Es werde Licht - oder auch nicht!

von Diana Benisch (Kommentare: 1)

Bild: Lauterwasser
  • Weihnachtsbeleuchtung - Ja oder Nein und wenn Ja, dann wie?
  • Ist die geplante Neuanschaffung der Weihnachtsbeleuchtung zu diesem Zeitpunkt richtig?
  • Weihnachtsbeleuchtung ist ein Stück Heimat.
  • Überlingen diskutiert kontrovers.

Angesichts der Energiekrise, angetrieben durch den Ukraine Konflikt, werden alle Bürger in Deutschland aufgefordert, Energie zu sparen. Die Preise für Öl, Gas und Strom explodieren, ein Ende ist nicht absehbar. Laut Nachfrage der stattzeitung.org beim "Stadtwerk am See" sind Stand heute die Strompreise bereits 50 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen, Tendenz steigend. Auch die Politiker werden nicht müde, die Bevölkerung zum Sparen aufzurufen. So demonstriert Herr Kretschmann, Ministerpräsident Baden-Württemberg, das Abschalten der Heizung und empfiehlt den Gebrauch von Waschlappen und Herr Habeck, Bundeswirtschaftsminister, sieht das Volk kalt duschen.

Ist eine Weihnachtsbeleuchtung und eine Neuanschaffung hier in Überlingen in Zeiten dieser Energieknappheit noch zeitgemäß? Diese Frage stellte der besorgte Bürger Rolf Jacob der Gemeinde Überlingen und zeigt sich verwundert darüber, dass überhaupt über eine Weihnachtsbeleuchtung und eine Neuanschaffung mit Energiesparleuchtmitteln nachgedacht wurde. Es sei völlig unzeitgemäß, auch bei allen Einsparungsmöglichkeiten, Geld und Ressourcen für eine derartige Anschaffung und Beleuchtung zu verschwenden. Viel zu kurz komme ihm der Gedanke des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung, wie er der stattzeitung.org in einem persönlichen Gespräch bestätigte.

Die Überlinger Weihnachtsbeleuchtung verfügt über eine lange Tradition. So berichtete Uwe Zscherp vom Schuhhaus Maier, dass zu Beginn die Einzelhändler noch in Eigenregie die Weihnachtsbeleuchtung angefertigt hätten und jetzt eine Neuanschaffung aus versicherungstechnischen Gründen nötig geworden sei. Diese Entscheidung sei bereits vor der Energiekrise gefallen. Nach Anfrage der stattzeitung.org bestätigte dies die Stadtverwaltung und erklärte, dass sie eine außerplanmäßige Mittelbereitstellung in Höhe von 50.000 Euro bereits im Juli für die Neuanschaffung der Straßen-Weihnachtsbeleuchtung beschlossen habe. Der Betrieb der Weihnachtsbeleuchtung obliegt dann unter anderem der Überlinger Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT), dem Wirtschaftsverbund Überlingen e.V. (WVÜ), einzelnen Händlern und Privatpersonen.

Wichtig sei das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel, und der „weihnachtliche Stadtschmuck ist Bestandteil der Kampagne “Winterzauber“, betonte die Stadt Überlingen. Eine offizielle Stellungnahme des ÜMT, an die der WVÜ verwies, über die Verteilung der Kosten und in welcher Form die Beleuchtung stattfinden wird, war wochenlang angefragt, leider sah sich die ÜMT bis zum Redaktionsschluss nicht in der Lage zu antworten. Fest steht indes, dass inzwischen die gesamte Beleuchtung auf LED umgerüstet und auch über angepasste Beleuchtungszeiten nachgedacht wurde, so dass der Verbrauch um bis zu 90% gesenkt wird, so unter anderem Günter Hornstein (CDU), Mitglied des Gemeinderates. Seines Erachtens „gilt es, Maß und Mitte nicht zu verlieren. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen sollten wir sowohl dem Handel als auch der Bürgerschaft ein Stück weit Normalität verschaffen“, sagt dazu der Stadtrat. Klare Worte findet hierzu Roland Biniossek, ebenfalls Mitglied des Gemeinderates, der in einer persönlichen Einschätzung betont, dass „wir uns eine vorweihnachtliche Stimmung nicht durch die völlig verfehlte Sanktionspolitik der Bundesregierung nehmen lassen dürfen. Der geopolitische Kampf Russland-USA auf dem Rücken der Ukraine ist nicht unser Krieg.“

Nachgefragt bei den Überlinger Einzelhändlern, zum Beispiel in der zu Weihnachten stets herausragend beleuchteten Christophstraße, sagte Anka Keim, die Inhaberin von "La Vogue - Mode im Vanottihaus", eine Neuanschaffung sei für sie völlig unverhältnismäßig. Die Geschäftsfrau ist nicht bereit, diese zu unterstützen, gerne beteilige sie sich aber wie bisher an den Betriebskosten.

