„Wenn der Staat alles vorschreibt dann läuft was schief", Volker Mayer-Lay

von Stef Manzini (Kommentare: 1)

Bild: Stef Manzini

Der Bundestagsabgeordnete Volker Mayer-Lay (CDU) sagt so interessante Sachen wie es wäre jetzt der denkbar falscheste Zeitpunkt, um über eine Impfpflicht nachzudenken. Er stellt fest, das die Spaltung der Gesellschaft durch die „Corona-Pandemie“ auch durch Unwissenheit herbeigeführt worden ist, und er hofft das künftig auch abseitige Expertenmeinungen dazu Gehör finden. Der Rechtsanwalt aus Überlingen möchte die Bodenseeregion in einen Technologie-Standort für „Wasserstoff“ verwandeln. Mayer-Lay ist „ein Kind der Region“ einer „von hier“, vom See, das Highlight des Sommers war für den heimatverbundenen Politiker natürlich das Promenadenfest. Der neue Bundestagsabgeordnete ist unverbraucht und modern, hat Bodenhaftung und bezieht auch zu sperrigen Themen Stellung, und nimmt  im s!!z-Interview kein Blatt vor den Mund.

s!!z: Lieber Herr Mayer-Lay, ich habe diesen Ort mit Bedacht gewählt, hier direkt am St. Nikolaus Münster in Überlingen, ein Ort das darf ich schon sagen, der unser Leben mitprägte.

VML: „Ja, auch für mich ist das ein zentraler Ort. Zuerst denke ich natürlich an die feierlichen Schwedenprozessionen, an denen ich nicht nur als Stadtrat teilgenommen habe. Als Nussdorfer war ich aber kirchlich in Richtung Birnau orientiert, dort bin ich getauft, hatte meine Kommunion und Firmung.“

s!!z: Sie sind selbst noch Mitglied der katholischen Kirche?

VML: „Ja“

s!!z: Wie viel Verständnis bringen Sie auf für die Menschen die mittlerweile ausgetreten sind?

VML: „Das ist eine sehr individuelle Entscheidung aber man sollte konsequent sein und sich dabei nicht die Rosinen herauspicken. Ich schiele jetzt in Richtung des Bundesfinanzministers Christian Lindner, der die Kirche bei seiner Hochzeit auf Sylt lediglich als Kulisse benutzte, ohne dass er oder seine Frau ihr angehören.
Für viele Menschen ist der Austritts-Grund die unentschuldbaren und grauenhaften Vorkommnisse in diesem geschützten Raum Kirche, in dem man Beistand bekommen sollte. Dafür kann ich natürlich schon Verständnis haben. Man darf aber nicht die ganze Kirche in Haftung nehmen.“

s!!z: Haben sie persönlich einen Wunsch an die Kirche, damit meine ich nicht Überlingen, sondern die Katholische Kirche in Deutschland?

VML: „Der Zeitgeist marschiert den konservativen Kirchen davon in einer Zeit die aktuell sehr schnell ist, da kommen sie manchmal nicht hinterher. Prozesse, wie den Mut zur Diskussion, sollten aber in der Kirche befördert werden. Ich glaube, dass die Kirche wie sie es immer getan hat, dann da auch letztlich wieder mitkommt. Ein radikaler und zu schneller Wandel ist, glaube ich, nicht gut. Ein Anker ist kein Anker, wenn er sich dauernd verrückt.“

s!!z: Kommen wir sofort zu dem Thema, was die Deutschen aktuell mehr bewegt als alles andere. Wie soll wirksam die rasante Verarmung bis in die Mittelschicht der Bevölkerung und der mittelständischen Wirtschaft gestoppt werden?

VML: „Wer ist Profiteur der Inflation? Der Staatshaushalt. Stichwort Mehrwertsteuereinnahmen. 1 Billion das ist eine Eins mit zwölf Nullen, betragen die Steuereinnahmen in diesem Jahr. Der Staat muss möglichst zielgerichtet das Geld wieder in die Bevölkerung hineingeben, aber zielgerichtet ist dabei eben das Zauberwort. Wir haben bislang ein Gießkannenprinzip mit Lücken erlebt. Das heizt die Inflation weiter an und ist der völlig falsche Ansatz.“

s!!z: Alles spricht jetzt über die vom Bundeswirtschaftsminister Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) gemachte Gasumlage. Es hagelt auch deshalb Kritik, weil sie ungerecht und schlecht gemacht sei. Was sagen sie zu dieser Umlage, von der auch die Unternehmen profitieren, die riesige Gewinne einfahren. Ist die Zeit nicht reif für eine Übergewinnsteuer?

