Alarm: Affenbergpocken - ACHTUNG SATIRE!
von Stef Manzini (Kommentare: 1)
Neulich im Straßencafé, ich belausche ein Gespräch meiner beiden Tischnachbarinnen. Die beiden jungen Mütter lassen es sich gutgehen, bei Spaghetti-Eis und Latte Macchiato. Drei Kinder spielen unweit und so können ihre Mamis ungestört plaudern.
„Du, Heike ich würde schon gerne mit den Kindern zum Affenberg gehen, sie haben sich so darauf gefreut.“ Die Angesprochene zuckt mit den Schultern. „Diana, ich weiß nicht so recht, ich habe da jetzt einfach ein ungutes Gefühl, ja mir geht´s damit nicht richtig gut“. Schweigen und ein langer Blick zu den beiden Mädchen und dem Buben. Dann sagt Diana: „Der Kevin möchte da aber unbedingt hin, er hat die ganze Fahrt hier runter nur über Affen geredet“. Heike verzieht das Gesicht, ihr ist offensichtlich unbehaglich. Dann fällt das Wort, auf das ich schon gewartet habe, Affenpocken.
Heike rührt in ihrem Glas und erklärt: „Ich weiß jetzt einfach nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist, also ich bin da unsicher wegen der Affenpocken. Solange noch nicht klar ist, wie man sich da ansteckt... da sollten wir vorsichtig sein, gerade mit den Kindern“.
Diana überlegt: „Naja, ob man sich da bei den Affen anstecken kann, das weiß ich natürlich auch nicht, aber wenn das so wäre, hätten sie den Affenberg doch bestimmt schon gesperrt“. „Ha“, Heike verzieht das Gesicht, „so schnell kommt das ja oft gar nicht raus, und dann ist´s schon zu spät“. Diana überlegt: „Da haste allerdings recht, war das bei Corona nicht auch erst eine Fledermaus?“ Nun triumphiert Heike: „Genau, du sagst es, kann doch sein, dass die Affen die Pocken übertragen, oder nicht?“
Nun mische ich mich ein: „Entschuldigung, aber ich habe Ihr Gespräch gehört, und da muss ich Ihnen sagen, neulich hörte ich von Affenbergpocken.“ Die beiden sind entsetzt, das sehe ich an ihren Gesichtern. Ich unternehme keinen Versuch, meinen Scherz zu entlarven und setze noch oben drauf, wir hätten es hier in Salem mit einer ernsthaften Gefahr zu tun, zumal die Affenbergpocken sehr viel gefährlicher wären als die herkömmlichen Affenpocken. Ich betone das Wort „Berg“, und warte gespannt auf die Wirkung. „Ja“, sagt Heike zu meinem großen Erstaunen, davon habe sie auch schon gehört, dies sei aber noch nicht offiziell bestätigt. Sie setzt erklärend hinzu, bei Corona hätte das ja auch eine Weile gedauert. „Siehste, ich hab dir ja gesagt, der Affenberg ist zur Zeit einfach ein Risiko.“ Diana weiß jetzt, dass Kevin keine Chance mehr hat, Affen zu treffen und wirkt verunsichert. „Ja, wenn das so ist, dann will ich da natürlich auch nicht hin“, bekräftigt Diana. Ich blicke den beiden Müttern fragend ins Gesicht, kann aber keine Entspannung feststellen.
Verblüfft betrachte ich die Wirkung meiner Worte, so entsteht also eine Wanderlegende. So nennt man unter Journalisten eine falsche Behauptung, die sich dann verbreitet und letztlich oft so endet: „Na, irgendwas wird schon dran sein.“ Im Volksmund heißt das schlicht und ergreifend ein Gerücht. Ganz schnell damit aufhören, denke ich, obwohl ich freimütig gestehe, dass ein kleiner Teil in mir händereibend gerne weitermachen würde. Fröhlich erkläre ich ihnen aber dann, das Ganze sei nur ein Scherz, selbstverständlich gebe es gar keine Affenbergpocken und von einer direkten Übertragung der Pocken vom Affen zum Menschen hätte ich auch noch nie gehört. Es dauert eine kleine Weile bevor der Groschen fällt. Diana lacht erleichtert auf, aber Heike mustert mich finster.
Oje, denke ich, jetzt wird sie gleich richtig sauer. "Kommen Sie", sage ich, "es hat einfach Spaß gemacht, Sie auf den Arm zu nehmen." Kennen Sie das auch, die Versuchung ist einfach zu groß, um zu widerstehen. „Affenpocken sind aber gar nicht lustig“, mault Heike und da bricht Diana für mich das Eis und rät ihrer Freundin: „Nun komm schon, bist doch sonst auch nicht so.“ Heike gibt sich einen Ruck und dann lachen wir alle drei- und das tut so gut! Ich erinnere mich an einen Spruch, den mein Vater als Bild aufgehängt hatte: „Wohl dem, der´s Beste nicht verlor, im Lauf des Lebens den Humor.“
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Kommentare
Kommentar von Borwin Beer |
zum Humor, da fällt mir ein Gedicht von Wilhelm Busch ein, was gut zu unserer jetzigen, bedrohlichen Zeit passt.
Der humorvolle Vogel
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim.
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher,
Kommt dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: wie das so ist.
Und weil mich doch der Kater frisst.
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquillieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel scheint mir hat Humor.
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