Wandel wollen, Solidarität zeigen!

von Stef Manzini (Kommentare: 0)

  • 800 Menschen zeigten Gesicht bei Protesten rund um den 3. Oktober.
  • Friedenskette, Friedensmarsch, Montagsspaziergang.
  • Überlingen und Baden-Baden im Zentrum der Proteste.
  • 98. Mahnwache für die Freiheit von Julian Assange im Schwarzwald.
  • Menschenkette, Freiheitstrychler, Protestsongs und Theater.
  • Pressefreiheit! Freiheit für Julian Assange! Freiheit für Michael Ballweg!

Was in der lokalen Presse mit „erneut kommen die Querdenker“ betitelt wurde, offenbar um ein griffiges aber zweifelsfrei auch einfältiges Etikett aufzukleben, war ein buntes Wochenende der Aktionen- rund um Frieden, Corona und Julian Assange.

Am Sonntag, den 2. Oktober trafen sich Menschen um für den Frieden zu demonstrieren vor dem Rüstungsbetrieb „Diehl-Defence“, um dann gemeinsam mit den „Freiheitstrychlern“ aus der Schweiz in die Innenstadt zu ziehen. Laut waren die schweren Kuhglocken der „Trychler“ zu hören und gaben dem Protestzug einen bisher in Überlingen noch nie dagewesenen „Sound“. Der gesamte Sonntag stand in der Bodenseestadt unter dem Motto „Frieden, Freiheit, Gleichheit“, um 15 Uhr wurde dann entlang der Seepromenade die Menschenkette gebildet. „Friedenskette Bodensee“, so hatte Gerry Mayr aus Konstanz die Aktion genannt, die an weiteren Teilen des Bodenseeufers und in Konstanz ihre Höhepunkte fand. In Überlingen beteiligten sich rund 300 Menschen an der „Kette“, bei strahlendem Sonnenschein. Die Sonne kam jedoch zuvor in Tröpfchen, so wurde Monika von Tigerström, die einen 30-Minuten-Ausschnitt des Theaterstücks „Der Rattenfänger“, basierend auf Michael Ende, auf dem Landungsplatz aufgeführt hatte, in ihrem härenen Gewandt ziemlich nass, was man der routinierten Schauspielerin jedoch keineswegs anmerkte. Die Regenschirme verdeckten teilweise die Sicht auf die Schauspielerin, die sich den Regen jedoch nicht anmerken ließ, und ein beeindruckendes Können ihres Spiels ablieferte. Die Künstlerin aus Thüringen, die eigens für diese Aufführung nach Überlingen gekommen war, stellte in Aussicht bei entsprechenden Räumlichkeiten erneut anzureisen, um ihr Ein-Personen-Stück dann ganz aufzuführen.

Den „Tag der deutschen Einheit“ am 3. Oktober bestritt dann der „Demokratische Widerstand Überlingen“, der den schon traditionellen „Montagsspaziergang“ bereits um 16 Uhr auf der Hofstatt mit einem Konzert begann. Das Duo „Ziemlich Anders“ und „Eloas Min Barden“ teilten sich die „Bühne“. Die Veranstaltung stand unter der Überschrift „Gemeinsam für Frieden, Freiheit und die Wiederherstellung der Grundrechte“. Die Veranstalter fragten provokant „Welchen Herren dient diese Regierung?“, und attestierten dieser ein katastrophales Politikversagen. Es herrschte eine schöne Atmosphäre auf dem Überlinger Marktplatz, ganz besonders die gelungenen Musikbeiträge kamen bei den rund 150 Teilnehmern gut an. Ergreifend wurde es als „Eloas Min Barden“ sein eigens zum Flugzeugabsturz über Überlingen komponiertes Lied darbot.