VML: „ Die Gasumlage ist gescheitert und ungerecht. Sie sollte rückgängig gemacht werden. Wir können den Verbrauchern doch nicht zumuten, noch eine Umlage zusätzlich zu den ohnehin schon unerträglich gestiegenen Gaskosten zu bezahlen. Die Übergewinnsteuer hätte tatsächlich ihre Berechtigung, aber in einer moderaten Ausformung. Die großen Energiekonzerne sollen sich ja umbauen, um die Energiewende voranzutreiben. Das kostet Geld. Die brauchen daher eine gewisse Planungssicherheit. Die Atomkraftwerke könnten helfen, aber die sind noch die letzte Bastion der Grünen, das kann Habeck seiner Partei wohl nicht zumuten.“

s!!z: Hier kommt die obligatorische Frage jedes unserer diesjährigen Sommerinterviews: Haben sie ihren Duschkopf schon getauscht?

VML: (lacht) „Ich habe schon seit mehreren Jahren so einen „Habeck-Duschkopf“, da brauchte ich die Empfehlungen nicht dazu.“

s!!z: Was halten sie generell von Verhaltensmaßregeln alla Duschkopf und Waschlappen?

VML: „Völlig daneben, wenn es so losgeht, dass uns der Staat alles vorschreibt, dann läuft was schief. Eine Sensibilisierung ist natürlich wichtig. Der verantwortungsvolle Bürger weiß aber, wie er richtig handelt.“

s!!z: Michael Kretschmer, Ministerpräsident in Sachsen und ihr Parteifreund, ließ sich unlängst fast zerlegen von Markus Lanz und Katrin Eigendorfer (Journalistin) wegen seiner Forderung nach einem sofortigen „Einfrieren“ des Ukraine-Krieges. Er meint Waffenstillstandsverhandlungen auf diplomatischem Weg müssten sofort begonnen werden. Kretschmer sieht diesbezüglich kein konsequentes Handeln seitens der Bundesregierung. Sie sagten uns im s!!z-Interview im April diesen Jahres sinngemäß „Kugel stoppt Kugel“- also mehr und schneller Waffen in die Ukraine. Wie geht´s  also weiter mit dem Ukraine-Krieg und machen wir es bisher richtig?

VML: „Ja, wir machen das richtig. Es sollten selbstverständlich alle Möglichkeiten ausgelotet und ausgeschöpft werden, dem Blutvergießen ein Ende zu setzen. Waffenstillstand meint aber für mich auf Augenhöhe der Ukraine mit Russland und mit ergebnisoffenen Verhandlungen. Da sehe ich Russland im Moment nicht. Es war richtig die NATO-Beitrittsgespräche und entsprechende Verhandlungen waren gut in den Raum zu werfen, um die Position der Ukraine zu stärken. Die militärische Situation der Ukraine muss aufrecht erhalten werden. Wir warten eigentlich auf das Patt. Ich glaube, das kommt nicht in Jahren sondern in Monaten, das sehe ich auch im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages, dem ich ja angehöre. Der Winter wird die Not an der Front auf beiden Seiten verstärken. Langsamkeit bei Waffenlieferungen ist in diesem Fall kontraproduktiv. Die Grenzen  des souveränen Staates Ukraine dürfen nicht durch Gewalt verschoben werden, auch wenn wir natürlich wissen, dass es ethnische russische Mehrheiten auch in manchen Städten der östlichen Ukraine gibt“.

s!!z: Im s!!z-Interview im April 2022 sagten sie, sie wären gegen allgemeine Corona-Impfpflicht, wie sieht´s jetzt aus, wie stehen sie dazu, und zu Schulschließungen und weiteren Ausgrenzungen aus dem sozialen und kulturellen Leben für Ungeimpfte, die uns unter Umständen wohl auch im Herbst/Winter wieder einholen könnten?

