„And the Killer is: Monsanto“

von Redaktionsteam (Kommentare: 1)

Cornelia Morche und Stef Manzini

Eine unglaubliche Geschichte über Gift. Die Monsanto Papers: 2,5 Millionen Dokumentenseiten. Professor Seralini: Erst Verdienstorden und dann Hetzkampagne. Zulassung von Glyphosat wurde aktuell von der EU bis zum 15.12.2023 verlängert. Gibt es Möglichkeiten zum Ausstieg? Der Überlinger Arzt Dr. Christfried Preußler hat an der deutschen Ausgabe des Buches „Die Affäre um die Monsanto Papers“ mitgearbeitet, und hielt dazu einen Vortrag. Cancel Culture in der Welt der Wissenschaft, nennt er die Vorgänge um das meistverkaufte Pestizid der Welt.

Im September 2022 erschien die deutsche Ausgabe des Buches „Die Affäre um die Monsanto Papers“ von Gilles-Éric Seralini und Jérôme Douzelet. Hierüber berichtete Dr. med. Christfried Preußler Arzt Facharzt für Allgemeinmedizin aus Überlingen, der an der deutschen Übersetzung des Buches mitgearbeitet hat, anlässlich einer Veranstaltung der Partei dieBasis Ende Oktober 2022.

Professor Seralini hat einen besonderer Bezug zu Überlingen durch seine wissenschaftliche Arbeit mit der Klinik Buchinger, und ist dadurch immer mal wieder in der Bodenseestadt zu Gast. Durch einen Dritten kam der Kontakt zwischen ihm und Christfried Preußler zustande. Im Dezember 2020 erfolgte daraufhin ein erstes Treffen. Dem Überlinger Arzt war die Arbeit Seralinis im Thema „Monsanto“ sehr bekannt. Aufgrund Preußlers umfangreichen Kentnissen in Umweltmedizin fragte Seralini, ob der hiesige Mediziner nicht einen deutschen Verlag kennen würde, um sein Buch auch in Deutschland zu verlegen. Nach einem halben Jahr intensiver Suche war dieser Verlag im Sommer 2021 gefunden, erzählt Preußler. Daraus habe sich seine Mitarbeit als Lektor der deutschen Ausgabe von „Die Affäre um die Monsanto Papers“ ergeben.
Der Hauptdarsteller des Buches, Professor Seralini, ein international renommierter Wissenschaftler aus dem Bereich Molekularbiologe mit Schwerpunkt Toxikologie, wollte einfach nur seiner Arbeit nachgehen, das heißt in diesem Fall, die gesundheitlichen Auswirkungen von Roundup, des meistverkauften Pestizids der Welt, bei einer Verwendung in zugelassenen Dosen detailliert zu untersuchen. Seit 1984 forscht Seralini bereits an den gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden, anfänglich sehr geschätzt, als wissenschaftlicher Experte in Ausschüsse der französischen Regierung berufen und mit dem nationalen Verdienstorden Frankreichs dafür geehrt.

Seine Studie zu Roundup, die insgesamt über sieben Jahre in Anspruch nahm und eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Arbeiten unserer Zeit darstellt, wurde 2012 in einem der weltweit führenden wissenschaftlichen Journale des zugehörigen Fachgebietes veröffentlicht. Nicht nur die Ergebnisse dieser Studie sind schockierend, sondern auch die Reaktionen auf diese Veröffentlichung, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Was verbirgt sich also wirklich hinter den „Monsanto-Papers“?

Christfried Preußler kann auf persönliche Begegnungen mit Professor Seralini und Jérôme Douzelet zurückgreifen. Das Buch beschreibt, so Preußler, eine nahezu unglaubliche Geschichte, die der Mediziner im Rahmen seines Vortrags bildhaft erzählte, und führte dazu im Folgenden aus:

Dass die Toxizität von Roundup, einem Totalherbizid, an Ratten geprüft worden wäre. Sie erhielten das Pestizid in einer üblichen Dosierung zugeführt und wurden zwei Jahre lang beobachtet. Untersucht wurde außerdem die Toxizität eines gentechnisch veränderten Futtermaises, der tolerant gegenüber Roundup ist. Den Ratten ging es sehr schlecht, sie entwickelten gehäuft Tumore, litten unter Leber- und Nierenschäden, hatten chronische Krankheiten und eine verkürzte Lebenserwartung. Die Bilder von den Ratten, durch Tumore sichtbar betroffen und entstellt, gingen damals um die Welt. Den Ratten in der Kontrollgruppe, die unbelastetes Futter erhielten, ging es signifikant besser, erklärte der „Übersetzer“ Christfried Preußler seinen interessierten Zuhörern.

