Blackout! Was tun, wenn es dunkel wird?

von Diana Benisch (Kommentare: 1)

  • Ist ein Blackout auch in Überlingen möglich oder wahrscheinlich?
  • stattzeitung.org organisierte Vortrag «Kochen ohne Strom»
  • Wie gut ist die Stadt Überlingen gerüstet im Fall eines Falles?
  • stattzeitung.org. fragte bei „kritischen Infrastrukturen” der Region nach.
  • Stadtwerk am See schätzt als Energieversorger die Möglichkeiten eines Blackouts gering ein.

Wenn man «Rumpelstilzchen» beim Namen nennt, verliert es seinen Schrecken. Aus diesem Grunde veranstaltete die stattzeitung.org am 10. November 2022 einen Vortrag mit dem Titel: "Blackout! Kochen ohne Strom". Almuth Boye aus Baden-Baden war in die Bodenseestadt gekommen, um zu zeigen, wie man sich mit einfachen Gerätschaften trotz eines Stromausfalls eine warme Mahlzeit zubereiten könne. Die Menschen, die das interessierte, waren überaus aufmerksam und konnten sich im Anschluss der Veranstaltung auch noch mit «Eigenkreationen» der Vortragenden versorgen. Gegen Spenden tauschten "Kocher" den Besitzer, so sind die Gäste der äußerst informativen Veranstaltung jetzt auf jeden Fall für einen möglichen "Brownout" oder "Blackout" gerüstet. 30.000 Haushalte waren 2020 in einem der längsten Blackouts in Deutschland ohne Strom- und zwar 31 Stunden lang. Bei Bauarbeiten trennten Arbeiter eine Hauptleitung im Berliner Bezirk Köpenick. Die Stadt Rosenheim hat vor wenigen Wochen vorsorglich alle Bürger gebeten Vorsorge für einen Blackout zu treffen, sie wurde wegen der «Panikmache» dafür massiv kritisiert.

Das Thema Blackout beschäftigt jedoch im Augenblick nicht nur viele Bürger, sondern auch die verschiedensten Medien. So titelte zum Beispiel Spiegel online am 19.11.2022, "Bundesamt für Bevölkerungsschutz rechnet mit Stromausfällen im Winter” und am 21.11.2022 schrieb Spiegel online, "Blackout-Angst bei Firmen, Hersteller meldet boomende Nachfrage nach Notstromaggregaten”. "Um sich vor Blackouts zu wappnen, greifen viele Unternehmen tief in die Tasche. Ein großer Produzent, Rolls-Roys Power Systems in Friedrichshafen meldet für Notstromaggregate nun Wartezeiten von bis zu zwölf Monaten. Man sei für 2023 "so gut wie ausverkauft”,” ist weiterhin im "Magazin" zu lesen.

Unter einem Blackout versteht man laut der Bundesregierung, den Versorgungszusammenbruch der so genannten „Kritischen Infrastrukturen (KRITIS)” durch einen großflächigen Stromausfall, der eine große Anzahl von Menschen betrifft. Die Gründe können vielfältig sein, sowohl Naturereignisse, Sabotage, Cyberangriffe als auch Überlastung können Ursache hierfür sein. Bereits im Jahr 2011 haben sich Bund und Länder auf eine einheitliche Einteilung der Kritischen Infrastrukturen geeinigt. "Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden", sagt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Zu den definierten Sektoren gehören unter anderem die Wasser- und Energieversorgung, Ernährung, Gesundheit, Staat und Verwaltung, um nur einige zu nennen.

stattzeitung.org fragte bei den hiesigen Unternehmen nach, ob und wie sie für einen länger anhaltenden Stromausfall vorbereitet seien und was die Bürger ihrerseits tun könnten, um in einem solchen Fall, die Unternehmen zu unterstützen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die angefragten Unternehmen bereits alle mit dem Thema Blackout auseinandergesetzt haben und sich diesbezüglich auch recht gut aufgestellt sehen, wenngleich es auch keine hundertprozentige Sicherheit geben könne und nicht alles im Voraus planbar sei.

Einzig die Gemeindeverwaltung Überlingen befindet sich noch in der Planungsphase: „Seitens der Stadt Überlingen ist ein Notfalltreffpunkt in Planung, dieser wird aber nicht alle Eventualitäten abdecken können. Sobald die Planungen final abgeschlossen sind, werden wir darüber informieren“, so das wenig aufschlussreiche Statement aus dem Rathaus. Des weiteren weist die Stadt lediglich auf die Webseiten vom Stadtwerk am See und vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hin. Es bleibt also abzuwarten, was die Bürger von Seiten der Stadt im Falle eines Blackouts zu erwarten haben.