VML: „Ich hatte in den vergangenen Corona-Wintern den Eindruck, dass die Maßnahmen sehr viel auf den Schultern der Kleinsten und der Ältesten unserer Gesellschaft ausgetragen wurden. Beides darf es nicht mehr geben. Im Moment ist Corona keine große Gefahr, das kann sich natürlich wieder verändern. Eine allgemeine Impfpflicht wäre jedoch momentan so unverhältnismäßig wie nie zuvor.“

s!!z: Immer mehr Meldungen über teilweise schwere Nebenwirkungen der C-Impfung erreichen uns. Aktuell nenne ich die CDC-Studie (Center for Disease-Control, einer amerikanische Gesundheits-Behörde) aus den USA vom 11. August 2022 mit so gravierenden wie schockierenden Ergebnissen, wie einem Anstieg der Myoperikarditis-Fälle (Herzmuskelentzündung) nach „Covid-19-Impfung“  um das 885-fache. Die US-amerikanische Behörde hat daraufhin ohne großes Aufsehen am 11. August 2022 alle ihre Covid-19-Richtlinien aufgehoben. Kommen derartige Forschungsergebnisse bei Ihnen oder generell bei den Bundestags-Abgeordneten an? Wann reagiert die Bundes-/Landesregierung darauf?

VML: „Ich glaube, dass jetzt ein deutlich differenzierterer Blick auf das Virus und auf die Impfstoffe notwendig ist. Die Breite der Wissenschaft muss wieder viel mehr die Basis für die politischen Entscheidungen werden. Die Mindermeinung von anerkannten Wissenschaftlern darf dazu nicht einfach zur Seite geschoben werden, wie das bisher der Fall war. Das Gegenteil einer Impfpflicht ist die freie Entscheidung jedes Bürgers, die es wie bei allem anderen auch sein sollte.“  

s!!z: Eine aktuelle dänische Studie, befragt wurden 10.000 Menschen in über 20 Ländern, hat ergeben, dass „Geimpfte“ sehr starke Vorurteile gegen „Ungeimpfte“ haben. In Deutschland sind die Ergebnisse besonders eklatant. Dort stehen „Ungeimpfte“  in der „Beliebtheit“ bei den Befragten im Ranking auf gleicher Höhe mit Mehrfachstraftätern, Psychopathen oder Drogenabhängigen und sind um das 2,5-fache so unbeliebt wie Flüchtlinge aus dem Nahen Osten. Umgekehrt ergab die Studie, dass „Ungeimpfte“ in Deutschland sehr wenig Vorurteile gegen „Geimpfte“ haben.  Wie kriegen wir das massive soziale Spannungsfeld in unserer Gesellschaft wieder zusammen?

VML: „Das ist nicht versehentlich passiert. Die Ungeimpften wurden als unsozial dargestellt. Das war auch ein Ergebnis des zweiten Corona-Jahres maßgeblich war dafür auch die Unwissenheit. Die Zeit wird die Wunden heilen. Es wird Zeit brauchen dieses wieder aus den Köpfen herauszuwaschen.“

s!!z: Sie hielten ihre erste Rede im Frühling 2022 im Deutschen Bundestag, wie war das, wie ist etwas zu sagen und ein paar Millionen Menschen hören an den Bildschirmen zu? Hatten Sie  Puls?

VML: „Ja, dadurch dass auch alle mich fragten, bist du aufgeregt, wird man alleine schon aufgeregt. Ich habe das aber gehandhabt wie immer, ob ich vor wenigen oder vielen Menschen spreche, ich habe mich gut vorbereitet. Eine gewisse Nervosität ist doch aber ganz in Ordnung. Klimaanpassung war das Thema und ich sprach zu einem Gegenentwurf der Union zu einem Gesetzentwurf der Ampel.“

s!!z: Wofür kämpfen sie ganz besonders in unserer Bodensee-Region?

