24. Februar 2023. Wie viele Kugeln stoppen einen Krieg?

von Stef Manzini (Kommentare: 0)

Bild: Marco Ligon
Krieg&Frieden

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  • Nachdenklichkeit statt Besserwisserei.
  • Kugel stoppt Kugel, wann?
  • Was glauben wir eigentlich zu wissen?
  • Hersh, Ganser und Vad werden ausgegrenzt.
  • Experten und solche, die es sein wollen, werden überbewertet.

Vor der russischen Botschaft in Berlin steht ein zerschossener russischer Panzer. An ihm scheiden sich die Geister. Was für ein Symbol, für die russische Gefahr, für die russische Niederlage, für den Sieg der Ukraine? Das Panzer-Wrack haben Aktivisten als Mahnmal gegen den Krieg aufgestellt. Man hätte auch 1.000 leere weiße Leichensäcke in die Bäume hängen können, denn so viele tote russische Soldaten sind es laut Schätzungen täglich.

Hinzu kommen die toten ukrainischen Soldaten und alle Zivilisten, die Menschen in der Ukraine, die dieser Krieg auf dem Boden des zweitgrößten Flächenstaats Europas seit dem 24. Februar 2022 fordert. Der Berliner Tiergarten hätte nicht genug Bäume, um all die Leichensäcke aufzuhängen, so viel ist sicher.

Im Rückblick auf ein Jahr Krieg auf ukrainischem Boden bleiben viele Fragezeichen, und sehr viel Nachdenklichkeit. Zur Wahrheit gehört wohl unbedingt der russische Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Zur Wahrheit gehören aber auch alle Einzelheiten, die sich bis zu diesem denkwürdigen Datum ereignet haben. In die Gesamtbetrachtung müssen die 13.000 Toten im Bürgerkrieg "Krim und Donbass", der "Maidan" am 1. Dezember 2013, sowie eine tatsächliche Ausdehnung der NATO an die Grenzen Russlands, und eine ständige Aufrüstung der Ukraine, vor allem durch die USA, miteinbezogen werden. Nichts davon rechtfertigt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat- aber musste es denn überhaupt dazu kommen? Die Vorzeichen standen "auf Sturm", wo waren die Diplomaten der Länder, die nun in diesen Krieg involviert sind, um einen Krieg zu verhindern? Sollte und wollte dieser Krieg überhaupt verhindert werden? Wer kennt die ganze Wahrheit? Seit der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen "Zeitenwende" liefert Deutschland in die Ukraine Waffen. Verteidigungswaffen, die benötigt werden, um einen weiteren Vormarsch der Russen zu stoppen, um zu ermöglichen, dass die Ukraine ein souveräner Staat bleibt, so die Erklärung Scholz- und unzähliger "Experten" im deutschen Fernsehen und in den Kommentarspalten der Massenmedien. Diese Argumentation kann nachvollzogen werden, denn wer angegriffen wird, muss sich verteidigen können. Die große Debatte geht jedoch darum, wann denn genug Waffen zur Verteidigung geliefert sind. Wann kann die Ukraine mit Russland verhandeln? Es fehlt eine Strategie, und es fehlen, zumindest erhält man den Eindruck, die unbedingten Absichten zu einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Bewunderung mag man öffentlich äußern oder heimlich hegen, aufgrund des Kampfesmutes der Ukrainer. Medaillen und Orden sind aber "Pflanzen" die bekanntlich am besten auf Gräbern blühen- darf man dabei nicht vergessen.

"Dinge" gehen vor sich in diesem Muskelspiel der großen Akteure, wie beispielsweise der Terroranschlag im September auf die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee. Schenkt man dem vielfach preisgekrönten US-Investigativ-Journalisten Seymor Hersh Glauben, so ging dieser Anschlag von der CIA (Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten) aus, durchgeführt mit norwegischen Militär-Tauchern. Dies wäre nichts weniger als ein eklatanter Terroranschlag, verübt durch Bündnispartner an der Infrastruktur der deutschen Energieversorgung.

Hersh wird jetzt verunglimpft, wie beispielsweise auch Daniele Ganser und alle, die dem, fast möchte man sagen, eingetrichterten Narrativ der Kriegserzählung kritisch gegenüberstehen. Genau diese Handlungsweise, analog zu Corona, kratzt massiv an der Glaubwürdigkeit dieser Geschichte, und steht für ihre Einseitigkeit. Auch in diesem Krieg geschehen Dinge, deren schonungsloses Grauen, und deren Täter vermutlich erst dann in die sogenannte Öffentlichkeit gelangen, wenn Menschen wie der Wikileaks-Gründer Julian Assange (Collateral-Murder-Video) für diese Veröffentlichungen nicht im Gefängnis landen- sondern Journalisten-Preise gewinnen.