"Bei dem "Warntag“ am 08.12.2022 handelt es sich um einen bundesweiten Tag, an dem die Bevölkerung mittels Warnmeldungen über verschiedene Kanäle sensibilisiert werden soll. Hauptsächlich werden die Warnmeldungen durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), über Apps auf Mobilgeräten (z.B. NINA) sowie die Rundfunkanstalten erfolgen. Sofern in einer Gemeinde noch Sirenen vorhanden sind, sind diese angehalten, auch hierüber zu warnen. Wie in den meisten Städten und Gemeinden (landes- und bundesweit) wurden in Überlingen nach Beendigung des kalten Krieges sukzessive die Sirenenstandorte zurückgebaut. Eine Warnung hierüber kann somit nicht erfolgen“, so antwortete die Stadtverwaltung Überlingen auf Anfrage der stattzeitung.org. „Wichtig in jeder Krisensituation ist es, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen. Das BBK hat in der Tat schon vor längerer Zeit eine Notfall-Checkliste für die privaten Haushalte veröffentlicht, in der die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen werden, Selbsthilfemaßnahmen zu ergreifen. Diese Checkliste ist über die Webseite des BBK als Download abrufbar und beinhaltet z.B. einen Wasservorrat für mehrere Tage“ rät die Stadtverwaltung Überlingen.

Die eigene Handlungsfähigkeit der Überlinger Verwaltung ist durch einen Notstromaggregat und durch batteriegepufferte Sever gewähreistet. Diehl Defence, als einer der größten Arbeitgeber hier in der Region, macht sich ebenfalls Gedanken zur Stromversorgung und Krisenvorsorge, Einzelheiten werden aber aus Gründen der Vertraulichkeit nicht bekannt gegeben und auf der Homepage von Stadtwerk am See ist zu lesen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts als „extrem gering” eingestuft wird, dennoch habe das Stadtwerk am See die bestmöglichen Vorkehrungen getroffen. Man habe Notstrom-Kapazitäten, um wichtige Infrastrukturen zu schützen, zum Beispiel die Wasserversorgung. Ebenso gäbe es eine permanente Analyse der Netze und eine rund um die Uhr besetzte Leitstelle, um gegebenenfalls schnell adäquat reagieren zu können. Gleich gut aufgestellt sieht sich auch der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung, der bereits seit mehreren Jahrzehnten Vorkehrungen gegen Stromausfälle getroffen hat und sich auch schon intensiv mit möglichen Angriffen, Sabotage oder auch Cyber-Attacken auseinandergesetzt hat und dementsprechend vorbereitet ist, zumal der Krisenfall in regelmäßigen Abständen geprobt werde.

Zu den kritischen Infrastrukturen gehört im Besonderen auch der gesamte Gesundheits- und Pflegebereich. Auf unsere Nachfrage versicherte uns das Helios Spital, dass die Versorgungssicherheit der Einrichtung höchste Priorität habe und man jederzeit darauf vorbereitet sei, um die für den Krankenhausbetrieb essentiellen Systeme aufrecht erhalten zu können und damit handlungsfähig zu bleiben. Auch das Pflegeheim St. Ulrich sei kurzfristig mit einem Notstrom-Generator zu versorgen, mehrere Tage Stromausfall könne man aber nicht kompensieren. Man sei im intensiven Gespräch mit der Stadt Überlingen, um ein grundlegendes Konzept, zur Krisenbewältigung zu erarbeiten.

Von den angefragten Nahversorgern EDEKA Schmidt und Fairfleisch, lag uns leider bis Redaktionsschluss keine Antwort vor. Ordnung und Sicherheit, versicherte das Polizeipräsidium Ravensburg, könne man auch unter schwierigen Rahmenbedingungen gewährleisten, so könne zum Beispiel auf autarke Systeme zurückgegriffen werden, außerdem hat die Polizei Zugriff auf eigene Kraftstoffreserven und verfügt über eine eigene Netzersatzanlage. Des Weiteren weist die Polizei darauf hin, dass umfangreiches Informationsmaterial, zum Thema Vorbereitung auf Notsituationen auf der Homepage des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (bbk.bund.de) zu finden seien.

Unter anderem wird dort auch auf den bundeweiten „Warntag” am 08.12.2022 hingewiesen mit dem Ziel, die Bevölkerung mit dem Thema Warnung vertraut zu machen. Es sollen Fragen wie: Wovor wird gewarnt, wie wird gewarnt und auch was kann man tun?, beantwortet werden. Unter anderem wird auch auf das neu einzusetzende Cell Broadcast hingewiesen. Cell Broadcast kann genutzt werden, um Warnmeldungen an alle, in einer Funkzelle befindlichen Mobilfunkgeräte, zu senden.  Der Ratgeber für „Notfallvorsorge und richtiges Handeln” vom BBK kann von der Homepage heruntergeladen oder dort in der Printversion bestellt werden.

Allen Befragten war wichtig zu betonen, dass es eine gute Kommunikation und Ruhe bewahren brauche, sei es mit Angehörigen der Pflegeheimbewohner, Patienten oder auch der kritischen Systeme untereinander, um solch eine Krise zu bewältigen.



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Kommentare

Kommentar von Achim Brade |

Auf Staat und Verwaltung kann ich liebend gerne verzichten - es ist wichtig, die Infrastrutkur sicherzustellen und an dieser Stelle versagt der Staat umfassend, weil wesentliche Teile davon privatisiert wurden.

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