Darf man Johanna Findeisen öffentlich bloßstellen?

von Stef Manzini (Kommentare: 5)

Bild: Stef Manzini
s!!z-aktuell
  • Polizei-Groß-Razzia gegen "Reichsbürger“ auch in Frickingen.
  • "Basis-Politikerin“ hält sich für unschuldig.
  • Handschellen und Leibesvisitation bei Terror-Fahndung.
  • Tageszeitung nannte Namen und zeigte Gesicht.

Am 7. Dezember 2022 fand in Deutschland einer der größten Anti-Terror-Einsätze in der Geschichte dieses Landes statt. Im Fadenkreuz der Ermittler des Generalbundesanwalts gegen die "Reichsbürger-Szene“ stand auch Johanna Findeisen aus Frickingen am Bodensee.

Ob die lokale Tageszeitung „Südkurier“ mit der Berichterstattung über Johanna Findeisen, im Rahmen der Razzien gegen mutmaßliche „Reichsbürger“ eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts der Frau begangen hat, werden im Nachgang die Anwälte Findeisens klären müssen. Der "Südkurier“ nannte sie bei vollem Namen unter Angabe ihres Wohnorts und zeigte sie im Bild auf einem Wahlplakat von 2021, obwohl Johanna Findeisen dem Reporter vor Ort erklärt hatte, dass sie dies ausdrücklich nicht gestatte. Zur Erinnerung: Der "Schlauchbootfan“, ein Mann aus Meersburg, der sich in Gegendemonstrationen zu den "Corona-Maßnahmen-Kritikern“ positionierte, und der sich in seinem "YouTube-Kanal“ schon mal als "Teilfaschist“ bezeichnete, genoss in demselben Medium den Schutz der Anonymisierung. In diesem Kontext ist anzumerken, dass beispielsweise im Falle eines im Überlinger Amtsgericht verurteilten Mannes, dem zur Last gelegt wurde mehrere tausende Dateien mit schlimmster Kinderpornographie zu besitzen- und diese im Darknet zu verkaufen, der verurteilte Straftäter im "Südkurier“ ebenfalls als „Mann aus dem westlichen Bodenseekreis“ den Schutz seines Persönlichkeitsrechtes erhielt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Findeisen durch ihre erfolglose Bundestagskandidatur für "die Basis“ zu einer "Person von öffentlichem Interesse“ geworden ist- und ob dadurch die Zulässigkeit von Äußerungen in der Berichterstattung und das Recht am eigenen Bild beeinflusst ist. Der Polizeisprecher Oliver Weißflog erklärte gegenüber der stattzeitung.org, dass die Polizeibehörden in diesem wie auch in ähnlich gelagerten Fällen keine Namen oder Daten der Betroffenen herausgeben würden.

"Razzia in Frickingen wirft Fragen auf“, titelte die Lokalzeitung, und sprach diesbezüglich von einem unklaren Zusammenhang mit den Reichsbürgern, der im gleichen Artikel öffentlich bloßgestellten Basis-Politikerin. Johanna Findeisen deren Haustüre, im Zuge der bundesweiten Anti-Terror-Aktion am 7. Dezember gegen mutmaßliche "Reichsbürger“, um 6.02 Uhr von den Einsatzkräften eingetreten wurde, ohne einen Versuch durch Läuten der Haustürglocke Einlass zu erhalten, steht immer noch unter Schock. 12 Stunden dauerte der Einsatz der Beamten des Bundeskriminalamtes, unter Mitwirkung regionaler Polizeikräfte im Haus der 52-jährigen Mutter von drei erwachsenen Kindern, die zu dem Zeitpunkt alleine war. Die ersten Minuten verbrachte Findeisen in Handschellen, diese wurden aber rasch gelöst, als den Polizisten klar war, dass von der zierlichen Frau keine Gefahr ausging, mutmaßt Johanna Findeisen. Dennoch musste sie sich einer Leibesvisitation unterziehen, und durfte auch nur in Begleitung zur Toilette, berichtet Findeisen, die zum Landesvorstand der Partei "die Basis“ gehört. Am Donnerstag sei dann ein Redakteur des Südkuriers auf ihrem Grundstück in der Einfahrt ihres Hauses aufgetaucht. Sie hätte ihn freundlich gebeten wieder zu gehen, und habe ein Zeitungs-Interview abgelehnt, so sagt es Findeisen. „Ihre kritische Haltung sei in Frickingen bekannt, sie verbreite in ihrem Facebook-Kanal "Verschwörungstheorien über Corona-Schutzimpfungen“, schreibt die Tageszeitung.
Zu Details und zum aktuellen Stand der weiteren Ermittlungen durch die Behörden möchte sich Johanna Findeisen, auch aufgrund der noch laufenden Ermittlungen gegen sie, zu diesem Zeitpunkt nicht äußern. Ihr Smartphone, ihre Computer sowie sämtliche elektronischen Geräte wurden nach ihren Angaben von der Polizei konfisziert.

