Wenn das Bargeld abgeschafft ist, wird es erst richtig teuer

von Stef Manzini (Kommentare: 0)

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  • Das aktuelle Geldsystem kann ohne die Abschaffung des Bargelds nicht überleben.
  • Giralgeld ist weltweit ein Milliardengeschäft.
  • Autorenlesung mit Hansjörg Stützle in der Buchhandlung Odilia.

Dass man einen "herz-warmen" Vortrag zu einem so kalten Thema wie Geld halten kann, zeigte Hansjörg Stützle in seiner Lesung am 1. Dezember 2022 in der Überlinger Buchhandlung "Odilia". Der Autor von "Das Bargeld Komplott" hat ein Kinderbuch für Erwachsene geschrieben, zu einem Thema, dass vielen Menschen sehr wichtig - oder sogar am wichtigsten ist. Das liebe Geld. Illustriert mit Bildern des bekannten Karikaturisten Stefan Roth (STERO) aus Biberach, soll sein Buch so ein schweres Thema etwas auflockern.  

Hansjörg Stützle beobachtete die systematische Ausrottung des Bargelds seit dem Jahre 2000 mit großer Sorge. Der Siegeszug des Giralgeldes (bargeldloser Zahlungsverkehr) hatte zu diesem Zeitpunkt längst begonnen. Bargeldverbot auf Raten, bezahlt mit unserer Freiheit, lautet so in stimmiger Weise der Untertitel des Aufklärungsbuches. 2008 ging es, laut Stützle, richtig los mit der sogenannten Bargeldobergrenze, gemeint die Beschränkungen bei Barzahlung in europäischen Ländern, die teilweise bei 1.000 Euro liegt. Das wäre bereits ein Bargeldverbot, erklärte der Autor, der 15 Jahre recherchiert, und dann bei entsprechender Verdichtung seiner Thesen wiederum drei Jahre an seinem Buch gearbeitet hat.

Rückblickend in die 1960-er Jahre wollte der Arbeitnehmer die Lohntüte behalten und sein Geld nicht auf dem Girokonto haben, das damals ein regelrechter Ladenhüter war, so Stützle. Erst nach Überweisung durch die Arbeitgeber, quasi dem Arbeitnehmer aufgezwungen, kam das damals kostenlose Gehaltskonto in Fahrt, erklärte der Autor. Als alle Menschen abhängig vom Konto waren, wurde es natürlich kostenpflichtig, erzählte Stützle seinen Zuhörern, die sich teilweise daran auch noch erinnern konnten.

Eine Premiere war die Lesung im Herzen der Überlinger Altstadt am Münster, denn Hansjörg Stützle hielt in den vergangenen Jahren zwar viele Vorträge, aber am 1. Dezember 2022 veranstaltete die Überlinger Buchhandlung "Odilia" von Christina Krafft seine erste Lesung. "Das Buch zu schreiben, wühlte mich sehr auf, und es war schwer für mich zu ertragen, welche Lügen hinter diesem Geldsystem stecken", so Stützle zu den rund 25 Zuhörern.

Sein Schlüsselerlebnis hatte der Autor mit einem 84-jährigen Mann. Den Senior erinnerte die Entwertung des Bargelds an das Dritte Reich. "Da war meine Psyche echt angeschlagen", gab Stützle zu. Die Begegnung mit dem alten Mann hatte für ihn den Ausschlag gegeben, sein Buch zu schreiben. Immer wieder betonte der Buchautor, seine Entscheidungen mit dem Herzen zu treffen. 60 Stunden knallharter Kontrollrecherche durch einen Autisten durchlief sein Werk aber dennoch vor dem Erscheinen, war Stützle wichtig zu betonen. Das Buch befasst sich mit dem fundamentalen Nutzen des Bargelds, dessen schleichenden Verschwinden Stützle auf der Spur ist. Der Autor nannte als einen Beleg seiner These beispielsweise die "Münzgeldprüfverordnung" in Europa. Seit 2013 versuche die Europäische Union (EU), damit die kleinen Centmünzen abzuschaffen, mit der Begründung, die Herstellungskosten wären zu hoch, erklärte Stützle seinem interessierten Publikum. Genau diese Münzprüfkosten wären es jedoch, die zu hoch seien, so hoch, dass die kleineren Banken die Münzen auch gleich in den Mülleimer werfen könnten, statt sie zu prüfen, so Hansjörg Stützle. Nach Meinung des Autors habe die EU hier ein "gieriges Kleingeld verschlingendes Monster" erschaffen. Kleine Münzen würden jedoch nie oder nur sehr selten gefälscht, erklärte Stützle die Nutzlosigkeit dieser Verordnung.

"Bei Kartenzahlungen wird bis zu 100 % mehr Geld ausgegeben, wir verlieren den Bezug zum Preis der Waren, die wir einkaufen", erklärte Stützle, nur bei Bargeld habe man noch den direkten Bezug zum Preis, erläuterte er, und warnte sogleich vor den Folgen eines komplett bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Es sei nicht möglich, Kindern die Bedeutung von Geld beizubringen ohne Bargeld, bis zu ihrem zehnten Lebensjahr könnten sie nämlich nicht abstrakt denken, fügte er hinzu und erntete zustimmendes Kopfnicken. "Eines der schwersten Kapitel für mich waren die Mythen und Lügen wie Bargeld ist zu teuer", erklärte der Buchautor von "Das Bargeld Komplott". Hansjörg Stützle ist es ein Anliegen, mit seinem Buch einige Lösungen zum Erhalt des Bargelds anzubieten. Jeder, so waren sich Autor und Publikum in der anschließenden Diskussion einig, könnte aber mit Barzahlungen am allerbesten selber zum weiteren Erhalt des Geldes im Portemonnaie beitragen.

Hansjörg Stützle wurde 1970 geboren und lebt am Bodensee, er arbeitet nach seiner Fachausbildung im väterlichen Beratungsunternehmen für integrale Unternehmensentwicklung. Sein Fachgebiet ist die Analyse und Sanierung von klein- und mittelständischen Unternehmen. In seinem Buch "Das Bargeld Komplott" verarbeitet er 15 Jahre Recherche und Forschung zur schleichenden, aber keineswegs zufälligen Abschaffung des Bargelds. Sein Herzensprojekt "WertVoll Leben" stellt er in Form von Vorträgen, Seminaren und Ausbildungen zur Verfügung.



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