VML: „Unsere Region ist Deutschland im kleinen mit allen Problemen und Chancen. Bundespolitisch würde ich mir wünschen, daxs wir Wasserstoff-Region würden. Wir haben viele Global-Player wie zum Beispiel ZF, Airbus, Rolls Royce und so weiter. Ich weiß, dass da der Wille ist mehr in Sachen Wasserstoff zu machen und hier dafür eine Infrastruktur aufzubauen. Das Stadtwerk am See ist auch mit dabei. Technologieoffenheit um in die Breite zu gehen und Wasserstoff zu nutzen, denn er hat die Eigenschaft unser Speichermedium werden zu können. Speicher sind unser Problem, daher sollten die Kommunen die Gasnetze ertüchtigen, dass da Wasserstoff durchfließen kann, denn wir wollen ihn in Leitungen transportieren. Ich kann Wasserstoff speichern und als Strom einsetzen und ich kann ihn auch als Antriebsstoff nehmen. Es braucht mehr als Windkraft und Elektromobilität. Da machen die Grünen einen falschen Punkt. Das nenne ich kurzsichtig.

s!!z: Was war für sie ganz persönlich ein privates Highlight dieses Sommers?

VML: „Endlich wieder Promenadenfest in meiner Heimatstadt Überlingen feiern zu können.“

s!!z: Lieber Volker Mayer-Lay, wir danken ihnen sehr herzlich für dieses Gespräch.

Lesen Sie hierzu gerne auch den s!!z-Bericht Jetzt Bundestagsentscheidung zur Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine?.


Volker Mayer-Lay ist seit dem 26. September 2021 der gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete für den Bodenseekreis. Zuvor war er Ortschaftsrat in Nussdorf 10 Jahre, Stadtrat Überlingen 5 Jahre, im Kreistag seit 2019 und Mitglied der Regionalverbandsversammlung (Vertreter FN, RV, SIG,) da geht es viel um Verkehr, Wirtschaft, und so weiter.

Volker Mayer-Lay wurde am 22. Juni 1981 in Überlingen geboren und arbeitet seit dem Abschluss des Zweiten Juristischen Staatsexamen als selbstständiger Rechtsanwalt. Nach der Zulassung zum Anwalt schloss er eine Ausbildung zum Mediator und Systemcoach sowie den Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht und Verkehrsrecht an.


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Kommentare

Kommentar von Felix Zimmer |

Danke für dieses sehr gute Interview. Ich durfte Herrn Mayer-Lay dieses Jahr kennenlernen. Er ist sympathisch, antwortete auf Schreiben von mir und Kollegen aus der Pflege durchdacht und mit eigener Position zu Sachverhalten und man merkte gleich, dass er sich mit den unterschiedlichen Themen auseinandergesetzt hat. Von den Grünen oder der SPD kamen als Antwort Formvorlagen, welche ich als verhöhnend wahrnahm. Die Wasserstofftechnologie halte ich für längst überfällig, Vorstöße in diese Richtung halte ich für zukunftsträchtig. Sich den Überschuss an Energie des Sommers für den Winter nutzbar machen, würden viele unserer Probleme lösen. Ich hoffe, dass mehr Menschen wie Herr Mayer- Lay ihren Weg in die Politik finden und das ständige und unerträgliche "Nannytum" von Haberböcks (klingt besser als die Grünen, denn Umweltschutz war gestern vor E-Auto-Lobby und Gentherapie für alle) und natürlich auch von den arbeitnehmerfeindlichen Sozialdemokraten und gleichgeschalteten Konsorten in den "Eliten" und Medien ein schnelles Ende (Ende ihrer Macht, ich bin für Gewaltfreiheit) finden. Nebenbei sollte man sie nach ihren Leistungen bezahlen und sie auch für ihre Taten belangbar machen (auch hier soll Rechtsstaatlichkeit walten). Es müssen gute Lösungen her, welche auch von den Menschen gewollt werden. Es wären mit Sicherheit gute Kompromisse möglich, bei denen alle zu Gewinnern werden. Dazu muss man sich nur auf Augenhöhe bewegen. Jeder und jede sollen solange machen können was er oder sie will, solange davon andere nicht gefährdet oder einschränkt werden. Grundrechte müssen für alle gelten. Besonders dann, wenn sie uns vor Willkür von vermutlich Verrückten (Lauterbach) schützen.

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