Johanna Findeisen, die auf Demonstrationen in Ravensburg oder zuletzt in Baden-Baden immer wieder der Polizei dankte, in diesem Land für Recht und Ordnung zu sorgen, steht immer noch unter massivem Schock, wie sie selbst erklärt. Nie habe die Frau, die sich seit sieben Jahren in der ehrenamtlichen Integrationsarbeit engagiert, und als Coach für interkulturelle Kompetenz tätig ist, geglaubt, dass man sie „auf dem Schirm“ habe bei dieser Anti-Terror-Aktion gegen „Reichsbürger“. Die gelernte Arzthelferin und Rettungsdienst-Sanitäterin hält sich selbst für unschuldig, erklärt sie gegenüber der stattzeitung.org.

Auf Anfrage beim Leiter der Stabsstelle "Öffentlichkeitsarbeit“ im Polizeipräsidium Ravensburg, Oliver Weißflog, bestätigte dieser, keine Angaben zu diesem Fall machen zu können. Zuständig ist hier das Landesamt für Verfassungsschutz. Auf Nachfrage gab Weißflog an, auf gar keinen Fall sei die Presse von der Polizei über die Anti-Terror-Aktion am 7. Dezember in Frickingen informiert worden. Diese Nachfrage drängte sich auch auf, nachdem in der Sendung "Anne Will“ am Sonntagabend in der ARD heiß diskutiert wurde, wie sinnvoll eine Ankündigung solcher Polizeieinsätze bei Teilen der Presse sein könnte. Zum Schutz der Beamten vor Ort und um das Verschwindenlassen von Beweismaterial auszuschließen, wäre eine vorherige Information an bestimmte ausgewählte Journalisten kontraproduktiv, war sich die Talkrunde einig. Allerdings gab Florian Flade ein Journalist vom "Netzwerk Recherche des WDR´s und der Süddeutschen Zeitung“ zu, von den bundesweiten Einsätzen bereits 14 Tage vorher gewusst zu haben. Man stehe gewissen Kreisen eben nahe, und da wäre das ganz normal, sagte Klade sinngemäß und lapidar. Diese Aussage passt zu den Bildern der Polizeieinsätze am vergangenen Mittwoch vor den laufenden Kameras der Presse. Aufgrund dieser „Praxis“ darf zumindest die Frage in den Raum gestellt werden, was also mit einem der größten "Anti-Terror-Einsätze“ in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und über 3.000 eingesetzten Polizeibeamten, hauptsächlich bezweckt werden sollte? Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach am Sonntagabend von einer Radikalisierung der "Corona-Impfpflicht-Gegner“, und möchte künftig härter gegen die Sozial-Media-Plattform „Telegram“ vorgehen.