In Baden-Baden formierte sich ein Friedensmarsch, der ganz ohne Trommeln und Pfeifen durch die Altstadt zog. Die etwa 200 TeilnehmerInnen kamen aus dem Schwarzwald in die alte Bäderstadt, um ihren Wunsch nach Frieden zu bekunden. Gleichzeitig wurde in Baden-Baden die 98. Mahnwache für die Freiheit von Julian Assange abgehalten. Veranstalter der Aktionen im Schwarzwald waren die „attac-Gruppe“ und der Friedensmarsch, unterstützt wurden sie dabei von „dieBasis“. Stef Manzini von der stattzeitung.org war als Hauptrednerin zum Thema Pressefreiheit und Freiheit für Julian Assange eingeladen.

Am Montag, den 10. Oktober stießen Cornelia Morche und Stef Manzini von der stattzeitung.org in Überlingen die Aktion: „Pressefreiheit! Freiheit für Assange! Freiheit für Ballweg!“ an. Auf der Kundgebung beim „Montagsspaziergang“ zitierte Cornelia Morche dazu aus dem neu erschienen Buch „Die vierte Gewalt“, von Richard David Precht und Harald Welzer. Die beiden Mainstream-affinen Autoren, Philosoph und Sozialpsychologe, mussten angesichts des „Ukraine-Kriegs“ und ihrem Wunsch nach einem sofortigen Stopp der Waffenlieferungen viel Häme einstecken. „Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“, so der Buchuntertitel, erlebten die Autoren jetzt am eigenen Leib. Sie attestieren den sogenannten Leitmedien Konformität- eine Erfahrung die andere Journalisten und LeserInnen bereits während der „Pandemie“ hinlänglich gemacht haben. Zum Thema was läuft in den öffentlich-rechtlichen Medien falsch und warum bekämpfen sie die alternativen Medien derartig, ist gerade ein Interview mit dem sehr geschätzten Kollegen und Publizisten Dirk Pohlmann erschienen, dass in Wien während der „Better-Way-Media-Konferenz“ von Vivien Vogt (AUF1.TV) geführt wurde.

„Pressefreiheit ist an dem Tag an dem Julian Assange als freier Mann das Gefängnis verlässt“, sagte Stef Manzini. Die Inhaftierung Michael Ballwegs bezeichnete sie als „Abschreckungsmaßnahme“, längst regiere die Politik in Medien und Justiz hinein, so die Redakteurin der stattzeitung.org. Weitere Informationen zu der Aktion "#RAISETHEVOLUME ! WERDET LAUT!“ rund um die „Dreifache-Freiheit“ findet man auf stattzeitung.org. Wer sich einmal in den „Fall-Assange“ einlesen möchte, erhält das sehr zu empfehlende Buch „Freiheit für Julian Assange- dont´t kill the Messenger“ von Mathias Bröckers ab sofort in der Buchhandlung Odilia in Überlingen, oder in ihrem Onlineshop.

Befragt nach ihren Motiven auf die Straßen zu gehen und ihr Gesicht zu zeigen, sagten die meisten der dazu angesprochenen Teilnehmer der verschiedenen Aktionen, sie wollten einen Wandel herbeiführen und sich solidarisch mit den Menschen erklären, die durch ihr mutiges Handeln Repressionen ausgesetzt seien. Darin sehen die Befragten das Potential der Krisen. Dass es einen heißen Herbst geben und dass er dennoch friedlich bleiben könnte, zeigten die Auftaktveranstaltungen im Süden Deutschlands. Man sollte die Menschen sehr ernst nehmen, die dem Ausdruck verleihen wogegen sie sind, wofür sie einstehen, was sie einfordern und ihre Bereitschaft demonstrierten dafür auf die Straße zu gehen. Das ist elementar wichtig für eine funktionierende Demokratie und macht den Begriff „Meinungsvielfalt“ lebendig. Es kann und darf nicht wahr sein, dass man sich nur durch Gewalt Gehör verschafft, deshalb sollten die Politiker bis hinab ins Kommunale jetzt genau hinhören und den Demonstranten nicht weiter den Diskurs verweigern.

Der Streifzug in Bildern entstand in Überlingen und in Baden-Baden bei den verschiedenen Aktionen. Bunte Vielfalt statt grauer Starre könnte man ihn gewiss übertiteln.



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