Die Studie hätte erstmals die Langzeittoxizität des marktgängigen Produkts Roundup und nicht nur des deklarierten Wirkstoffs Glyphosat untersucht. Dies sei von herausragender Bedeutung. Das offiziell deklarierte Glyphosat macht nur 40% von Roundup aus. Alles andere sind nicht benannte, vermeintlich ungiftige „Zusatzstoffe“, deren Toxizität die von Glyphosat jedoch zum Teil bei weitem übersteigt. Viele von ihnen sind Produkte der Erdölindustrie, die nach Ende des zweiten Weltkriegs dem Aufbau der industrialisierten Landwirtschaft diente. Allein für die Identifizierung dieser nicht deklarierten Zusatzstoffe benötigten Professor Seralini und sein Team 13 Jahre Forschungsarbeit, so Preußler. Völlig unerwartet wären für Prof. Seralini die unmittelbar nach Veröffentlichung der Studie erfolgenden weltweiten Reaktionen gekommen. Anstatt Dankbarkeit und Zustimmung für die Durchführung dieser Studie zu ernten, begann eine beispiellose internationale Kampagne mit Diskreditierungen und Diffamierungen. Im Jahr 2013 kam es in London gar zu einem Mordanschlag, an dessen Folgen Prof. Seralini noch heute leidet. Roundup hat seine Zulassung nicht verloren, obwohl dies nach den gesetzlichen Bestimmungen allein wegen falscher Deklarierung der Inhaltsstoffe sofort hätte erfolgen müssen, dagegen war die „Affäre Seralini“ in aller Munde, erklärte der Vortragsredner.

Mittlerweile klagten in den USA Zehntausende von Menschen gegen Monsanto auf Schadensersatz wegen gesundheitlicher Folgen, wie sie bei den Versuchstieren beobachtet worden waren. Der Konzern wurde zu Zahlungen in Milliardenhöhe verurteilt, wobei die Studie von Prof. Seralini eine große Rolle spielte. Immerhin wurde Monsanto, das 2018 von dem deutschen Bayer-Konzern aufgekauft wurde, gerichtlich zur Offenlegung firmeninterner Unterlagen gezwungen. Etwa 2,5 Millionen Seiten schickte Monsanto an das Gericht, wohl in der Hoffnung, die Empfänger damit schier zu erschlagen. Prof. Seralini und Jérôme Douzelet haben diese so genannten „Monsanto Papers“ jedoch Stück für Stück aufgearbeitet und konnten die Hintergründe eines weltweiten, systematisch geplanten Betrugs aufklären, sagte dazu Christfried Preußler.

„Das Buch liest sich wie ein Krimi“, so Preußler. Ausführlich würde darin das massive Wirken von Lobbyismus und Korruption in vielen gesellschaftlichen Bereichen wie Wissenschaft, Politik, Zulassungsbehörden und Medien aufgezeigt werden. Nicht die Gesundheit der Bevölkerung und das gesamtgesellschaftliche Gemeinwohl würden hier vermeintlich im Vordergrund stehen. Nein, es ginge, so dem Anschein nach, um Geld- und Machtinteressen, wie sie in der Welt der großen, global agierenden Konzerne dominieren, nicht nur im Bereich der Agrochemie. Im Buch würde detailliert gezeigt, wie Wissenschaftler gekauft werden, renommierte wissenschaftliche Journale unterwandert, seriöse Studienergebnisse diskreditiert oder Studien gleich ganz zurückgezogen werden. „Cancel culture“ in der Welt der Wissenschaft, folgerte Christfried Preußler. Gleichwohl wurden Professor Seralini's Nachweise chronischer Toxizität inklusive Kanzerogenität, schwerer Organschäden und endokriner Störungen mittlerweile mehrfach bestätigt.