Ein in jeder Hinsicht erstaunlicher Groß-Einsatz gegen die angeblichen "neuen Terroristen“ die "Reichsbürger“, der eine Menge Fragen offen lässt. Sollte sich bei einzelnen Personen nach der Polizei-Aktion die Unschuldsvermutung bestätigen, könnte er auch Traumata hinterlassen. Wenn schon die Razzia in Frickingen Fragen aufwirft, wie die hiesige Zeitung titelt, wirft es noch mehr Fragen auf, wie man in diesem Falle mit Johanna Findeisen umgegangen ist. Dient die Information des Namens und des Fotos nun der öffentlichen Warnung vor einer gefährlichen Person, wohlgemerkt auf bloßem Verdacht basierend, oder handelt es sich wieder einmal, um den in diesen Zeiten so weit verbreiteten "Erregungsjournalismus“?

Die Mitglieder der Crew, die ihren Spinnaker schon mal in den Farben der Reichsflagge gehisst hat, und der des Angestellten des exklusiven Bodensee Yachtclubs Überlingen (BYÜ), bei dem am 7. Dezember 2022 ebenfalls ermittelt wurde, blieben in der lokalen Tageszeitung namenlos.

Lesen sie dazu auch den Kommentar (Diese Leute!).



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Kommentare

Kommentar von Michael Freiherr von Lüttwitz |

Der Artikel wirft viele Fragen auf, welche Diskrepanzen zwischen Rechtstaatlichkeit und Realität aufzeigen. Wenn dann auch noch ein Leitmedien-Journalist einräumt, dass staatliche Stellen Journalisten entsprechende Information zu "geheimen" Razzien weitergeben und das als normal bezeichnet wird, dann wird mehr als nur offenkundig: Staat und Leitmedien scheinen unter einer Decke zu stecken. Dass dabei Persönlichkeitsrechte außer Kraft gesetzt werden, sehen solche Journalen wohl als bewussten Kollateralschaden an - Schande über solche Leitmedien! Gottlob haben wir eine stattzeitung, die noch wahren Journalismus betreibt und nicht Steigbügelhalter für die Regierung und ihre Exekutive ist.

Kommentar von Stefan Krömer |

Danke für den Artikel, hoffentlich wird Johanna dies gut verarbeiten und am Ende Recht gegen diese Willkür und Entschädigungen erhalten.
Ich frage mich was diese schwarz gekleideten und vermummten "Polizisten" denken, wenn sie morgens in den Spiegel schauen. Menschen in der Frühe die Tür aufbrechen. Sollte das nicht Erinnerungen an ganz dunkle Zeiten wecken? Aber was solls, die letzten zwei Jahre beim Verprügeln von Rentnern und Corona-Politik-Kritikern, gar beim Verfolgen von Kindern im Park und beim Schlittenfahren haben sie auch kritiklos alles "mitgestaltet". Ihre Befehle blind befolgt. Remonstrationspflicht? Nein, auf keinen Fall Aufsehen erregen. Dazu haben sie ihren Eid geleistet?
So nimmt die One World Order ihren Lauf, wie Herr Macron es nennt, unter fragwürdiger Symbolik.
Die Mehrheit glaubt in jedem Fall noch immer den MSM und Schubladendenken gegen Querdenker, Reichsbürger, radikale Esoteriker und anderen geben ihnen mehr geistiges Wohlbefinden, als der Gedanke, dass irgendwas an dieser PR Aktion nicht stimmen könnte.

Kommentar von Günther Horvat |

Entsetzlich und skandalös wie da wieder vorgegangen wird!! Und das unter dem Deckmäntelchen eines vermeintlichen "Rechtsstaates"!!
Ich bzw. wir wünschen Dir, liebe Johanna, erstmal gute Genesung und dass diese Schandtaten dieser "Justiz- Hooligans" an den Pranger gestellt und verurteilt werden!!

Kommentar von Jochen |

Es ist kein Rechtsstaat mehr, es sind Verbrecher.
Denen Polizisten sollte mal genauso gehen, um 6.00 Uhr morgens die Tür eintreten.
Mal sehen, ob Ihnen das gefällt und Sie das verarbeiten können.

Kommentar von Martin |

Zersetzung Andersdenkender! Das neue Deutschland!
Hier sogar ein Skandalurteil, was zur neuen Normalität in Deutschland werden wird:
https://reitschuster.de/post/skandal-urteil-fast-drei-jahre-jahre-haft-fuer-nicht-impfarzt/

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