uns das wunderbare Buch "Eine Frage der Chemie". Bonnie Garmus´ Erstlingswerk wird Sie abwechselnd zum Lachen, und zum Weinen bringen. Ganz bestimmt wird es Ihre Sichtweise auf die Welt bereichern. Danach aber blecken wir die Zähne, krempeln die Ärmel hoch- und sorgen selbst dafür, dass die Hälfte der Weltbevölkerung endlich gleichberechtigt ist, und nicht mehr am "Frau-Sein" leidet.



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Kommentare

Kommentar von Veronika Dellemann |

Ehrlich gesagt, bin ich enttäuscht von den Frauen unserer Regierung und der EU...
Frieden, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Freiheit, Demokratie???
Ich erlebe keinen großen Unterschied...

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