Bevor man überhaupt über ein Abschalten oder besser ein Nicht-Anschalten der Weihnachtsbeleuchtung nachdenken könne, müsse es als Diskussionsgrundlage für Katharina Lauterwasser-Stielow, Fotografie & Papeterie, erst einmal verlässliche Informationen über die zu erwartenden Energiekosten geben. Eine Weihnachtszeit ohne Weihnachtsbeleuchtung kann sie sich hingegen gar nicht vorstellen, „es gibt eine schöne Stimmung und gerade in schwierigen Zeiten spendet diese auch Trost und es gibt eine schöne Atmosphäre“, so "Ina" Lauterwasser. Ähnlich äußerte sich eine Kundin, die gerade im Geschäft war: „Überlingen ohne Weihnachtsbeleuchtung ist nicht vorstellbar, die Weihnachtsbeleuchtung ist ein Stück Heimat.“

Es gibt aber durchaus auch Verständnis für ein gänzliches Aus der Beleuchtung. Für eine schöne Stimmung könne man den bisherigen Weihnachtsschmuck auch ohne Beleuchtung aufhängen und Kerzen oder auch Lampen in der Dämmerung aufstellen, so Angela Reisch, vom "Bettenhaus Held & Menke". Für eine Kundin, die gerade im Bettenhaus einkaufte und aus Frickingen kommt, wäre es durchaus angebracht, dass man auf eine Beleuchtung angesichts der Energiekrise verzichtet, sie möchte sich diesbezüglich aber gar kein Urteil erlauben, da sie nicht aus Überlingen komme, aber um die Weihnachtstradition hier in der Stadt wisse.

Bei den Kirchen nachgefragt, betonte Bernd Walter, Pfarrer und Leiter der röm.-kath. Kirchengemeinde Überlingen, dass es nicht Sache der katholischen Kirche sei, über eine mögliche Neuanschaffung oder Weihnachtsbeleuchtung zu urteilen. „Es ist eine verkaufsfördernde Maßnahme der Überlinger Geschäfte und nicht der Kirche. Darum sehe ich keinen Grund, dass sich die Kirche in das „Für und Wider“ einmischt“, erklärt der Münsterpfarrer Bernd Walter.

Regine Klusmann, Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Überlingen-Stockach hingegen betonte in einer ausführlichen Stellungnahme: „Grundsätzlich kann ich diesen Impuls (Beleuchtung einzusparen, Anmerkung der Redaktion) verstehen, aber die Sterne über Überlingens Straßen sind für mich Ausdruck dafür, dass es in der Advents- und Weihnachtszeit nicht nur um Kommerz geht, sondern auch um Sinnsuche und das Bewusstsein, dass uns doch ein göttliches Licht der Hoffnung in dunkler Zeit scheint. Das aufzugeben und nur noch Schaufensterbeleuchtung zu sehen, wäre sehr schade.“

Wir werden uns also überraschen lassen müssen, wie schlussendlich das weihnachtliche Überlingen aussehen wird, was und wieviel beleuchtet sein wird und wie kreativ die Geschäftsleute mit der auch für sie angespannten Situation umgehen werden.



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Kommentare

Kommentar von Michael Freiherr von Lüttwitz |

Weihnachtsbeleuchtung ja oder nein, alte oder neue Weihnachtsbeleuchtung, das sind Fragen, die erst durch die dilettantische Politik der GRÜNEN, allen voran, durch den Wirtschaftsminister, aufgekommen sind. Wir leben in einer Welt der Energieknappheit und damit in einer Welt der extremen Verteuerung für Energie, weil ein Wirtschaftsminister im Verbund mit der Regierung Sanktionen gegen den Hauptenergielieferanten verhängt, die den Sanktionierer stärker treffen als den Sanktionierten.

Eine Politik, die sich gegen das eigene Volk richtet, braucht man nicht auf dem Umweg einer Weihnachtsbeleuchtung zu diskutieren und schon gar nicht braucht man sich als Klimaschützer darzustellen, wenn man gegen die Weihnachtsbeleuchtung aufbegehrt und damit zugleich einen kulturellen Brauch abzuschaffen versucht. Weihnachtsbeleuchtung ja oder nein, alte oder neue Weihnachtbeleuchtung ist ein Versuch, die Identität den Menschen zu rauben unter dem Vorwand, man müsse Energie sparen, die von der Regierung durch hausgemachte Energieverknappung und -verteuerung bald auf ein Niveau gehoben wird, bei der sich jede Diskussion erübrigt, weil die Kosten nicht mehr tragbar sind.

Damit schafft man nicht nur ein Klima der Angst und der Hilflosigkeit, damit zerstört man den hart erarbeiteten Wohlstand der Bürger, die mit ihren wahnsinnig hohen Steuerabgaben diese gegen sie gerichtete Politik auch noch finanziell unterstützen müssen.

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