Wir dürfen gespannt sein, wie es weiter geht, so Preußler an sein Publikum. Über die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in der EU wird in diesen Tagen entschieden. In der Zwischenzeit wurde die befristete Zulassung von Glyphosat in der EU um ein weiteres Jahr bis zum 15.12.2023 verlängert laut aktueller Meldung des Spiegel vom 15.11.2022
Die Problematik der enthaltenen hochtoxischen Zusatzstoffe bei Roundup bleibt dabei jedoch unberücksichtigt, weil sie als harmlos gelten, unter das Firmengeheimnis fallen und nicht deklariert sind. Dies ist ein blinder Fleck in der Pestiziddebatte. Letztlich fehlt der gesamten Agrochemie jegliche verlässliche rechtliche Grundlage, so das Resümee der Autoren. Schaden tragen wir Menschen und das gesamte Ökosystem.

Wo stehen wir jetzt, gibt es Möglichkeiten des Ausstiegs, überlegte Christfried Preußler weiter. „Ja, wir müssen in großen Zusammenhängen und synthetisch denken, anstatt uns in einer unübersehbaren Detailflut zu verlieren. Wir Menschen sind keine Maschinen, beängstigender Weise wird jedoch selbst in der Medizin der Mensch immer weniger als lebendiges Wesen wahrgenommen. Wie kann es beispielsweise sein, dass Prognosen über eine Zunahme an bösartigen Tumoren erstellt werden, ohne irgendwie zu hinterfragen, warum die Häufigkeit dermaßen zunimmt? Welche Rolle spielt die toxische Gesamtsituation inklusive Giftstoffen, Elektrosmog oder permanenter Stressbelastung? Warum gibt es keinen biologischen Landbau auf der gesamten Fläche? Wir sollten das Vorsorgeprinzip berücksichtigen, was ja auch bei den so genannten „Impfungen“ komplett über Bord geworfen worden ist. Wir sollten uns an den Kategorien der Menschheitsfamilie – in Anlehnung an Daniele Ganser – und des sozialen Organismus orientieren. Global denken und lokal handeln, das Subsidiaritätsprinzip berücksichtigen und einen gesunden Lebensraum anstreben. Wir müssen die Verbindung mit der Natur suchen, das Staunen wieder lernen, uns Vernetzen statt in Revieren denken, bewusst leben, uns bewusst ernähren, unsere Lebensenergie bewusst einsetzen. Aus diesem jetzigen System müssen wir jedenfalls raus, es ist unreformierbar“, waren Christfried Preußlers persönliche Gedanken.

„Es muss nicht dabei bleiben, dass wir Menschen ein gigantischer Störfaktor auf dieser Erde sind“, endete Christfried Preußler. „Wir können etwas erschaffen, was die Erde bereichert. Ein wunderbares Bild hierfür ist der Garten. Im Garten leben Mensch und Natur in Harmonie und Einklang. Die Zukunft wird gärtnerisch sein oder sie wird nicht sein“, so sein persönlicher Appell, und gleichsam sein Schlusswort.

Monsanto, 1901 gegründet, ab 1927 ein börsennotierter Konzern mit Sitz im US-Bundesstaat Missouri, mit Niederlassungen in 61 Ländern; Übernahme 2018 durch die deutsche Bayer AG. Das Unternehmen produziert gentechnisch verändertes Saatgut mit Resistenz gegenüber Schädlingen (Bt-Mais = Gentechnisch veränderter Mais, Bt-Soja, Bt-Baumwolle) und Toleranz gegenüber Glyphosat (Roundup Ready Mais, Sojabohnen, Baumwolle, Raps) oder Glyphosat und Dicamba (Sojabohnen, Baumwolle). Ebenso Hersteller von Herbiziden für Landwirtschaft, Industrie, öffentliche Anlagen, Haus und Garten, bekanntestes Produkt aus diesem Bereich ist das Breitbandherbizid Roundup.


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Kommentare

Kommentar von Michael Freiherr von Lüttwitz |

Nicht die Erfindung einer lebenszerstörenden Substanz (z.B. Glyphosat) ist das eigentliche Übel, sondern deren Zulassung durch die Politiker. Sie sind es, die mit Glyphosat die menschliche Gesundheit subtil bis schwerwiegend beeinflussen. Das leichteste und deshalb nicht wahrgenommene Übel ist die Blockade der Spurenelementversorgung im Organismus. Daraus leiten sich mannigfaltige Krankheiten ab, die erst von regelrechten Experten auf Glyphosat zurückgeführt werden können. Die stärkeren Beschwerden bis zum Tod wurden ja im Artikel bestens beschrieben. Ein Dank an dieser Stelle wieder an die stattzeitung, die ganz im Gegensatz zu den Leitmedien, die den geistigen Horizont meist mindern statt erweitern, diese lebenswichtigen Fakten exzellent darstellt.

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