Unterstellt man allen vernünftigen Menschen, dem Leiden und Sterben in der Ukraine, ja auch der Angreifer, junger russischer Männer, die zum Einsatz gezwungen werden, ein Ende bereiten zu wollen, müssen alle Aspekte bekannt, benannt und zur Lösung herangezogen werden. Warum findet kein Untersuchungsausschuss zu dem Attentat auf Nord-Stream statt? Warum hört man gar nichts mehr darüber? Erst war gleich ausgemacht, die Russen waren es, allen voran wusste das Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP, dann folgte Schweigen im Walde. Von wem werden wir manipuliert? Fragen dürfen dazu gestellt werden, und verlangen nach Antworten.

General a. D. Erich Vad ist zum Beispiel eine bedeutende Stimme in den Diskursen um diesen Krieg, die zu wenig Gehör findet. Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht werden nun mit Vorwürfen gepiesackt, auch der AfD-Mann Chrupalla habe sich ihrem Manifest angeschlossen. Merkwürdige "Nebenkriegsschauplätze" um im Duktus zu bleiben. Natürlich muss es eine Friedensbewegung in Deutschland geben. Selbstverständlich braucht es eine zweite Meinung, hätte der Mainstream sie während "Corona" zugelassen, wäre vieles von dem, was heute mit Krokodilstränen bedauert wird, wohl nicht geschehen. Ein sofortiger Stopp der Waffenlieferungen würde Russland dazu befähigen, sich die ganz Ukraine einzuverleiben, so das Argument von Claudia Major (Stiftung Wissenschaft und Politik) und all derer, die für weitere Waffen, wohl demnächst auch Kampfjets, argumentieren. Die Angst zu diesem Szenario und davor, Putin könnte dann weiter machen und bald in Polen einmarschieren, ist verständlich. Genauso verständlich ist aber auch die Angst vor einer Eskalation und dem Einsatz von Atomwaffen. Beides ist gleichwertig in die Betrachtung einzubeziehen, nichts darf davon abgewertet werden. Da niemand weiß, was geschieht, müsste man es ausprobieren, und das Risiko durch vorherige Verhandlungen minimieren. Oder immer weiter wettrüsten, bis genau zu welchem Tag? Einem Gleichstand, der wann ist? Wie viele Tote wird es bis zu diesem ominösen Tag geben?

Jeder einzelne tote Soldat, jede einzelne geschändete Frau, jeder der in diesem Krieg Leid ertragen muss, eine total verwüstete und somit menschenfeindliche Landschaft, tote Tiere, Umweltschäden, all das ist Grund genug, alles auf den Verhandlungstisch zu legen, was es braucht, um ein Ende zu finden. Nochmal, will man dieses Ende überhaupt? Und wann? Es sieht gar nicht danach aus, das ist es, was viele Menschen umtreibt und so nachdenklich macht. Denn zur Wahrheit gehört dazu, dass man nicht alles weiß und vorhersagen kann, es gibt Meinungen, aber keine Gewissheit. Der Weg der Waffenlieferungen führte bis jetzt nicht zu Ergebnissen, die ein nahes Ende des Krieges in Europa abzeichnen. Der andere Weg ist noch nicht beschritten. Nachdenklichkeit statt Besserwisserei könnte ein Anfang sein...

stattzeitung.org lässt alle Demokraten zu Wort kommen, die Friedensaktivisten, die Waffenlobbyisten- die Befürworter weiterer Waffenlieferungen, die vehementen Gegner. Meinungsoffenheit ist ein Garant für Demokratie. Sie liebe Leser bilden sich ihre Meinung, wir liefern die Grundlagen.


Redebeitrag Stef Manzini auf Friedensdemo in Ravensburg

In einem sehr persönlichen Beitrag zur Friedensdemo am 13. Februar 2023 in Ravensburg erzählt Stef Manzini einen Teil der Geschichte ihrer "Kriegseltern". Die ganze Komplexität eines Krieges zeigt sich in Familientragödien. Auch die sogenannte Öffentlichkeit zieht die stattzeitungs-Redakteurin in Zweifel: "Es gibt öffentliche Toiletten, aber nicht die Öffentlichkeit." Jeder beherzte Mensch auf der ganzen Welt will Frieden. Warum nur ist es so schwer, Frieden zu haben? "Kugel stoppt Kugel" kann im Kleinen funktionieren, dann, wenn man einen Angreifer abwehrt, der eine direkte Bedrohung ist. Wie viele Kugeln nun Kugeln stoppen oder gerade das Gegenteil bewirken, nämlich immer mehr Kugeln schaffen immer mehr Kugeln- darüber scheiden sich die Geister in Deutschland, und vermutlich überall auf der Welt. Nicht Putin ist das Monster. Nicht Biden. Der Krieg ist das Monster, das schwer einzufangen ist, wenn es einmal losgelassen.




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